Der Konzernumsatz ist mit 660 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen, einen Überschuss konnte die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) im abgelaufenen Jahr trotzdem nicht mehr einfahren: Unter anderem wegen der Auswirkungen der Corona-Krise muss die Stadt Würzburg als Eigentümer mit einer so genannten "schwarzen Null" zufrieden sein.
2019 und auch im ersten Coronajahr 2020, als es noch staatliche Hilfen gab, war es dem WVV-Konzern zweimal gelungen, im Querverbund der einzelnen Gesellschaften siebenstellige Überschüsse zu erwirtschaften. 2021 lag der Gewinn ohne Corona-Unterstützung nur noch bei gut 14.000 Euro, wie Geschäftsführer Thomas Schäfer bei der Präsentation der Jahresbilanz erläuterte. Durch Konzessionsabgaben in Höhe von rund elf Millionen Euro wurde die Finanzkraft der Stadt und der umliegenden Gemeinden der Region trotzdem spürbar gestärkt.
Der Verkauf von Erdgas ist 2021 um fast die Hälfte gesunken
Dabei ist es konzernübergreifend erneut gelungen, fast 60 Millionen Euro zu investieren und das hohe Defizit der ÖPNV-Sparte (17,3 Millionen Euro) durch Überschüsse anderer Gesellschaften auszugleichen. Mit knapp 80 Prozent hatte 2021 das Geschäft mit Strom (69 Prozent) und Erdgas (10,7 Prozent) den mit Abstand größten Anteil am Konzernumsatz.
Der Fernwärmeabsatz der WVV hat sich im vergangenen Jahr um mehr als zehn Prozent auf 308 Millionen Kilowattstunden erhöht. Noch deutlicher war der Anstieg beim Stromabsatz, nämlich um fast 20 Prozent auf 929 Millionen Kilowattstunden. Der Verkauf von Erdgas ist 2021 dagegen um fast die Hälfte auf 937 Millionen Kilowattstunden gesunken.
"2022 erwarten wir einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro. Das entsteht natürlich auch durch die steigenden Energiepreise", erläuterte Schäfer. Zum Vergleich: 2020 lag der Konzernumsatz noch unter einer halben Milliarde bei rund 450 Millionen Euro – er wird sich daher innerhalb von zwei Jahren voraussichtlich mehr als verdoppeln. Trotz Corona-Pandemie und Kurzarbeit ist die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stabil geblieben: Mit knapp 1600 Arbeitsplätzen ist der WVV-Konzern einer der größten Arbeitgeber der Region.
Das Heizkraft an der Friedensbrücke wird seit geraumer Zeit an den Wochenenden abgeschaltet
"Vor dem Hintergrund der Gesamtsituation sind das wirklich gute Zahlen aus dem Jahr 2021", betonte Oberbürgermeister Christian Schuchardt: "Vor allem Energie ist ein spannendes Thema, das uns in diesen Tagen landauf und landab bewegt." Auf einen möglichen Gasmangel im kommenden Winterhalbjahr als Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine bereiten sich die Stadtwerke vor, in dem seit einigen Wochen das Heizkraftwerk (HWK) an der Friedensbrücke an den Wochenenden abgeschaltet wird. Die Fernwärmeversorgung erfolgt dann 48 Stunden lang über den neuen HWK-Speicher, den Spitzenkessel in der Sanderau und das Müllheizkraftwerk.
Dadurch werden pro Wochenende rund fünf Gigawattstunden Gas eingespart. Sollte die Strategie aufgrund warmer Temperaturen bis Ende September fortgesetzt werden können, hätten die Stadtwerke alleine dadurch ein Drittel der 150 Gigawattstunden Gas eingespart, die im Winter in Würzburg für die Versorgung der privaten Haushalte mit Fernwärme benötigt werden.
Die gesamte Energiebranche steht vor neuen Herausforderungen
Von den knapp 60 Millionen Euro, die der WVV-Konzern 2021 investiert hat, wurden 18 Millionen für den ÖPNV ausgegeben, der größte Teil davon (12,4 Millionen) für die Anschaffung neuer Straßenbahnen. Die Stadtwerke investierten knapp 30 Millionen Euro in die Strom-, Gas- und Fernwärme-Versorgung, etwa die Hälfte davon in die HWK-Modernisierung. Für den anstehenden Neubau des Umspannwerks in der Dürrbachau zusammen mit der Bayernwerk AG wurden 17,5 Millionen Euro ausgegeben.
Schäfer berichtete außerdem, dass das Eigenkapital der Stadtwerke durch die Fusion mit dem HWK um 16 Millionen Euro erhöht werden könnte. Es sei wichtig, angesichts der Herausforderungen auf dem Energiemarkt robust aufgestellt zu sein: Der Krieg in der Ukraine "stellt die verlässliche Versorgung mit Erdgas in Frage und die gesamte Energiebranche vor neue Herausforderungen."