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Rottendorf: Die Verzinkerei in Rottendorf wurde grundlegend saniert

Rottendorf

Die Verzinkerei in Rottendorf wurde grundlegend saniert

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    Auf dem Weg zur Vorbehandlung: Die Metallteile werden in verschiedenen Bädern entfettet und gereinigt.
    Auf dem Weg zur Vorbehandlung: Die Metallteile werden in verschiedenen Bädern entfettet und gereinigt. Foto: Fotos: Carolin Lemuth

    Von der ehemaligen Hexenküche ist nicht viel übrig. Kein Rauch dringt nach außen, keine lästigen Gerüche liegen mehr in der Luft. Die Anwohner sind beruhigt. Vor den umfangreichen Umbaumaßnahmen, vor allem im Jahr 2008, wurde die Verzinkerei „Coatinc Würzburg GmbH“ im Gewebegebiet mit viel Argwohn betrachtet. Die Rottendorfer fühlten sich nicht sicher.

    Bürgermeister Rainer Fuchs erinnert sich, dass oft Rauchschwaden über dem Ort hingen. „Besonders die Lärmbelästigung durch lautes Knallen beim Verzinkungsprozess störte die Rottendorfer.“ Heute ist er über die Anfrage der Main-Post fast ein wenig empört. „Es ist nicht mehr das, was es früher einmal war. Es gibt weder Geruchsbelästigungen noch Geheimnistuerei der Firma zu den Prozessabläufen in der Halle.“ Im Gegenteil: Coatinc biete sogar Werksbesichtigungen an, damit mögliche Vorurteile abgebaut werden. Fuchs betont, dass alles zu hundert Prozent passt. „Wir haben Vertrauen!“

    Für Geschäftsführerin Susanne Kolb gehören die unangenehmen Situationen der Vergangenheit an. Sie steht voll und ganz hinter der Sicherheit ihres Betriebs. „Die Firma ist mein Baby.“ Als sie 1995 zu Coatinc kommt, ist sie vom äußeren Erscheinungsbild allerdings selbst noch abgeschreckt. „Ich kam direkt aus einem schönen und aufgeräumten Autohaus. Es war ein Kulturschock.“ Sofort habe sie realisiert, dass es viel zu tun gibt. Alles war schmutzig. Die robuste Arbeit mit Metall verlangt den Angestellten viel ab. „Der Umgangston ähnelte dem einer Baustelle.“ Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, etwas von der Aufgeräumtheit in diese Welt zu transportieren. Offenbar mit Erfolg. „Es herrscht ein anderes Verständnis für Kunden und Service. Wir setzen inzwischen auf Qualität, nicht Quantität.“

    Die wichtigste Veränderung im Betrieb war der Umbau der Produktionshalle. „Wir mussten erste einmal die Schlichtheit der 70er Jahre beseitigen. Damals waren Arbeits- und Umweltsicherheit nur Randerscheinungen.“ Während der Vorbehandlung in den Becken kommt es durch die Berührung mit verdünnter Salzsäure zur Dampfentwicklung. Genau diese Ausdünstungen haben die Anwohner als beängstigend und störend empfunden. Gesetzliche Grenzwerte seien jedoch nie überschritten worden, betont die Geschäftsführerin. Dennoch: „Je nach Wetterlage konnten Rauchschwaden ziemlich extrem über dem Ort hängen. Nicht gesundheitsschädlich – aber lecker ist anders.“, räumt Kolb ein.

    In der Halle wurde während des laufenden Betriebs eine Einkapselung gebaut, sozusagen eine Halle in der Halle errichtet. Durch Unterdruck werden die Dämpfe in ein aufwendiges Filtersystem geleitet. Es erfolgt kein Emissionsausbruch mehr. „Ich kann die Bauchschmerzen der Anwohner von damals gut verstehen. Aber jetzt ist alles anders.“ Susanne Kolb erklärt, dass die Filteranlage wie eine überdimensionale Waschmaschine arbeitet und alles reinigt. „Rottendorf spürt heute nichts mehr von der Verzinkerei.“ Wichtigster Aspekt der Einkapselung der Becken ist die Sicherheit. „Bei einer Havarie kann nichts mehr passieren, die Flüssigkeiten werden aufgefangen“, versichert Susanne Kolb.

    Für die Mitarbeiter war der Erneuerungsprozess eine Herausforderung. Die Mannschaft habe viel kompensieren müssen. Ingenieurwissen kommt zu Kreativität. Optisch alt und technisch neu – das gibt eine gute Kombination. Kolb schwärmt: „Meine kleine Schmuckschatulle ist eine schöne und außergewöhnliche Lösung.“ Angestellte kommen zudem nicht mehr mit der gefährlichen Chemie in Berührung. Die Anlage arbeitet vollautomatisiert. Jeder Prozess kann durch große Glasfenster aus sicherer Entfernung beobachtet werden.

    Das Ganze hatte seinen Preis. „Für den Kostenaufwand hätte mindestens eine Verzinkerei neu gebaut werden können“, sagt Susanne Kolb. Viele Maßnahmen waren für eine in die Zukunft orientierte Lösung notwendig. So legt man bei Coatinc inzwischen Wert auf Wiederverwertung. Abfallprodukte landen nicht einfach auf der Deponie, sondern werden verwertet. Kolb: „Der einzige Abfall entsteht bei uns in Verwaltung und Küche. Wir haben ein grünes Herz.“

    Bestätigt wird dies vom Landratsamt. Armin Stumpf, Leiter der Stabsstelle betont, das Thema Belästigung habe sich nicht nur beruhigt, es sei nicht mehr vorhanden. „Die Firma wird turnusmäßig überprüft, nichts ist zu beanstanden.“ Besonders bedeutungsvoll für ihn ist, dass sich Coatinc auf eigene Initiative, ohne Auflagen der Ämter, für den betrieblichen Fortschritt entschieden hat.

    Das früher ungeliebte Kind im Ort ist inzwischen zu einem geschätzten Arbeitsplatz geworden.

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