Das Album auf dem Terrassentisch lädt ein zu einer Reise in die Vergangenheit. Jedes Foto erzählt eine Geschichte. Zusammengesetzt ergibt sich am Ende, wie bei einem Puzzle, der Blick auf das gesamte Bild eines gemeinsamen Lebensweges. Am Donnerstag, 19. September, feiern Christa und Rudi Ruppe aus Erlabrunn ihre Diamantene Hochzeit, und das Blättern durch die Geschichte einer 60-jährigen Ehe bringt manche Anekdote zutage.
Christa (81) erinnert sich noch gut an den Abend mit der Tanzmusik in Retzbach, wo sie ihren Rudi aus Thüngersheim kennengelernt hat. "Fünf Mark hat die Fahrt mit dem Taxi gekostet", sagt Christa, die die Hauswirtschaftsschule im Kloster Oberzell besuchte. Das Geld scheint gut investiert. Schnell wurde aus ihnen ein Paar.
Sie gründeten eine Familie, lebten die ersten Jahre in Thüngersheim und bauten schließlich in Erlabrunn ein Haus, in dem sie von 1976 bis 1987 auch eine Heckenwirtschaft führten. Rudi (86), der 48 Jahre lang in einem Metallbetrieb in Würzburg gearbeitet hat, bewirtschaftete im Nebenerwerb zwei Weinberge in Leinach und Thüngersheim. "Ich war ein sogenannter Saso-Winzer", sagt Rudi Ruppe und lacht: "Samstag, Sonntag." Den Wein baute er selbst aus.
Eine schöne Zeit sei sie gewesen, die Heckenwirtschaftszeit, sagen beide – und erinnern sich an eine Besonderheit in ihrer Erlabrunner Schänke: Erdbeerwein. Nachdem Anfang der 80er Jahre drei Jahre in Folge die Weinlese nur sehr wenig Ertrag gebracht hatte, machten die Ruppes eben aus ihren Erdbeeren einen fruchtigen Wein und schenkten ihn in der Heckenwirtschaft aus.
Heute genießen beide ihr Rentnerdasein und freuen sich über Besuche der beiden Söhne und der insgesamt fünf Enkelkinder. "Es ist wie in jeder Ehe", sagt Christa Ruppe, "es gab Höhen und Tiefen. Aber wir sind zufrieden".