Seit Tagen steigen die Corona-Fallzahlen in ganz Deutschland wieder an, auch in Unterfranken. Die vom Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldete bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz hat am Sonntag die Schwelle von 1500 überschritten. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Donnerstagmorgen mit 1651,4 an. Das ist wieder ein neuer Höchstwert. Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI zudem 294.931 Neuinfektionen binnen eines Tages.
Wie ist die Corona-Lage in Unterfranken?
Auch in Unterfranken bleiben die Infektionszahlen auf einem sehr hohen Niveau. So gab es im Landkreis Würzburg allein am Sonntag 861 Neuansteckungen mit dem Virus, am Montag kamen 433 Infizierte hinzu. Die Stadt Würzburg meldete am Sonntag 281 und am Montag weitere 284 positive Fälle. Der Landkreis Main-Spessart zählte am Sonntag 475 neue Covid-19-Fälle, am Montag kamen auch dort 287 Neuansteckungen hinzu. Der Landkreis Schweinfurt meldet am Montagmorgen sogar 672 Neuansteckungen binnen eines Tages.
Experten gehen allerdings von noch höheren Fallzahlen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. Als Grund dafür nennt das RKI die begrenzten Kapazitäten von Gesundheitsämtern, oft werden Kontakte nur noch eingeschränkt nachverfolgt
Gibt es einen regionalen Corona-Hotspot?
Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz in der Region hat laut RKI mit 3.174,1 der Landkreis Haßberge (Stand Montag). Damit gibt es dort deutschlandweit nach dem Schwarzwald-Baar-Kreis die meisten Neuansteckungen. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner. Die Spitzenwerte im Landkreis Haßberge bedeuten, dass sich das Corona-Virus hier derzeit sehr stark ausbreitet.

Warum steigen die Corona-Neuinfektionen?
Das RKI teilt mit, dass die steigenden Fallzahlen mit der zunehmende Verbreitung des Omikron-Subtyps BA.2 zusammenhängen. Seit Beginn des Jahres zirkuliert diese Subvariante von Omikron und setzt sich gegenüber der bisher dominanten Variante BA.1 durch. Laut ersten Studien scheint sie nicht gefährlicher als die erste Omikron-Variante zu sein, aber sie ist wohl noch ansteckender. Auch führende Virologen sagen, dass sich Deutschland somit in der zweiten Omikronwelle befinde.
Auf welche Symptome sollte man bei der Omikron-Variante achten?
Laut RKI werden bei der Omikron-Variante "überwiegend keine oder milde Symptome angegeben". Am häufigsten nennen Patientinnen und Patienten demnach Husten (56 Prozent), Schnupfen (54 Prozent) und Halsschmerzen (38 Prozent). Man müsse auf Erkältungssymptome achten, sagt Hausarzt Dr. Christian Pfeiffer, auch wenn sie bei Omikron häufig nur in leichter Form auftreten. Seltener als bei anderen Virusvarianten komme es auch zu Geruchs- und Geschmacksverlust.
Wie viele Unterfranken waren bereits infiziert?
Mehr als 293.182 Menschen in Unterfranken (Stand Sonntag) haben sich bislang mit Sars-CoV-2 angesteckt - das sind über 20 Prozent der Gesamtbevölkerung. Ein Fünftel der Bevölkerung in der Region hat es also schon erwischt. Offiziell. Hinzu kommt die Dunkelziffer unentdeckter und ungemeldeter Infektionen. Die meisten Betroffenen sind genesen, einige leiden an Langzeitfolgen.

Was sagt der Bundesgesundheitsminister?
Deutschland habe jetzt die höchste Corona-Inzidenz in Europa, twitterte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Sonntag unter Verweis auf Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO. "Tendenz steigt, viele Tote", so Lauterbach weiter. Geimpfte seien jetzt oft unvorsichtig, weil sie wüssten, dass sie sich infizieren könnten, aber meist nicht schwer erkrankten. Ungeimpfte aber seien dem Virus jetzt schutzlos ausgeliefert.
Wird es dennoch Lockerungen geben?
Die Ampelkoalition hält an den für den 20. März geplanten Lockerungen fest. Von Fachleuten und aus der Opposition gibt es zunehmend Kritik an der Ausgestaltung der Pläne. Nach dem Willen der Ampelkoalition soll dann bundesweit nur noch ein Basisschutz möglich sein. Dann gilt die Maskenpflicht lediglich noch in Pflegeheimen, Kliniken, im Nah- und Fernverkehr sowie in Flugzeugen. Eine Testpflicht gilt nur noch in Heimen und Schulen. An Orten, wo sich die Coronalage zuspitzt, sollen die Länderparlamente allerdings schärfere Auflagen beschließen können.
Der Entwurf der Ampel habe echte Lücken und Schwächen, sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder der "Bild am Sonntag". "Im Grunde gibt es keine echten Schutzmaßnahmen mehr. Damit stehen wir im Herbst neuen Mutationen schutz- und wehrlos gegenüber. So ist das weitgehende Weglassen der Maske verfrüht und kann zum Beispiel in der Schule rasch zu einer sogenannten Durchseuchung führen", sagte der CSU-Politiker.