Holger Metzger hat verrückte Ideen. Einfälle, die sein Umfeld mit einem ungläubigen Staunen belächeln. Als er vor sechs Jahren die rostigen Stahlteile der alten Segnitzer Mainbrücke gekauft hat und sie danach jahrelang auf einem Acker bei Bolzhausen lagerte, schüttelten viele mit dem Kopf. „Was will er denn jetzt damit?“ fragten sich einige Leute aus dem Dorf.
Erst recht für spinnert hielten sie den jungen Mann, als er ihnen von seiner Idee erzählte: Im Ochsenfurter Gau will er einen Biergarten, samt See und Kulturbühne entstehen lassen. Die ehemalige Segnitzer Mainbrücke ist dabei das tragende Element – sie wird die Terrasse für das Restaurant.
Tatsächlich sah alles lange Zeit so aus, als seien dies wirklich nur die eines Traumtänzers. Sechs Jahre ist es her, da wurde in Segnitz die Mainbrücke abgebaut und Holger Metzger hat zugeschlagen. Seitdem lagern die mächtigen Kolosse aus Stahl auf einem Acker gleich neben der Wiesenmühle, in der Metzger wohnt. Metzger selbst gibt seinen Beruf als selbstständigen Bauträger an. Zuvor war er Geschäftsführer. Vor zwei Jahren ist er für die CSU als Bürgermeisterkandidat in Sonderhofen angetreten.
Arbeiten im Untergrund
Im Jahr 2014, so hatte Metzger mal ganz am Anfang die Vorstellung, sollte alles fertig sein. Getan hat sich aber nichts. Zumindest nicht nach außen hin. „Dafür ist viel im Untergrund passiert“, lacht der smarte Typ. Stromleitungen wurden verlegt, Kanäle, Rohre verteilen sich unterirdisch über 1,6 Hektar.
Vor ein paar Tagen dann rückte ein 200-Tonnen-Kran an und hob die Brückenteile an. 15 Tonnen wiegt ein Teil, sechs sind es insgesamt. 51 Meter Brücke sind jetzt wieder zusammengebaut. Abgeschirmt von neugierigen Blicken steht das Stahlgerüst hinter einem angepflanzten Wall, der Biergarten und Restaurant abschirmt. Anfang September sollen zwei große Kräne die Brücke schließlich in ihre endgültige Position heben. Auf den ursprünglichen Muschelkalkstützen, soll sie einen künstlich angelegten See überspannen.
Fabel für alte Baustoffe
Den See gibt es schon, auch die Pfeiler ragen aus dem Wasser. Optisch soll die Brücke ihren rostigen Charme behalten, sagt Metzger. „Das grüne Alte ist es, was die Brücke ausmacht.“ Einmal sandgestrahlt statt neu lackiert also. Holger Metzger hat ein Faible für alte historische Baumaterialien. Einiges davon ist jetzt schon auf dem 1,6 Hektar großem Gelände zu sehen.
Alte Backsteine im Loungebereich, ein alter Dachstuhl aus einem Fachwerkhaus, Felsen, Natursteinwege – alles was später zu sehen ist, entsteht aus alten Baustoffen.
Und überall stehen alte Motoren als Dekoration. Sogar ein Kneipp-Becken aus Muschelkalksteinen gibt es im Biergarten. Daneben, im Lounge-Bereich, stehen Liegen – nicht nur zum Entspannen, sondern auch um gechillt in die Abendsonne zu blicken.
Unweit davon wird die Bühne sein. Musiker, Kabarettisten und andere Künstler sollen hier auftreten. Selbst bei schlechtem Wetter, denn der Vorbereich der Bühne kann dann mit einem Banner überspannt werden.
Bamberger Biergarten
Die wieder errichtete Segnitzer Mainbrücke wird die Terrasse für das Restaurant werden. Sitzen werden die Gäste später auf natürlichem Lärchenholz. Um den See herum entsteht der Biergarten. Die Gäste dürfen sich ihre Brotzeit selber von zu Hause mitbringen – eine Tradition, die Holger Metzger aus seiner Zeit in Bamberg kennt.
Das Bier allerdings, natürlich werden auch oberfränkische Sorten ausgeschenkt, müssen die Gäste vor Ort kaufen.
Neben dem Biergarten entsteht der Spielplatz. Auch er ist mit 400 Quadratmetern überdimensional geplant. Und auch hier kommt Metzgers Leidenschaft für Nostalgisches zum Tragen. In einem alten Eisenbahnwaggon dürfen die Kinder malen. Ein mindestens 40 Jahre altes Feuerwehrauto steht zum Spielen bereit. Ein Kletterturm und andere Spielgeräte werden noch gebaut.
An alles gedacht
Beheizen will Metzger alle Gebäude mit Biomasse. Weil es nicht nur ökologisch ist, sondern er so auch den nötigen Wärmebedarf bekommt, der allein schon durch die Größe des Restaurants und der Versorgungsgebäude besonders hoch sein wird. Holger Metzger hat an alles gedacht. 100 Parkplätze werden geschaffen, Ladestationen für E-Bikes und Elektroautos stehen bereit und sogar eine Kapelle will Metzger bauen
„Wenn der Pfarrer mitspielt, kann hier sogar geheiratet werden“, sagt er. Für Juni und Juli ist das Restaurant mit seinem 380 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal schon für die ersten Hochzeitsfeierlichkeiten gebucht, erzählt Metzger. Bis dahin muss natürlich alles fertig sein. Und Metzger ist zuversichtlich, dass er das auch schafft. Bis Mitte Dezember soll der Außenbereich fertig sein, danach ist der Innenausbau dran. Seine Pläne sind also alles andere als Luftnummern.