Wie so vieles im Leben war es purer Zufall: Als Marius Wittur vor zwölf Jahren beim Spazierengehen alte Quittenbäume entdeckte, wusste er gleich: Er war auf eine Schatzkammer gestoßen. Wer diesen Schatz heben würde, stand auch schnell fest: Marius Wittur hatte seine Lebensaufgabe gefunden.
Danach ging alles Schlag auf Schlag: Wittur machte die Mainschleife zum Quittenland. Er entwickelte den vier Kilometer langen Astheimer Quittenlehrpfad, siedelte sich in Untereisenheim an und begann schließlich mit der Veredelung von Quitten.
Seither gibt es kein Halten mehr: Beliefert wird mittlerweile ganz Deutschland mit allem, was die Quitte hergibt – sowie mit längst verschollen geglaubten Quittenbäumen. Veredelte der Neu-Untereisenheimer am Anfang zunächst 400 Bäume, stieg die Zahl schnell auf über 4500. Bald war Wittur mit seiner Quitten-Baumschule bei einer Größe von drei Hektar angelangt.
Auch was den Nutzbestand anbelangt, explodierte das Quitten-Projekt zusehends: Pro Jahr werden mittlerweile um die 15 000 Flaschen mit Saft, Wein, Secco oder Bränden erzeugt. Ehefrau Leonie steigt bald in das Projekt ein und kümmerte sich fortan um den Vertrieb. Am Ende gab der gelernte Baumpfleger sogar seine Halbtagesstelle auf, um sich ganz dem Quittengelb zu verschreiben.
Am Anfang seiner Quittenkarriere waren Wittur gerade einmal zwei Sorten bekannt. Inzwischen sieht die Quittenwelt wieder vielfältiger aus: 20 regionale Sorten sowie 35 weitere Sorten aus aller Welt konnte Wittur bisher im Rahmen seines Rekultivierungsprojekts ausfindig machen und – wenn man so will – wieder beleben. Und: Der Quittenmann bewies, dass sich Quittenbäume Gewinn bringend bewirtschaften lassen.
Dass hier so etwas wie ein „Quittenpapst“ aktiv ist, blieb auch dem Bayerischen Fernsehen nicht verborgen. Regisseur und Autor Wolfgang Jandl, Kameramann Tino Müller und Tontechniker Volker Heller begannen ein spannendes Projekt: Das Team begleitete den Quittenretter und seine Arbeit ein Jahr lang. Gedreht wurde in Astheim, in der Eisenheimer Quittenbaumschule, im Frankfurter Römer und im Würzburger Weinhaus Stachel, wo ein dreigängiges Herbstmenü aus fränkischen Quitten zubereitet wurde.
„Der Quittenpapst – Alte Heimat neu entdeckt“: Bayerisches Fernsehen, Donnerstag, Allerheiligen, 1. November, 16 Uhr, 45-minütige Dokumentation. Wiederholung: 2. November ab 13.30 Uhr. Weitere Infos: www.mustea.de.