Auch wenn der Name eher an die Vergangenheit Ost-Deutschlands erinnert, zusammengefunden haben sich die vier in einer Würzburger Studenten-WG: Kleeberg und Genossen. Unter diesem Namen haben Benjamin Kleeberg-Haupt, Sebastian Bach, Jannis Reuter und Tobias März vor drei Jahren ihre Band gegründet. In diesem März erscheint ihr Debütalbum „Das alles nennt sich Leben“, mit der Single „Fantasie“ und dem zugehörigen Musikvideo hat sich die Band für den deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contests beworben.
Benjamin Kleeberg-Haupt ist 2011 aus Grimma bei Leipzig nach Würzburg gezogen, um hier Musikpädagogik zu studieren. Schon in seiner Sächsischen Heimat hatte er Lieder geschrieben, heute ist er Frontsänger von Kleeberg und Genossen. „Ich bin damals mit Jannis in einer WG gelandet“, erzählt der 24-Jährige. Mit Jannis Reuter, Bassist und Lehramtsstudent, wollte er eine Band gründen. Sein Mitbewohner kannte aus seiner Jugend noch einen Keyboarder und einen Schlagzeuger: Sebastian Bach, der im öffentlichen Dienst arbeitet, und Tobias März, im Hauptberuf Schreiner, waren von der Idee begeistert und schlossen sich den beiden an. Das war im Herbst 2011, seitdem spielen die vier gemeinsam. Ihren Stil bezeichnen die 23- bis 26-Jährigen als „Ostrock aus dem Westen“: Musik mit deutschen Texten, eingängigen Rhythmen, lebensnahen Themen.
„Unsere Musik ist textlastig und radiotauglich. Wir haben keine politischen Botschaften, sondern beschäftigen uns mit dem Leben an sich“, sagt Jannis Reuter. „Außerdem legen wir viel Wert auf den Inhalt unserer Songs, jedes Lied hat eine Botschaft“, fügt Benjamin Kleeberg-Haupt an. Die Themen: Liebe, Zeit und jede Phase des Lebens. „Deswegen gehen uns die Ideen auch nie aus“, sagt Sebastian Bach lachend. Ihre Musik ist mal ruhig, mal eher rockig, ohne zu laut zu werden. Die Stimme des Frontsängers wird von den Rhythmen getragen, der Schwerpunkt liegt, wie die Band es auch selbst beschreibt, eindeutig auf dem Gesang.
So handelt das Lied „Der Weg zu ihr“ von einem Mann, dessen Weg zu seiner Freundin von „bronzenen Löwen“ bewacht wird. „Das Lied habe ich geschrieben, kurz nachdem ich nach Würzburg gezogen war“, erzählt Kleeberg-Haupt. Mit den beiden Statuen ist die Löwenbrücke gemeint. Den Mann aus dem Lied gibt es in Wirklichkeit nicht. „Es ist eine Metapher, weil die Brücke ja zwei Stadtteile und damit die Einwohner miteinander verbindet.“
„Es wäre schön, wenn wir mal von unserer Musik leben könnten.“
Benjamin Kleeberg-Haupt Frontsänger seiner Band
Für das Lied „Fantasie“, mit dem sich die Vier für den Vorentscheid des Eurovision Song Contests beworben haben, gibt es sogar ein professionell gemachtes Musikvideo. Dazu haben sich die Vier in einer alten Lagerhalle an den Posthallen getroffen. Man sieht und hört die Band da in einem Keller, ohne Publikum und nur vor einer Leinwand mit der Aufschrift „Das alles nennt sich Leben“ – dem Titel des Albums. Gedreht und geschnitten hat das Video ein Freund. Die Idee, sich beim Eurovision Song Contest zu bewerben, kam der Band erst, als das Video schon fertig war. „Wir haben uns da einfach mal beworben. Wenn wir was reißen, ist das eine tolle Sache für uns“, sagt der Frontsänger. Das ganze funktioniert so: Unbekannte Bands können ihre Musikvideos auf den Youtube-Kanal des Eurovision Song Contests hochladen. Die Jury wählt die zehn besten Teilnehmer aus und lädt sie zu einem Konzert am Donnerstag, 27. Januar, nach Hamburg ein. Um 22 Uhr werden die Auftritte der Bands dann im NDR übertragen, die Fernsehzuschauer bestimmen dann den Gewinner des Abends. Der darf beim Finale des deutschen Vorentscheids am Donnerstag, 13. März, teilnehmen. „Und wenn für uns beim Eurovision Song Contest nichts rauskommt, dann ist das auch kein Beinbruch“, findet Benjamin Kleeberg-Haupt.
Die erste CD von Kleeberg und Genossen wird übrigens in keinem noch so gut sortierten Plattenladen erhältlich sein. Dazu fehlt es den Vier Musikern noch an Bekanntheit und Mitteln. Die Band hat ihr Album ohne Sponsoren aufgenommen, die einzige Promotion-Maßnahme ist das Video zu „Fantasie“. Am Ende werden sie für die CD wohl mehr Geld ausgegeben haben, als sie damit einnehmen können. „Wir werden sie über die Homepage oder bei Live-Auftritten verkaufen“, so Kleeberg-Haupt.
Apropos live, das ist den vier Würzburgern sowieso am liebsten: „Es ist egal, ob man vor 20 oder vor 2000 Leuten spielt. Wenn man auf der Bühne steht, die Menschen vor einem springen, klatschen oder mitsingen und man merkt, dass es den Zuschauern vor der Bühne genauso viel Spaß macht wie uns auf der Bühne, lohnt sich die ganze Mühe, die man ins Liederschreiben und Proben steckt“, meint Schlagzeuger Tobias März.
Den nächsten Auftritt vor Publikum haben die Musiker am 7. März im Jugendkulturhaus Cairo, dort stellen sie ihr Album der Öffentlichkeit vor. „Wir sind gespannt, wie die CD ankommt. Vielleicht können wir ja ein paar Exemplare verkaufen.“ Damit bei dem ersten Auftritt, an dem sie alle zehn Lieder des Albums spielen werden, auch alles klappt, proben Kleeberg und Genossen zurzeit etwa 15 Stunden in der Woche. „Es wäre schön, wenn wir mal von unserer Musik leben könnten“, sinniert der Frontsänger. Die drei Kollegen nicken. „Sollte das nicht klappen, machen wir einfach so lange Musik, wie es uns Spaß macht“.
Konzert: Die Album-Release-Party ist am Freitag, 7.März, um 20 Uhr im Jugendkulturhaus Cairo. Einlass ab 19.30 Uhr, eine Eintrittskarte kostet fünf Euro.