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Würzburg: Diese 10 Menschen aus Unterfranken haben im Jahr 2024 für Schlagzeilen gesorgt

Würzburg

Diese 10 Menschen aus Unterfranken haben im Jahr 2024 für Schlagzeilen gesorgt

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    Diese 10 Menschen haben 2024 in Unterfranken für Schlagzeilen gesorgt.
    Diese 10 Menschen haben 2024 in Unterfranken für Schlagzeilen gesorgt. Foto:  Peter, Lamber, Ruprecht, Varasano, Gralla, Becker, Pfannes, Biscan/ Collage Jutta Glöckner

    Der eine beeindruckt mit seinem Mut, wenn er öffentlich von den Qualen in Putins Straflager berichtet. Die andere freut sich, dass sie mit ihrer Stammzellspende Leben retten konnte. Ein Dritter wird überraschend zum Bürgermeister gewählt, obwohl er gar nicht kandidiert hatte: Ein Blick auf zehn Menschen, die 2024 in Unterfranken für besondere Schlagzeilen gesorgt haben.

    1. Maria Herbst aus Würzburg: Die 100-Jährige, die den Grünen beitrat

    Maria Herbst wollte ein Zeichen für die Zeichen für die Demokratie setzen - und trat den Grünen bei.
    Maria Herbst wollte ein Zeichen für die Zeichen für die Demokratie setzen - und trat den Grünen bei. Foto: Daniel Peter

    Exakt an ihrem 100. Geburtstag, am 29. Februar 2024, tritt die Würzburgerin Maria Herbst zum ersten Mal in ihrem Leben einer Partei bei - den Grünen. Mit diesem Schritt will die agile Seniorin ein Zeichen gegen den zunehmenden Rechtsruck setzen. Wenn heute AfD-Vertreter und Rechtsextreme bei Geheimtreffen über die massenhafte Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund sinnieren, dann denkt Maria Herbst an ihre Jugend in den 1930-er und 1940-er Jahren, als auch in Würzburg Jüdinnen und Juden aus der Nachbarschaft verschwanden.

    Warum sie sich für die Grünen entschieden hat? "Die reden nicht nur, die tun auch etwas", sagt die Seniorin. Kein Wunder, dass nach diesem Bekenntnis viel Grünen-Prominenz, bis hin zu Parteichefin Ricarda Lang, nach Würzburg reist, um das Neumitglied zu begrüßen.   

    2. Kevin Lick aus Würzburg: Der Jugendliche, der Putins Gefangener war

    Kevin Lick saß 17 Monate in russischen Gefängnissen, jetzt geht er zur Schule in Würzburg.
    Kevin Lick saß 17 Monate in russischen Gefängnissen, jetzt geht er zur Schule in Würzburg. Foto: René Ruprecht

    17 Monate war Kevin Lick in russischen Gefängnissen und Straflagern eingesperrt. Dann kommt der Deutsch-Russe Anfang August 2024 im Rahmen des großen Gefangenenaustauschs zwischen Russland und dem Westen frei. Stark abgemagert, aber glücklich, landet der 19-Jährige am Flughafen Köln/Bonn in der Freiheit - und wird dort von Bundeskanzler Olaf Scholz begrüßt.

    Mittlerweile Schüler am Würzburger Röntgen-Gymnasium, erzählt Kevin Lick heute in der Öffentlichkeit von seinen Erlebnissen in Putin-Russland - von Isolationsfolter, Qualen und seinen Ängsten. Wegen Hochverrat war er zu vier Jahren Freiheitsentzug verurteilt worden. "Es ist meine Pflicht, meine Erfahrungen zu schildern", sagt der 19-Jährige. Gerade jungen Leute hierzulande sollte mehr bewusst sein, dass Freiheit und Demokratie keine Selbstverständlichkeit sind.

    3. Marlene Bayer aus Maidbronn: Die Oma, die regelmäßig Betrüger jagt

    Marlene Bayer aus Maidbronn ist eine resolute Frau. Regelmäßig überführt sie Enkeltrick-Betrüger.
    Marlene Bayer aus Maidbronn ist eine resolute Frau. Regelmäßig überführt sie Enkeltrick-Betrüger. Foto: Silvia Gralla

    Bei der Polizei in Würzburg spricht man von Marlene Bayer wie von einer alten Kollegin. Seit Jahren jagt die 84-Jährige aus der Landkreis-Gemeinde Maidbronn Enkeltrick-Betrüger und andere Schockanrufer.  Der Mut der Oma hat sich mittlerweile herumgesprochen.

