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Deutschhausgemeinde feiert Jubiläum

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Deutschhausgemeinde feiert Jubiläum

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    Ungewöhnliche Perspektive: das Innere der Deutschhauskirche.
    Ungewöhnliche Perspektive: das Innere der Deutschhauskirche. Foto: Foto: Klaus Dieter Bätz

    Pünktlich zum Beginn des neuen Kirchenjahrs laden die Glocken der evangelisch-lutherischen Deutschhauskirche im Mainviertel an diesem Sonntag, 1.Dezember, um 9.30 Uhr ein zu einem Fest der Erinnerung: Vor 90 Jahren, am 2. Dezember 1923, weihte Dekan Rüdel die Deutschhauskirche feierlich. Den ersten evangelischen Gottesdienst hatte dort allerdings bereits Pfarrer Bernhard Koch (1922-1925) am Weihnachtsabend 1922 gehalten.

    Das dritte evangelische Gotteshaus Würzburgs nach St. Stephan und St. Johannis blickte kurz nach dem Ende des 1. Weltkriegs bereits auf eine an Höhen und Tiefen reiche, 650-jährige Geschichte zurück.

    Nach der Auflösung der um 1230 gegründeten Deutschordenskommende im Jahr 1805 war die frühgotische Kirche aus dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts mit den dazu gehörigen Gebäuden in den Besitz des bayerischen Staates übergegangen. Das Gotteshaus diente dann über 100 Jahren als Militärmagazin – bis die evangelische Kirche nach langen Verhandlungen 1922 die profanierte und leere Kirche zur Nutzung auf vorerst 100 Jahre erhielt. „Eine merkwürdige Mischung aus Kirche und Kanonen“, sagt Kirchenvorsteher Olaf Kühl-Freudenstein, der sich intensiv mit der Geschichte des Gotteshauses beschäftigt hat. „Auch der Deutsche Orden war ja ein kämpfender Orden. Das fordert einen heraus, über das Christentum nachzudenken.“

    Zu der drei Jahre später errichteten Deutschhausgemeinde gehörten allerdings nicht nur die linksmainische Altstadt, die Zellerau, der Leistengrund und das Steinbachtal, sondern auch Zell am Main, Margetshöchheim, Höchberg und Eisingen. Die Zeit des Nationalsozialismus und den 16. März 1945 überstand das Gotteshaus weitestgehend unbeschadet.

    Nach Kriegsende kehrten schon im Dezember 1945 die drei bedeutenden expressionistischen Glasfenster der früh verstorbenen Elisabeth Coester aus dem Jahr 1924 an ihren Platz im Hochchor zurück. Für den rechtzeitigen Ausbau der zerbrechlichen Kunstwerke hatte schon 1944 Pfarrer Wilhelm Schmerl (1926-1949), ein bekannter Volksschriftsteller, gesorgt.

    So konnte bereits am 31. März 1946, dem Sonntag „Laetare“ (Freue Dich), der erste Gottesdienst in Deutschhaus nach Kriegsende stattfinden. Für ein Aufblühen des Gemeindelebens sorgten nicht nur engagierte Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher, sondern auch willensstarke Pfarrer wie Hermann Caselmann (1949-1975), Rudolf Steckel (1975-1995), Theodor Wettach (1995-1999) und Detlev Graf von der Pahlen (1999-2009). Ein Höhepunkt der Amtszeit von der Pahlens: die Wiedereinweihung der rund 200 Jahre lang profanierten romanischen Turmkapelle im Jahr 2005.

    Seit dem Jahr 2009 wirkt Gerhard Zellfelder als Pfarramtsführer in Deutschhaus. Der Geistliche schätzt an der Deutschhauskirche besonders ihren feierlichen, festlichen und wohnlichen Charakter, wie er sagt. Auch „Tiefgang und Aussage“ der Kunstwerke aus den verschiedensten Epochen der Kunstgeschichte, von der Romanik über Gotik und Renaissance bis zum Expressionismus und zur klassischen Moderne, sind für Zellfelder sehr wichtig. „Ich fühle mich in der Deutschhauskirche nie allein, auch wenn ich der einzige Mensch bin, der gerade in ihr sitzt“, sagt er, und begründet dies so: „Man spürt förmlich, das, was Paulus die „Wolke der Zeugen“ nennt: ,Ich bin Teil der Gemeinschaft der Glaubenden, die durch die Zeiten wandert’.“

    Und vielleicht das Wichtigste: „Die Deutschauskirche ist ein wunderbarer Ort um zu beten, allein und mit anderen.“ Zum Gebet in der Deutschhauskirche, die seit 1979 der Evangelisch-Lutherischen Gesamtkirchengemeinde Würzburg gehört, steht auch für andere Gläubige die „Schöne Pforte“ weit offen: Enge ökumenische Beziehungen pflegt die Gemeinde zur katholischen Nachbargemeinde St. Burkard, und die Weltkirche vertreten seit mehreren Jahrzehnten die koreanische und die lettische Gastgemeinde.

    Das letzte herausragende Ereignis in der Geschichte der Pfarrei fand 2011 statt, als sich Deutschhaus mit der Tochtergemeinde der Zellerauer Erlöserkirche vereinigte, wo Pfarrer Georg Salzbrenner wirkt.

    Aktuell zählt die Gemeinde rund 3200 Glieder. Für eine würdige Gestaltung der Gottesdienste sorgen zwei Männer, die im nächsten Jahr „runde“ Jubiläen können: Seit dem 1. Oktober 1974 leitet Wolfgang Meier den Posaunenchor, und Christian Reif wirkt seit dem 1. November 1994 als Organist und Chorleiter der Kantorei an der Deutschhauskirche.

    Ein Ende der Jubiläen ist also in Deutschhaus vorerst nicht absehbar. Quelle: Kirchengemeinde

    Das Jubiläumsfest

    Das Jubiläum feiert die Würzburger Deutschhausgemeinde am Sonntag, 1. Dezember, um 9.30 Uhr mit einem großen Festgottesdienst und einem anschließenden „Geburtstagsempfang“. Dabei wird Olaf Kühl-Freudenstein mit einer Powerpoint-Präsentation durch die 90-jährige evangelische Geschichte der Deutschhauskirche führen.

    Literatur: Olaf Kühl-Freudenstein (Hg.), Alte Kirchen – neu entdeckt. Kirchenpädagogik am Beispiel der Würzburger Stephans-, Johannis- und Deutschhauskirche, Verlag J. H. Röll, Dettelbach 2005.

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