Annadora Diller-Köninger ist die Erfinderin des Sommerhäuser Weihnachtsmarkts und seit 40 Jahren auch gestrenge Marktleiterin. Jedes letzte Quartal im Jahr steht für sie ganz im Zeichen des Weihnachtsmarktes, der seit langem Besucher aus der ganzen Republik anzieht. Eigentlich ist Annadora Diller-Köninger Malerin und Objektkünstlerin, zeichnet ihre Werke mit "Köninger". Aber Dinge in Szene zu setzten, hatte sie schon als Deutschlands erste Schauwerbegestalterin professionalisiert. Ein Studium der Malerei war gefolgt.
Über die Jahre wurde sie selbst dekoriert, mit bayerischen Auszeichnungen für die Förderung des Tourismus und für außerordentliches Engagement im Ehrenamt. Und sie ist Sommerhäuser Ehrenbürgerin. "Dass ich Sommerhausen aufgemischt habe, weiß ich schon", blickt sie grinsend zurück. "Ohne Diller wär' es stiller", heißt folgerichtig und treffend das Portrait-Buch, das der Journalist Klaus M. Höynck 2006 verfasst hat.
Annadora Diller-Köninger will sich ganz dem Malen widmen
Im Sommer ist Annadora Diller-Köninger 90 Jahre alt geworden – und hat angekündigt, den Weihnachtsmarkt 2024 ein letztes Mal zu organisieren. Wirklich ein letztes Mal? "Die wollen mich nicht gehen lassen, weil sie sehen, dass ich fit bin", sagt die Vorsitzende des Kultur- und Heimatvereins, der für den Weihnachtsmarkt verantwortlich zeichnet, über ihr Team. "Aber ich will meine Schultern freihaben fürs Malen. Ich will malen, solange ich malen kann."

Es scheint also ernst: "Kinder, ich bin gerne dabei, aber wenn es ums Ganze geht, seid ihr dran", zitiert sie sich selbst. Und auch die Nachfolge sei mit Julia Bogner geregelt. "Sie wurde gefragt und sie macht es. Es bleibt im Dorf", freut sich Diller-Köninger. Auch am Grundkonzept, nur professionelle Kunst und Kunsthandwerk zum Markt zuzulassen, ändere sich nichts. Nur in wenige Ausnahmen dürfen auch Künstler im Nebenberuf ausstellen.
Wer mitmachen will, muss sich handschriftlich und mit Arbeitsproben bewerben – darauf bestehe sie. "Ich sehe sofort, ob es passt", reklamiert Diller-Köninger. Damit habe es auch nie Probleme gegeben. Über einen Mangel an geeigneten Bewerbern könne sie nicht klagen. "Es sind die Profis, die auch auf Messen sind und uns als Tipp weitergeben. Deren Netzwerke bringen uns die guten Künstler." Letztlich aber funktioniere der Weihnachtsmarkt ja nur zusammen mit den Sommerhäusern. Und die mussten erst einmal überzeugt werden, so Diller-Köninger.
Am Anfang gab es viele kritische Stimmen zum Sommerhäuser Weihnachtsmarkt
Was heute etabliert ist und merklich zum Jahresumsatz im Gastgewerbe, bei den Künstlern und auch den beteiligten Vereinen beiträgt, war 1984 ein äußerst kritisch beäugtes Novum. Es gab die traditionellen Weihnachtsmärkte in den Städten, erinnert die Macherin Diller-Köninger. Die Inspiration habe aus einer beiläufigen Erzählung über jemanden ergeben, der mal einen Weihnachtsmarkt auf dem Dorf organisiert habe. Bei Annadora Diller-Köninger entwickelte sich daraus der Künstler-Weihnachtsmarkt in den Galerien, Kellern, Häusern, Höfen und ehemaligen Ställen.
"Wir haben ganz klein angefangen", erinnert sie sich. Sie selbst habe im Rathaus ausgestellt, weil ihre Galerie noch nicht fertig war und wurde am ersten Advent 1984 überrascht von den leuchtenden Augen der vielen Besucher. "Wir hatten damals schon eine gute Basis, ein altes, historisches Dorf, gute Galerien, gute Wirte." Kultur auf dem Land stattfinden zu lassen, schien damals noch als ausgefallene Idee und in seitdem normal geworden.
Der Sommerhäuser Weihnachtmarkt ist zum Selbstläufer geworden
Annadora Diller-Köninger ist eine der letzten aus dieser Sommerhäuser Künstler- und Galeristen-Generation der Anfangszeit. Seitdem ist die Zahl der Märkte mit reizvoller Kulisse im weiten Umkreis immens gestiegen: in Kirchenburgen, Schlösser und Altstadtgassen. "Die Konkurrenz geht uns langsam an die Haut" bestätigt Diller-Köninger. Aber: "Wir haben unseren Namen. Wir verlieren nie, glaube ich".

Sie wisse von vielen Leuten, die jedes Jahr von weit her zum Weihnachtsmarkt nach Sommerhausen kommen. Der sei inzwischen ein Selbstläufer geworden - ohne Marketing. "Die Flyer werden für die Besucher gedruckt, damit sie sich zurechtfinden." Superlative wolle sie ohnehin nicht, sagt Diller-Köninger. Das gute Niveau zu halten, sei ihr wichtig. Ein paar mehr Buden in der Oberen Hauptstraße wären sinnvoll, fällt ihr als nächste Investition für den Kultur- und Heimatverein ein.
Könnte sie sich etwas wünschen, "dann würde ich das Dorf kaufen und alles so bauen, wie ich wollte", erklärt sie spontan. Ein Dorf nur für Künstler schwebt ihr vor, wo für alles gesorgt ist, damit sie sich um nichts kümmern müssen. Keine Bürokratie und keine Technik, vor allem. "Ich will, dass sie sich sorgenfrei entfalten können und es ihnen gut geht."
Sommerhäuser Weihnachtsmarkt 2024Der Sommerhäuser Weihnachtsmarkt bezaubert an allen vier Adventswochenenden, jeweils Samstag und Sonntag von 13 bis 19 Uhr, mit rund 80 künstlerisch und kulinarisch ausgesuchten Ausstellern sowie einem Rahmenprogramm mit Führungen, Theater und Konzerten. Der aktuelle Flyer ist online unter www.sommerhausen.de zu findenDie Anfahrt erfolgt entweder mit der Buslinie 554/555 oder den Bahnhof Winterhausen. Parkplätze für Pkw und Busse gibt es kostenlos und unbegrenzt, ausgeschildert über die B13-Ausfahrt „Südliche Gartenstraße“ bzw. über die Eingabe "Industriestraße" in den Navigationsgeräten.Quelle: Kultur- und Heimatverein e.V