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Ochsenfurt/Gelchsheim: Zuckerrübenkampagne 2024 in Franken beginnt: So kämpft Landwirt Sebastian Fenner gegen die Glasflügelzikade

Ochsenfurt/Gelchsheim

Zuckerrübenkampagne 2024 in Franken beginnt: So kämpft Landwirt Sebastian Fenner gegen die Glasflügelzikade

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    Die Blätter sind gelb: Landwirt Sebastian Fenner auf seinem Zuckerübenacker in Gelchsheim (Lkr. Würzburg).
    Die Blätter sind gelb: Landwirt Sebastian Fenner auf seinem Zuckerübenacker in Gelchsheim (Lkr. Würzburg). Foto: Gerhard Meißner

    Als Landwirt Sebastian Fenner Ende August aus dem Urlaub zurückkam, wollte er seinen Augen nicht trauen. Die Rübenfelder, die zehn Tage zuvor noch üppig grün gewesen waren, sind gelb geworden. Ein sicheres Indiz, dass die SBR-Stolbur-Krankheit erneut zugeschlagen hat, sagt der Landwirt aus Gelchsheim im Landkreis Würzburg. Im vergangenen Jahr war sie in Franken erstmals großflächig aufgetreten und hatte erheblichen Schaden verursacht. Die Suche nach Gegenmaßnahmen läuft auf Hochtouren - bislang allerdings ohne Erfolg. 

    Der Verursacher ist bekannt: Die Schilf-Glasflügelzikade überträgt die Erreger, indem sie die Rübenblätter ansticht. Im Zuge der Klimaerwärmung hat sich das wenige Millimeter große Insekt in den vergangenen Jahren von Südwesten her ins fränkische Anbaugebiet ausgebreitet. Nach der Eiablage kriechen die Larven in den Boden und ernähren sich an Pflanzenwurzeln. Im nächsten Frühjahr schwärmt dann die neue, bereits mit dem Krankheitserreger infizierte Zikaden-Generation aus.

    Südzucker in Ochsenfurt: Mitte August sah es noch nach einem Rekordertrag aus

    Bei Südzucker in Ochsenfurt war man nach einer Proberodung Mitte August noch von einem Spitzenertrag ausgegangen. Die gute Wasserversorgung während des gesamten Sommers deutete darauf hin, dass sogar der Ertragsrekord aus dem Jahr 2017 von durchschnittlich 93 Tonnen pro Hektar übertroffen werden könnte, sagt Christoph Ott, zukünftiger Geschäftsführer des Verbands Fränkischer Zuckerrübenbauer (VFZ).

    "Was sich in den nächsten zwei Wochen abgespielt hat, war echt schlimm", sagt Ott, "man konnte fast zusehen, wie die Blätter gelb wurden." Ähnlich wie 2023, als die besonders fruchtbaren Gebiete im Ochsenfurter Gau am stärksten von der neuen Krankheit betroffen gewesen waren. Mittlerweile habe sie sich weiter nach Norden ausgebreitet.

    Die schlaffe Spitze der Zuckerrübe ist ein erstes Anzeichen für die Stolbur-Krankheit: Sie führt zu sogenannten Gummirüben.
    Die schlaffe Spitze der Zuckerrübe ist ein erstes Anzeichen für die Stolbur-Krankheit: Sie führt zu sogenannten Gummirüben. Foto: Gerhard Meißner

    SBR und Stolbur führen dazu, dass die Rübe ihr Wachstum und die Zuckerproduktion einstellt und die Markzellen an Festigkeit verlieren. Die Folge sind geringe Erträge und sogenannte Gummirüben, die bei der Ernte leicht beschädigt werden, schnell zu faulen beginnen und in der Zuckerfabrik schwer zu verarbeiten sind. Rund 30 Prozent weniger habe er wegen des Befalls im vergangenen Jahr geerntet, sagt Landwirt Sebastian Fenner.

