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Würzburg: Die Redaktion bittet um Entschuldigung: Wie eine Überschrift Menschen unter Generalverdacht stellte

Würzburg

Die Redaktion bittet um Entschuldigung: Wie eine Überschrift Menschen unter Generalverdacht stellte

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    In einer extrem verknappten Zeile auf der Titelseite wurden Migranten unabsichtlich unter Generalverdacht gestellt. Der zugehörige Artikel knüpfte an die Messerattacke von Aschaffenburg an (Archivfoto).
    In einer extrem verknappten Zeile auf der Titelseite wurden Migranten unabsichtlich unter Generalverdacht gestellt. Der zugehörige Artikel knüpfte an die Messerattacke von Aschaffenburg an (Archivfoto). Foto: Andreas Arnold, dpa

    Überschriften oder sogenannte "Anreißer", die auf Beiträge an anderer Stelle in der Zeitung hinweisen, sollen das Leserinteresse wecken. Deshalb werden für sie gern besonders eindrückliche Aussagen, oft verkürzt, aus dem betreffenden Text herausgegriffen. Dass Journalistinnen und Journalisten dabei einiges falsch machen können, zeigt ein Beispiel aus unserer Printausgabe vom Mittwoch, 12. Februar.

    Auf der Titelseite wurde mit dem Satz "Warum Migranten nicht per se gefährlich sind" auf ein Interview mit Psychiater Prof. Dominikus Bönsch hingewiesen. Anknüpfungspunkt war die Frage, ob der Messerangreifer von Aschaffenburg, der mehrmals wegen möglicher Fremdgefährdung in der Psychiatrie war, dort nicht anders hätte behandelt werden können oder müssen.

    Die Frage aus der Überschrift wird nicht beantwortet

    Das Interview enthält zwar den Satz, die Gefahr von Taten wie der in Aschaffenburg gehe "nicht per se von Menschen mit Migrationshintergrund aus". Die Frage, "warum Migranten nicht per se gefährlich sind" wird in dem Gespräch aber weder gestellt noch beantwortet. Schlimmer noch: Ohne ihren Zusammenhang impliziert die Formulierung, es sei zumindest nachvollziehbar, Migranten in ihrer Gesamtheit zunächst einmal für gefährlich zu halten.

    Das ist nicht nur vielen Kolleginnen und Kollegen in der Redaktion am Erscheinungstag des Beitrags aufgefallen. Auch ein Leser aus dem Landkreis Main-Spessart hat sich verärgert an die Redaktion gewandt: "Was kommen demnächst für Überschriften: Warum nicht alle Langhaarigen per se drogenabhängig sind? Warum nicht alle Frauen per se jede Woche neue Schuhe kaufen?", fragt er provozierend.

    Die Redaktion hat sich mit dem Missgriff auseinander gesetzt

    Mir ist klar, dass die Kollegen in diesem "Anreißer" etwas anderes sagen wollten: nämlich, dass eben keine grundsätzliche Gefährlichkeit von Migranten ausgeht. Aber genau das Gegenteil bleibt beim Lesen hängen. Und schon steht da ein durch keinerlei Tatsachen untermauerter Generalverdacht, den Journalistinnen und Journalisten nicht bestärken sollten.

    In der Redaktion wurde über den Missgriff ausführlich gesprochen. Alle, die Überschriften formulieren, werden nun noch genauer hinschauen. Lieber zweimal darüber nachdenken, wie eine Schlagzeile bei Leserinnen und Lesern ankommt, die den zugehörigen Text noch nicht kennen. Keinesfalls darf eine Überschrift den Kontext aus dem Auge verlieren oder auf eine falsche Fährte führen, betont auch Chefredakteur Ivo Knahn.

    Diese Überschrift war ein Fehler, für den die Redaktion um Entschuldigung bittet. Aber wir können und werden das in Zukunft besser machen.

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