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GAUKÖNIGSHOFEN: Der Kuckuck ruft immer früher

GAUKÖNIGSHOFEN

Der Kuckuck ruft immer früher

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    Kaum satt zu kriegen: Das Kuckucksküken bettelt einen Teichrohrsänger um Futter an. Den kleinen Vögeln jubeln die Kuckuckseltern bevorzugt ihre Eier unter. Aus der immer früheren Rückkehr der Vögel aus ihrem Winterquartier schließt Jäger Gerhard Klingler auf den Klimawandel.
    Kaum satt zu kriegen: Das Kuckucksküken bettelt einen Teichrohrsänger um Futter an. Den kleinen Vögeln jubeln die Kuckuckseltern bevorzugt ihre Eier unter. Aus der immer früheren Rückkehr der Vögel aus ihrem Winterquartier schließt Jäger Gerhard Klingler auf den Klimawandel. Foto: Foto: NABU

    „Tendenziell beginnt der Kuckuck immer früher zu rufen“, sagt Klingler. Seit 1993 beobachtet er alles, was sich in seinem früheren Jagdrevier in der Nähe von Langensteinach tut. Er lauscht den Liedern der Feldlerche, beobachtet die Rotmilane und Wildtauben.

    Sein Interesse an der Natur geht über die Jagd weit hinaus. Dass es nicht mehr viele wie ihn gibt, bedauert Klingler zutiefst. Denn nur, wer die Vorgänge in der Natur im Zusammenhang begreife, könne die Tier- und Pflanzenwelt auch effektiv schützen, sagt der Jäger.

    Deshalb hat er den Kuckuck zum Objekt seiner Beobachtungen gemacht. Gerhard Klingler glaubt, am Verhalten des Zugvogels Hinweise auf die globale Klimaerwärmung erkennen zu können.

    Der Kuckuck, der äußerlich einem Raubvogel ähnelt, ernährt sich von Insekten und muss deshalb Mitteleuropa in der kalten Jahreszeit verlassen. Wenn er im Frühjahr aus seinem Winterquartier in Äquatornähe zurückkommt, beginnt er sogleich mit der Balz. Sein erster Ruf markiert also das Datum seiner Rückkehr.

    Warum aber trifft der Kuckuck immer früher im Jahr in Deutschland ein? Gerhard Klingler glaubt, dass die Erklärung im Brutverhalten des Vogels zu finden ist. Bekanntermaßen legt der Kuckuck seine Eier in die Nester anderer Vögel, auf dass sich diese um Brut und Aufzucht der Kuckuckskinder kümmern mögen.

    Sein liebster Wirt ist der Teichrohrsänger. Auch dieser Zugvogel kehrt tendenziell früher aus seinem Winterquartier zurück. Möchte ihm also der Kuckuck seine Eier rechtzeitig unterjubeln, muss er sich an dem Wirtsvogel orientieren und seinen Winterurlaub ebenfalls abkürzen, glaubt Klingler.

    Wenngleich der Jäger seit mehr als 20 Jahren akribisch seine Aufzeichnungen führt – einen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt er nicht. Zumal er bei anderen Vogelarten den Trend zur immer früheren Rückkehr bislang nicht bestätigt fand. Beim Star geht die rote Linie in Klinglers sorgfältig erstellten Diagrammen wild auf und ab, ebenso wie bei der Feldlerche und der Wildtaube.

    Dem Jäger ist aber etwas Anderes wichtig: Er will zeigen, dass jede Erscheinung in der Natur Ursachen und Folgen hat, dass alles ineinandergreift. Erkannt hat er in all den Jahren vor allem Eines: „Eine intakte Natur gibt es bei uns nicht mehr.“

    Klingler erklärt das am Beispiel des Fuchses, für den er ebenfalls Tabellen angefertigt hat. Früh in den 1980er Jahren schoss der Gaukönigshöfer so gut wie keine Füchse. Der Grund: Die Tollwut dezimierte die Bestände auch ohne Eingreifen des Menschen. Mit Beginn der Impfaktionen gegen die Tollwut durch Fuchsköder steigt die Linie für erlegte Füchse sprunghaft an.

    Es überlebten einfach viel mehr. Und viele Füchse benötigen viele Beutetiere. Mäuse fressen sie am liebsten. Wenn die knapp werden, machen sich Füchse aber auch an Hasen heran. Fuchs, Maus und Hase – ein jeder hängt vom anderen ab.

    Um diese Zusammenhänge der jungen Generation wieder näher zu bringen, besucht Gerhard Klingler immer wieder auch Schulen. Dazu nimmt er gern präparierte Felle und Tiere mit. „So können die Kinder begreifen, wie groß ein Tier ist und wie es sich anfühlt“, sagt er.

    Seine neueste Errungenschaft ist ein vom Biber angenagter Baumstumpf, komplett mit den abgefressenen Spänen. Auf diese Weise bringt Klingler die Natur zu den Kindern. Und pflanzt Interesse, vielleicht sogar Begeisterung, in die jungen Köpfe.

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