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REGION WÜRZBURG: Die Waffen der Winzer gegen den Frost

REGION WÜRZBURG

Die Waffen der Winzer gegen den Frost

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    Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben? Die Eisschicht soll die empfindlichen Reben vor dem Frühjahrsfrost schützen.
    Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben? Die Eisschicht soll die empfindlichen Reben vor dem Frühjahrsfrost schützen. Foto: Fotos: Wilma Wolf

    Mit Feuer, Wind und Wasser wehren sich Winzer und Obstbauern gegen den Frost der letzten Nächte. Ob sie Erfolg haben, werden sie erst in ein paar Tagen wissen.

    Sommerhausen, Mittwoch abend, 20.30 Uhr: „Diese und die nächste Nacht werden ziemlich heiß“, sagt Michael Wenninger vom Felshof in Sommerhausen. Er meint nicht die Außentemperaturen, sondern die Sorgen und den Aufwand, den er, sein Bruder Andreas und Vater Karl betreiben, um ihre Rebstöcke vor dem Frost zu schützen.

    Immerhin handelt es sich um zwölf Hektar Wein und die Lebensgrundlage der Familie. Erst im vergangenen Jahr musste man rund 80 Prozent Ausfälle durch Hagelschäden verkraften. Die Weinkeller sind nahezu leer und ein weiterer Ausfall wäre eine Katastrophe, meint der junge Winzer. Deshalb setzen die Wenningers ihre ganze Kraft daran, zumindest auf einem Teil der Fläche Frostschutz zu betreiben.

    Bewindungsanlage

    Zum einen nutzen die Wenningers dafür eine rund 30 Jahre alte Bewindungsanlage. Mit einer Turbine und drei Brennern wird erwärmte Luft in lange, 40 bis 50 Zentimeter dicke Schläuche geblasen. Auf einer Fläche von 1,4 Hektar schlängeln sie sich durch die Rebzeilen und verbreiten so die Luft, um den Frost von den jungen Trieben des Rebstocks fern zu halten.

    Um 20.45 Uhr zeigt das Thermometer nur noch 3,5 Grad. Jetzt ist Eile geboten, die letzten Vorbereitungen müssen getroffen werden. Die Wenningers kommen erst mal ins Schwitzen. Um 23 Uhr schalten sie die Bewindlungsanlage an. Und gleich daneben eine Beregnungsanlage – eine weitere Möglichkeit des Frostschutzes.

    Das Recht auf Mainwasser

    Das Wasser dafür kommt direkt aus dem Main. Ein altes Sommerhäuser Recht, für das der junge Winzer dankbar ist. Auch wenn er den Wasserverbrauch kritisch sieht, weil Wasser eine wertvolle Resource ist. „Aber jetzt geht es darum, dass die Rebstöcke überleben“, argumentiert er. Dass sie das unter der Eisschicht können, ist Physik. Beim Übergang in die feste Form „Eis“ setzt das Wasser nämlich Energie frei – es entsteht die sogenannte Kristallisationswärme. Diese Wärme wird unter der schützenden Eisschicht festgehalten und verhindert, dass die Minusgrade die Rebe erreichen. Deshalb muss auch so lange beregnet werden, bis die Temperatur wieder über Null Grad steigt, erklärt Michael Wenninger, warum die ganze Nacht beregnet wurde. Einer, der den Frost besser wegsteckt als andere Sorten, ist offenbar der Silvaner. „Der Silvaner gehört nicht ohne Grund nach Franken“, meint Michael Wenninger.

    Sehr schnell sinken die Temperaturen in dieser Nacht und erreichen gegen Mitternacht minus 2,8 Grad. Das sei aber noch nicht der Tiefpunkt gewesen, berichtet Wenninger. Die ganze Nacht sind die Winzer an verschiedenen Stellen im Einsatz, an Schlaf ist nicht zu denken. Denn es gibt auch noch das eine oder andere technische Problem zu lösen.

    Bis zum Morgen hält der Frost an, um 6.30 Uhr zeigt das Thermometer immer noch minus 2,5 Grad an. Wie erfolgreich die Maßnahme gegen den lang anhaltenden Frost war, lässt sich noch nicht sagen. „Das ganze Ausmaß des Schadens sieht man erst in ein bis zwei Tagen“, meint Michael Wenninger.

    Hoffen und warten, das heißt es nun für die Winzer. Denn immerhin kommen ja auch noch die Eisheiligen im Mai. „Erst nach den Spätfrösten in zwei Wochen wissen wir mehr über die Frostschäden“, meint Artur Steinmann, Präsident des fränkischen Weinbauverbandes. Eines sei aber jetzt schon sicher: „Spätestens im Mai braucht der Wein dann Wasser.“

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