    "Rüben-Taskforce" sucht nach Maßnahmen gegen SBR-Stolbur

    Die süddeutschen Anbauverbände hatten mit dem Südzucker-Konzern eine "Rüben-Taskforce" gebildet, um mehr über die Verbreitung der Krankheit und mögliche Gegenmaßnahmen in Erfahrung zu bringen. Vier Standorte in Bayern und Baden-Württemberg waren als Modellregion ausgewählt worden, darunter Gelchsheim.

    Auf einem seiner Äcker hat Fenner die Rüben abschnittsweise unterschiedlich behandelt: Ein Teil wurde mit einem herkömmlichen Insektizid behandelt, andere Bereiche zusätzlich mit Citrusöl und Schwefel, in der Hoffnung, die Mittel könnten den Zikaden den Appetit verderben. Das Ergebnis sei eher ernüchternd, sagt der Rübenbauer: "Man sieht keinen Unterschied."

    Landwirt Sebastian Fenner auf seinem Acker bei Gelchsheim, auf dem Saatguthersteller SESVanderHave Sortenversuche durchführt. Die Rüben, die unter einem Zelt vor er Glasflügelzikade geschützt waren, sind gesund, während sie nebenan deutlich vergilbt sind.
    Landwirt Sebastian Fenner auf seinem Acker bei Gelchsheim, auf dem Saatguthersteller SESVanderHave Sortenversuche durchführt. Die Rüben, die unter einem Zelt vor er Glasflügelzikade geschützt waren, sind gesund, während sie nebenan deutlich vergilbt sind. Foto: Gerhard Meißner

    Anders auf einer Versuchsfläche des Saatgutherstellers SESVanderHave wenige hundert Meter entfernt. Der belgische Spezialist für Rübensaatgut testet in Gelchsheim verschiedene Neuzüchtungen. Ein kleiner Teil des Ackers wurde mit einem Zelt überspannt, um die Glasflügelzikade fernzuhalten. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Rüben sind gesund, ihre Blätter sattgrün. Auf dem Stück daneben ist alles gelb, der Cercospora-Pilz hat auf den geschädigten Blättern leichtes Spiel.

    Gute Wasserversorgung im Sommer 2024 könnte die Schäden mindern

    "Wir wissen einfach noch zu wenig", sagt Simon Vogel von der Rübenabteilung bei Südzucker in Ochsenfurt. Im Vorjahr habe die Trockenheit im Herbst die Lage extrem verschärft. In diesem Jahr könnte die gute Wasserversorgung dazu beitragen, dass sich zumindest die Stolbur-Krankheit weniger drastisch auswirkt, sagt der Rübeninspektor.

    Die Ertragserwartungen liegen im fränkischen Durchschnitt bei 88 Tonnen pro Hektar. "Die Rüben haben sehr gut vorgelegt", sagt Vogel. Wenn sie jetzt nur gelb werden, "können wir das Schlimmste noch verhindern". 

    Start der Kampagne am 13. September: Biorüben sind schon früher dran

    Am 13. September soll die Zuckerrübenkampagne 2024 im Ochsenfurter Werk starten. Auf Drängen der Landwirte relativ früh, sagt Christoph Ott. Gerodet würden die ersten Rüben schon in den kommenden Tagen: Biorüben, die rund fünf Prozent der fränkischen Rübenanbaufläche von insgesamt 23.200 Hektar ausmachen. Um eine Vermischung mit konventionell angebauten Rüben auszuschließen, werden sie vor der eigentlichen Kampagne für ganz Süddeutschland zentral im Südzucker-Werk in Rain am Lech verarbeitet.

    Mais statt Wintergetreide: Zikade aushungern lassen

    Und wie geht es im Kampf gegen die Gummirübe weiter? Ein Lösungsansatz: Weil sich die Nachkommen der Zikade an Pflanzenwurzeln ernähren, wolle man die Rübenfelder nicht wie üblich nach der Ernte mit Wintergetreide einsäen, sondern über den Winter ruhen lassen, sagt Landwirt Sebastian Fenner. Im Frühjahr wird dort dann Mais angebaut: "Wir haben unsere komplette Fruchtfolge umgestellt. Wir hoffen, dass wir die Zikaden so aushungern können."

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