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Würzburg: Die Ferne so nah

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    Viele Jahre machte Björn Wirtz digitale Illustration, dann entdeckte er die fränkische Landschaft.
    Viele Jahre machte Björn Wirtz digitale Illustration, dann entdeckte er die fränkische Landschaft. Foto: Joachim Fildhaut

    Wenn Wege in Bilder hineinführen, bekommen Bilder oft ein Problem. Entweder macht der äußerst gewohnte Anblick eines vom Betrachter fort führenden Wegs das Gemälde arg alltäglich oder aber, umgekehrt, er wirkt gleich höchst symbolisch und überfrachtet das Werk. Der Maler Björn Wirtz legt die Wege in seine kleinformatigen Öl-Landschaften so an, dass er diese beiden Gefahren umgeht. Trotzdem bringt er den Zuschauer dazu, mit ihm in die zweidimensionale Welt hinein zu wandern.

    Knapp 40 Arbeiten umfasst Wirtz’ Ausstellung "Einblicke", die von diesem Freitag an bis 20. Juni im Kunsthaus Michel in der Würzburger Semmelstraße zu erkunden sind; die Besuchstermine für den ersten Ausstellungstag sind freilich größtenteils schon vergeben (Tel.: (0931) 13908 oder gerd.michel@kunsthaus-michel.de).

    Kein Abpinsler seiner fränkischen Wahlheimat

    Hauptgrund für die wundersame Rettung aus dem Wege-Dilemma ist: Der Naturfreund aus Köln, der seit 14 Jahren in Volkach lebt, stellt die Pfade, Schneisen, Fahrspuren in ihrer Einheit mit der Umgebung vor: Ja, genau so verlaufen Treckerreifenabdrücke durch alte Streuobstwiesen. Und dieser realistischen Objekt-Ordnung entspricht eine weitere Einheit, nämlich die der Bildkomposition. Je mehr Kontrast die Fahrbahnen zur Landschaft ringsum haben, desto größeren Anteil in Quadratzentimetern bekommen sie auf der Bildfläche. So werden sie zu einem Element im Spiel der reinen Form-Farb-Kräfte. Das ist sehr schön.

    Vor allem zeigt es, wie wenig Björn Wirtz ein braver Abpinsler seiner fränkischen Wahlheimat ist. Tatsächlich entstand die gesamte Ausstellung in den vergangenen zwei Jahren ganz nah an der Mainschleife. Aber auf deren konkrete Regionalität kommt es dem Künstler gar nicht an. Die meisten seiner Motive könnte er irgendwo in Mitteleuropa finden. Trotzdem lässt er sich auf die Eigenart seiner Gegenstände so tief wie möglich ein.

    Er spricht von der Energie, die zwischen ihm und einer Baumgruppe in der Frühabendsonne fließen kann und die ihm auch die Frage beantwortet, ob er die Natur eher naturgetreu oder mit mehr expressivem Schwung und stärker abstrahiert auf die Holzplatte bringt. In den vergangenen drei Jahren wählte der Absolvent der Krefelder Fachhochschule allmählich immer öfter freiere Zugangsweisen zum Geschäft des Abbildens. Er kann nicht ausschließen, dass er mal in eine gegenstandlose Phase einbiegt.

    Arbeiten in der Natur mit Staffelei

    Soweit Wirtz’ Methode, aus dem Inneren des Künstlerhirns betrachtet. Von außen gesehen heißt das: Der 42-Jährige arbeitet nie nach Fotos, immer draußen in der Landschaft, mit Ölfarben, Staffelei, auf Holzplatten. Die sind selten größer als A 3, damit er sie in feuchtem Zustand per Fahrrad heim transportieren kann. Allerdings reizt es den Landschafter, mal größere Leinwände aufzuziehen. Das geht dann auf jeden Fall mit flotteren Pinselstrichen einher: "So ein Bild muss nach zwei Stunden fertig sein, weil dann die Sonne so weit weitergewandert ist, dass das Motiv völlig anders aussieht." Auch das spricht für eine abstraktere Wirtz-Phase in Kürze. Kunstgeschichte ist ja so leicht vorauszuberechnen, in DIN-Formaten.

    Die aktuellen Landschaften (neben denen bei Michel einige Stillleben hängen) haben ein klassisch modernes Gleichgewicht zwischen Nachbildung und Freiheit. Das hat für den Betrachter und/oder Besitzer eine praktische Nutzanwendung: Egal ob er ganz nah oder fern am Bild steht – der Kunstgenuss macht auf jeden Fall und aus jeder Distanz große Freude.

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