Vor drei Wochen erst sei er auf das Objekt aufmerksam geworden, erzählt Roland Belz in einer Pressekonferenz. Am 29. Februar wurde der Kaufvertrag bereits beurkundet.
Belz ist Geschäftsmann und Schwabe von Geburt. Die von ihm gegründete Unternehmensgruppe beschäftigt sich mit Recycling-Kunststoffen für Einweg-Geschirr. Mit einem eigenen dualen System hat der gebürtige Schwabe dem Grünen Punkt den Kampf angesagt und so bundesweit auf sich aufmerksam gemacht.
Erfahrung mit alten Gemäuern hat Roland Belz. Er wohnt im kleinen Schloss Kühlenfels in der Fränkischen Schweiz, das er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, der Architektin Irmgard Ochs, denkmalgerecht renoviert hat.
Seit fünf Jahren treibt den leidenschaftliche Kutschenfahrer ein neues Steckenpferd um – der Aaglander. Das blank lackierte Gefährt mit goldenem Zierrat erinnert nicht von ungefähr an die Daimler-Motorkutsche, das erste vierrädrige Automobil der Welt. In Schloss Kühlenfels hat Roland Belz eine kleine Manufaktur eingerichtet, in der das Gefährt entwickelt wurde.
Seit zwei Jahren vermarktet Belz den „Luxus der Langsamkeit“ und bietet organisierte Landpartien mit dem Aaglander. Der Erfolg habe alle Erwartungen übertroffen, sagt er. Genauso wie in Rothenburg, wo im vergangenen Jahr die zweite Kutschhalterei öffnete. Jetzt soll Schloss Frankenberg zur dritten Kutschhalterei werden. Außerdem will Belz im Schloss ein kleines Luxus-Hotel mit 20 bis 30 Zimmern einbauen.
Ihm schwebt vor, von Rothenburg aus zweitägige Ausfahrten mit seinen Aaglandern anzubieten. Frankenberg wäre ein ideales Etappenziel. Für ein genaueres Nutzungskonzept sei allerdings noch nicht die Zeit gewesen.
Die Eile des Kaufs schreibt Belz seinem sicheren Gefühl zu – „Als ich das Schloss gesehen habe, war mir klar, das ist es“. Die Renovierungen, die Carl Freiherr von Lerchenfeld in den vergangenen 30 Jahren an der Burg vorgenommen hat, seien von bester Qualität. Die nötigen Umbauten sollen am Charakter und am historischen Wert des Renaissance-Schlosses nichts verändern, sagt er.
1979 hatte Carl Freiherr von Lerchenfeld das Erbe auf Schloss Frankenfeld angetreten. Die Burganlage aus dem 16. Jahrhundert war heruntergekommen. Einen Teil des Schlosses hat Lerchenfeld bereits saniert. An der Aufgabe, das Schloss und die umgebenden Ländereien wirtschaftlich zu erhalten, war er allerdings letztlich gescheitert.
Vor Jahren schon war ein großer Teil des Landbesitzes verkauft worden, um die Erhaltungsarbeiten an der Burg zu finanzieren. Die Katastrophe kam 2006, als Lerchenfeld nach Fehlspekulationen um ein Wohn- und Geschäftshaus in Leipzig Insolvenz anmelden musste. Seitdem wartete das herrschaftliche Anwesen auf einen Käufer.
Landrat Walter Schneider, die Kreisheimatpflegerin Helga Baritsch-Schmitt, Weigenheims Bürgermeister Reinhard Kloha und Gebietsreferent Thomas Wenderoth vom Landesamt für Denkmalpflege setzen große Hoffnung in den Investor und sein Ziel, Frankenberg vollständig zu renovieren.
Und auch der ehemalige Schlossherr wirkt erleichtert, dass die Jahre der Ungewissheit vorüber sind. Und er zeigt sich zuversichtlich, dass sein Lebenswerk in gute Hände übergeht. Seine Gefühle zu beschreiben falle ihm im Moment noch schwer, sagt Lerchenfeld. Zu sehr sei sein Leben mit dem Frankenberg verbunden.
Nach dem Willen von Roland Belz soll das auch künftig so bleiben. Er möchte Lerchenfeld als Berater und Mitarbeiter gewinnen, kündigte er in der Pressekonferenz an. Über die Form dieser Zusammenarbeit sei noch nicht gesprochen worden.
Fest stehe für ihn, so Belz, dass Frankenberg weiterhin in der Region verankert bleiben soll. Ein Luxus-Etablissement, das sich von der Welt abschottet, sei nicht seine Sache. Auch am Schlossfest am Himmelfahrtstag will Roland Belz nicht rütteln.
Zwei seiner Aaglander hatte Roland Belz zur Pressekonferenz mitgebracht. Bei einer kleinen Ausfahrt um den Frankenberg bekamen Bürgermeister Walter Schneider und der Weigenheimer Bürgermeister Reinhard Kloha einen ersten Vorgeschmack auf den Luxus der Langsamkeit. An Ostern sollen die ersten Rundfahrten angeboten werden. Roland Belz setzt dabei auch auf Ausflügler aus der Region. Teurer als eine Ballonfahrt sei die herrschaftliche Ausfahrt mit der Motorkutsche nicht.