Weil er einer von vielen in der Gemeinde ist, und trotzdem der Pfarrer. Und jetzt geht Alexander Seidel nach zehn Jahren aus Gollhofen weg. „Dann geh doch“, rief ihm der Eventchor zu, meinte aber damit: Schade, dass er geht.
Nun, mit FKK ist nicht das gemeint, was viele gleich denken. Natürlich steht Pfarrer Alexander Seidel auf FKK, das ist aber das Fränkische Kirchenkabarett. Und mit seiner Reihe „Sag mal Herr Pfarrer“ hat er ein ganz neues Kapitel des Predigens aufgeschlagen und damit viele erreicht.
Dass er gerne läuft, ist ebenso bekannt, wie sein Hobby Geocaching. So legte er zum Abschied seiner Gemeinde einen Schatz, der mittels GPS-Geräten gefunden werden musste. Und seine Gemeinde machte es ebenso, ohne dass beide davon wussten. Gemeinde und Pfarrer sind halt nach zehn Jahren zusammengewachsen. Und weil seine Predigten gut sind – er hält auch Andachten im Radio – werden sie von seiner Homepage www.pastors-home.de gerne kopiert und als eigene ausgegeben.
Nun, nach zehn Jahren verlässt er mit seiner Frau Doris und seinen drei Töchtern Maria, Verena und Johanna Gollhofen und wechselt nach Wilhelmsdorf. Seine Gemeinde bereitete ihm – wie könnte es anders sein – einen besonderen Abschied. Nach dem Gottesdienst, dort wurde er von Dekan Karl-Uwe Rasp offiziell entpflichtet, trafen sich alle in der Pfarrscheune und im Pfarrhof.
Dort erfuhr Seidel dann, was während seines Urlaubs alles heimlich für seine Verabschiedung per Aufruf an alle Gollhöfer geplant wurde. Fast musste sich Alexander Seidel wie im Comic von Asterix und Obelix vorgekommen sein, als die Gallier den Geburtstag von Obelix ebenso verschwörerisch geplant hatten.
Spontan hatten sich 28 Gollhöfer unter der Leitung von Christa Walter zusammengefunden und einen Eventchor gegründet und unter anderem in einem Medley musikalisch einiges über Pfarrer Seidel verpackt. Das „Dann geh doch“ hätte Howard Carpendale nicht besser singen können.
Dass nichts ohne Seidel geht, machte der Chor in einem anderen Song klar. Doch nun muss es ohne ihn gehen. „Wie es weitergeht, wissen wir noch nicht“, bedauerte Harald Trabert vom Kirchenvorstand, der zusammen mit Walter Ott die Moderation übernommen hatte. Vielleicht könnte es ein rüstiger Pensionspfarrer auf 400-Euro-Basis sein, scherzte er mehr ernst als heiter, vielleicht gelänge es aber, einen Nachwuchspfarrer zu holen, meinte er.
Tatsächlich tauchte auch einer auf, doch im Talar steckte Jochen Wagner, der dem scheidenden Pfarrer auf humorvolle Art und Weise in Wort und Gesang für sein Engagement für die Jugend dankte. Ebenso wie die Kindergartenkinder in „Sister Act“-Kostümierung mit ihrer Leiterin Monika Franzen und Elternbeiratsvorsitzenden Bernd Koclir und die Kindergottesdienstkinder mit ihrer Leiterin Margot Meixner im Gottesdienst zuvor.
Seidels große Verdienste in den verschiedensten Bereichen würdigten Seniorpfarrer Wolfgang Leikert, Landessynodale Hartmut Assel, Dekanatssynodale Herrmann Schuch, Schulbeauftragter Alfred Lockl, Winfried Malcher von der Bomhardschule – dort wurde Seidel zum engagiertesten Lehrer des Jahres gewählt –, Bürgermeister Werner Pfadler, stellvertretende Landrätin Gisela Keller und der Vertrauensmann des Kirchenvorstands Manfred Ruhl, zugleich Leiter des Posaunenchors, der im Gottesdienst bereits spielte.
Ruhl betonte, dass Seidels Stil gut zur Gemeinde gepasst habe. Mit seinen Kirchendachandachten habe er auch Menschen angesprochen, die nicht in den Sonntagsgottesdienst gegangen wären.
Etwas neidvoll blicken die Gollhöfer nun auf Wilhelmsdorf, wo Seidel künftig seine Ideen versprühen darf. Damit er dort keine kalten Füße bekommt, schenkte der Dekan ihm und seiner Frau je ein Paar selbst gestrickte Socken.