Große Teile der Inneneinrichtung des Anno Domini, wie die Deckenverkleidung oder alte Deko-Holzfässer, seien noch original aus den 1970er Jahren, sagt Mario Schrader. Anderes, wie zum Beispiel die Theke, ist ganz neu. Gemeinsam mit Jörg Finkenberger und Walter Linder hat er "die letzte Eckkneipe in der Sanderau", wie er sagt, übernommen. Seit Juli hat das Anno Domini unter ihrer Leitung wieder geöffnet.
Verankerung in der Sanderau als Erfolgsrezept der Würzburger Kneipe
Zeit, ein erstes Zwischenfazit zu ziehen: "Wir merken, dass wir eine Lücke gefüllt haben", ist Schrader überzeugt, dass es weiter Interesse an einer echten Kneipe gibt. "Eine Lücke, von deren Existenz einige gar nichts geahnt haben", ergänzt Finkenberger und verweist auf die schwierige Lage in der Gastronomie. Vor allem klassische Kneipen gebe es heute deutlich weniger als noch vor wenigen Jahrzehnten.

Sie aber seien ganz zufrieden mit den ersten Monaten seit der Neueröffnung. Alte Stammgäste seien geblieben und neue dazugekommen. Die Verankerung in der Sanderau ist für Finkenberger von zentraler Bedeutung. Ein Nebenzimmer könne etwa von Vereinen aus dem Viertel genutzt werden.
Monatliche Veranstaltungen, regionale Karte und historische Fotos
Neben dem klassischen Kneipenbetrieb soll es monatliche Veranstaltungen wie Live-Musik oder Lesungen geben. Auch ein bayerischer Fassanstich sei in Planung. Bier, Wein und Schnaps würden sie mit Fokus auf Familienunternehmen aus der Region auswählen. Zu essen gibt es Kleinigkeiten – aber Gäste dürfen auch eigenes Essen mitbringen, sagt Finkenberger, der zuletzt im Kult hinter der Theke stand.

"Das treue Publikum ist uns sehr wichtig", sagt er. "Wir wollen deswegen nicht alles neu machen." Aktuell seien sie dabei, historische Fotos der Kneipe zu sammeln und rufen aktuelle und frühere Gäste dazu auf, alte Bilder vorbeizubringen.
Arbeitsteilung und Ziel einer Genossenschaft beim Anno Domini in Würzburg
Die "eigene Kneipe", das ist für die drei etwas Neues – auch wenn sie einige Erfahrung in der Gastronomie oder dem Einzelhandel mitbringen. Mario Schrader, zuvor Marktleiter des Unverpacktladens, erklärt ihre Arbeitsteilung so: "Ich kümmere mich um die Karte, Walter macht die Technik und Jörg den Papierkram." Hinter der Theke stünden aber alle drei abwechselnd – wenn ihr Plan aufgeht, an 365 Tagen im Jahr.

Perspektivisch sei ihr Ziel, dass hinter der Kneipe eine Genossenschaft steht. Deren Aufbau brauche allerdings seine Zeit. Die Idee der Genossenschaft kam sogar schon vor der Kneipe, wie Finkenberger sagt. Eigentlich hätten sie sich getroffen, um über ein landwirtschaftliches Projekt zu sprechen. "Dann hat jemand gesagt: Das Anno Domini steht leer." Ab da habe sich der Plan verselbstständigt.