Fremdwasser schießt in einem weiten Bogen von außen in den Kanal. Schuld ist eine marode Dichtung zwischen den Rohren. Andere Stücke weisen lange Risse auf oder sind in Scherben zersplittert. Es sind spektakuläre Bilder, die Andreas Rußwurm im Gemeinderat vorstellte. Sie zeigen jedoch auch, dass beim Kanalnetz einiges im Argen liegt. Die Bilder stammen von einer aktuellen Befahrung der Kanäle mit Kameras. Besonders betroffen ist der südliche Teil der stark befahrenen Würzburger Straße, in dem eine der Hauptkanäle Günterslebens liegt. "Wir haben hier eine ziemlich üble Stelle", fasste der Ingenieur zusammen. Der Kanal liegt hier so tief, dass Grundwasser in den Schmutzwasserkanal eindringt.
Dies hat Folgen: "An der Kläranlage kommt viel zu viel Fremdwasser an", so Rußwurm. Die in die Jahre gekommene Kläranlage wird zusätzlich belastet. "Der Verschleiß an den Pumpen war immens". Die Reinigungsleistung sinkt, im Gegenzug steigt die Abwasserabgabe, die die Gemeinde an den Freistaat zu leisten hat. Die Mehrkosten in der Kläranlage seien jedoch nur schwer in konkrete Zahlen zu fasse, so Rußwurm. Der Grundwassereintrag schwankt von Jahr zu Jahr. In diesem Jahr hatte der Dürrbach fast das ganze Jahr über Wasser geführt, anders als in den zurückliegenden Trockenjahren. Rußwurm kennt das Kanalnetz wie kaum ein anderer. Er und das Büro Auktor aus Würzburg betreuen es seit vielen Jahren. Seine Einschätzung hat Gewicht.
Gemeinde plant nun größere Ausgaben
Die Gemeinde ist alarmiert und plant nun größere Ausgaben, um das Kanalnetz an den Schwachpunkten zu sanieren. Die Gemeinde hatte auch schon früher mit Kanalbefahrungen das Abwassernetz im Blick und es gab bereits an mehreren Stellen eine Sanierung. Die Kanäle unterliegen jedoch Alterungsprozessen. Es sei daher stets mit neuen Schäden zu rechnen. Die erste Etappe, etwa 330 Meter in der Würzburger Straße, könnte dabei weitgehend ohne größere Bauarbeiten vor sich gehen. Hier reicht, so Rußwurm, eine sogenannte Inliner-Sanierung, bei der ohne Einsatz eines Baggers ein Epoxidharz-Schlauch in das Rohr eingeblasen und anschließend so aufgeblasen wird, dass es das Rohr wieder abdichtet. Der Kanal ist damit so gut wie neu und hält mindestens 30 weitere Jahre. Die Kosten schätzt der Experte auf 240.000 Euro.
Doch das ist nicht alles. Es gibt weitere Kanäle mit dringendem Sanierungsbedarf. Der Experte sieht auf weiteren 240 Metern in der Würzburger Straße in Richtung Kreuzung und auch an mehrere Stellen in den Seitenstraßen Handlungsbedarf. In den höher gelegenen Seitenstraßen, wo sich noch alte Steingutkanäle befinden, findet kein Eintritt von Grundwasser statt. Umgekehrt, hier tritt Schmutzwasser aus. Dies ist kaum weniger problematisch. Rußwurm kommt auf weitere Kosten von geschätzt 320.000 Euro. Hier ist auch der größte Eingriff in den Verkehr nötig. Ob die Bauarbeiten noch in diesem Jahr beginnen, ist offen. Dies hängt ab vom Ergebnis der Ausschreibung. In den Haushalt für 2025 sollen vorerst 650.000 Euro eingestellt werden. Die Fertigstellung ist für Herbst 2025 vorgesehen.
Auch die Kläranlage benötigt hohe Investitionen
Die Kanalisation ist kostendeckend zu betreiben. Die Bürger können sich auf höhere Gebühren einstellen. "Den Kanal brauchen alle, er gehört allen Bürgern", erklärte Bürgermeister Michael Freudenberger. Dabei bleibt es nicht. Auch die Modernisierung der Kläranlage, die 1990 errichtet wurde, benötigt Investitionen ebenso wie der Umbau der Entwässerung auf ein Trennsystem mit weiteren Rigolen und Absetzbecken in der Schönbrunnen und der Gramschatzer Straße. Die entstehenden Kosten können, bestätigt der Bürgermeister auf Nachfrage, vermutlich nicht über die monatlichen Abewasser-Gebühren finanziert werden. Er rechnet derzeit damit, dass die Gemeinde nicht umhinkommt, einen einmaligen Ergänzungsbeitrag zu erheben.

