Die Casting-Willigen sind ein buntes Volk. Schicke Mittvierzigerinnen, Studenten und Mechaniker direkt von der Arbeit wechseln sich ab mit Babys, Kindern, Hausfrauen und Rentnern. Sie träumen von der kleinen Rolle, wenn der Münchner Schauspieler Thomas Schmauser in seiner Hauptrolle den Würzburger Kommissar Severin Haller spielt. Im BR-Krimi muss der fesche Kommissar sich um die Leiche einer Mexikanerin kümmern, die in einem Tümpel bei Würzburg gefunden wird.
„Wenn in Würzburg mal etwas los ist, dann möchte ich dabei sein“, sagt die 27-jährige BWL-Studentin Martina Sopp und stellt sich zum Casting im Maritim an. Alle Bewerber müssen Fragebogen ausfüllen. Neben Körpergröße geht's den Filmemachern auch um Schuhgröße und Gewicht. Ob der künftige Komparse einen Hund besitzt und welche Farbe sein Auto hat, wollen die Leute vom Film wissen. Auch Erfahrungen bei Fernsehen und Theater werden abgefragt.
Dann folgen drei schnelle Fotos auf dem Parkplatz neben dem Hotel. In maximal zehn Minuten ist das Casting erledigt. Wer Glamour, Vorsprechen und individuelle Betreuung erwartet, wird enttäuscht. Für Matthias Hübner ist es schon das drittes Casting. „Ich hatte eine kleine Rolle im Pelzig-Film“, sagt der 30-jährige Lehramtsstudent. Im Film „Vorne ist verdammt weit weg“, der im Dezember in die Kinos kommt, spielt Hübner einen Jungmanager mit Laptop. „Ich durfte mit 20 Chinesen hinter Christiane Paul laufen“, erzählt er. Für dreieinhalb Stunden Arbeit gab's 50 Euro Aufwandsentschädigung. „Hauptsache ich sehe mich mal auf der Leinwand und vor allem im Abspann“, freut sich Hübner.
Brigitta Nübel ist Regieassistentin bei „Freiwild“ und somit auf der Suche nach markanten Gesichtern: Einen Postboten mit Rad und einen Panflöten-Spieler sucht sie. Und einen Rentner. Werner Tröster könnte es sein. Der 66-Jährige kam mit Erfahrung zum Casting. „Ich war jahrelang Komparse am Mainfranken Theater“, sagt er. Bei „Freiwild“ könnte er einen Rentner spielen. „Sie würden im Garten Hecken wässern, dabei eine Verfolgungsjagd beobachten und prompt die Polizei rufen“, erzählt Nübel dem Höchberger.
Der Rentner kann sich die Rolle vorstellen. Trösters Bewerbungsbogen bekommt so ein großes Kreuz und ist in der engeren Auswahl. Die endgültige Entscheidung trifft aber der Regisseur in München und dann gibt's hoffentlich einen positiven Anruf für Tröster, der optimistisch ist: „Wenn's klappt, freu ich mich. Ich bin aus Interesse und Spaß dabei, denn finanziell lohnt es sich nicht“.
Komparsen gesucht
Würzburgkrimi „Freiwild“ Für eine Filmszene in einer Disco werden 100 junge Erwachsene gesucht. Das Disco-Casting findet am Freitag, 10. August, im „Studio“ in der Haugerpfarrgasse statt. Außerdem werden für „Freiwild“ noch ein Postbote mit Fahrrad und ein Panflöten-Spieler gesucht. Kontakt: Reallife Casting, Tel. (0 89) 4 49 00 99.