Mit „Dido and Aeneas“ von Henry Purcell eröffnete der Monteverdichor Würzburg seine post-coronale Konzertsaison. Die Zuhörer mussten zwar auf die volle Stärke des Chores verzichten, kamen dafür aber in den Genuss eines Privatkonzertes – 50 Personen waren in der Neubaukirche zugelassen, 16 davon waren Musiker und Sänger.
Purcells kurzes Leben war ungeheuer schaffensreich, aber er schrieb wohl nur eine Oper: „Dido and Aeneas“, uraufgeführt Ende der 1680er Jahre. Als eine der bekanntesten Barockopern hat sie eine kurze Spielzeit von knapp einer Stunde und bietet ein überraschendes Spektrum an Emotionen, musikalischen Farben und Stimmungen.
Im Zeitraffer erlebte der Zuhörer Didos Unglück in der Liebe und machte dabei Bekanntschaft mit Hexen, Matrosen und ihrem Schicksal – dem trojanischen Prinzen Aeneas. Dido, Königin von Karthago, verliebt sich in Aeneas, der sich in Nordafrika aufhält und als Gast an ihrem Hofe weilt. Nachdem sie sich ihre Liebe gestanden haben, will die Zauberin mit Hilfe der Hexen ihr Glück zerstören und Aeneas an seine Pflicht erinnern, sich in Italien niederzulassen. Dido zerbricht an Aeneas‘ emotionalem Betrug und nimmt sich das Leben.
Gleichwohl als Oper geschrieben, stand die konzertante Aufführung unter Leitung von Matthias Beckert musikalisch der bunten Farbpracht der Rezitative und Arien in nichts nach. Mit acht Instrumentalisten auf historischen Instrumenten, Beckert an der Truhenorgel eingeschlossen, und acht Sängern waren die Chorstimmen doppelt besetzt. La Strada Armónica trug die Sänger lebendig und absolut sicher durch die Oper.
Die Kürze der Stücke erfordert ein Musizieren auf den Punkt – sonst geht die Handlung am Zuhörer vorbei. Im ersten Akt schoss der Chor spitze Pfeile des Amor mit klarer und zielgerichteter Linienführung. In starkem Kontrast hierzu stand der Abschlusschor: warm, zart und sanft streuten die Liebesgötter Rosen auf Didos Grab.
Anna Nesyba hat als Dido und besonders auch als zweite Dame verzaubert. Ihr Lamento „When I am laid“ rührte zutiefst an und war ein großes Stück Musik – nur Gesang und Continuo. Mit Anna Feith waren Belinda und eine Hexe wunderbar besetzt. Ihre Belinda war eifrig aufgeregt und kristallklar.
Johannes Euler als Zauberin war sehr überzeugend. Pauline Stöhrs Geist- und auch Oliver Kringels Matrosen-Arie stellten wunderbare Abwechslungen dar: „Come away, fellow sailors“ war einladend, witzig und auflockernd. Und Aeneas? Stefan Stolls Bass-Bariton war ein kraftvoller Partner für Dido und deren schicksalshafte Verbindung ließ sie auf Augenhöhe musizieren.