    2019 geht es los. Ein Anrufer gibt sich als Polizist aus und fordert Marlene Bayer auf, ihr Bargeld und ihren Schmuck einer "Kollegin" zu übergeben, weil in der Nacht bei ihr eingebrochen werde. Die Seniorin lässt sich auf das "Spiel" ein - und alarmiert die echte Polizei. Versteckt bei Bayer im Schlafzimmer, können die Beamten die falsche Kollegin festnehmen.

    Die Seniorin indes kommt auf den Geschmack. Bis heute hat die Maidbronnerin mitgeholfen, fünf Täter dingfest zu machen. Hat sie denn gar keine Angst vor den Gangstern? "Ach was", sagt Marlene Bayer. 

    4. Stefan Köhler aus Wiesen: Der Bauer, der jetzt Unterfranken in Europa vertritt

    Mit Landwirt Stefan Köhler hat die CSU Unterfranken wieder einen Europaabgeordneten.
    Mit Landwirt Stefan Köhler hat die CSU Unterfranken wieder einen Europaabgeordneten. Foto: Patty Varasano

    Fünf Jahre lang war Unterfranken nicht im Europaparlament vertreten. Mit Stefan Köhler aus Wiesen im Landkreis Aschaffenburg ist die Region seit Juni wieder mit einem Abgeordneten in Straßburg und Brüssel vertreten. Der Präsident des Unterfränkischen Bauernverbands kandidierte er in diesem Jahr für die CSU. Mit einem engagierten Wahlkampf machte er sich schnell einen Namen.

    Im EU-Parlament lässt sich der 57-Jährige in den Landwirtschaftsausschuss wählen - um für seinen Berufsstand möglichst viel herauszuholen. Den Green Deal will er zukunftsorientiert und möglichst praxisnah mitgestalten, sagt Köhler. Den Bezug zur Praxis hat der Neuparlamentarier derweil nicht aufgegeben. Auf dem Hof der Familie, die im Hochspessart Mutterkühe hält, packt Stefan Köhler weiterhin regelmäßig mit an. 

    5. Josephine Lippitz aus Wülfershausen: Die junge Frau, die einer anderen das Leben rettete

    Josephine Lippitz rettete mit ihrer Stammzellspende einer Frau aus Bochum das Leben.
    Josephine Lippitz rettete mit ihrer Stammzellspende einer Frau aus Bochum das Leben. Foto: Josef Lamber

    Dieser 1. Mai sorgt für Gänsehautmomente: Josephine Lippitz aus Wülfershausen (Lkr. Rhön-Grabfeld) trifft Sylvia Born aus Bochum. Jene Frau, der die 28-Jährige mit einer Stammzellspende das Leben gerettet hat. Die 63-jährige Sylvia Born litt an einer T-Prolymphozyten-Leukämie (TPLL), deren Verlauf ohne Knochenmark-Transplantation tödlich ist. Heute ist die dreifache Mutter und zweifache Oma wieder gesund - und genießt das Leben.

    Zwei Jahre, so sind die Vorschriften, durften die Spenderin und die Empfängerin der Stammzellen nur anonym Briefkontakt haben. Jetzt, beim ersten Treffen, kullern die Tränen, beide Frauen haben sich viel zu erzählen. Heute verbindet sie eine lebendige Freundschaft. Die Botschaft von Josephine Lippitz ist eindeutig: "Ich würde jederzeit wieder spenden." 

    6. Florian Sieler aus Garstadt: Der Neunjährige, der beherzt zum Feuerlöscher griff

    Florian Sieler griff beherzt zum Feuerlöscher, als der Wohnwagen der Familie brannte.
    Florian Sieler griff beherzt zum Feuerlöscher, als der Wohnwagen der Familie brannte. Foto: Heiko Becker

    Was für eine Ehre: Die Feuerwehr fährt Florian Sieler im Juli 2024 nach Würzburg. Unterfrankens  Regierungspräsident zeichnet den Neunjährigen aus Garstadt im Landkreis Schweinfurt mit der Medaille "Patrona Bavariae" für einen Rettungseinsatz. Am Campingplatz in Sulzfeld in Rhön-Grabfeld hatte Florian mit seinen Eltern die Osterferien verbracht, als plötzlich Flammen aus dem Familien-Wohnwagen schlugen.

    Der Bub handelt schnell und besonnen - wie er es bei der Kinderfeuerwehr gelernt hat. Er sorgt dafür, dass Mutter, Vater und die vier Hunde schnell das brennende Mobil verlassen - und besorgt dann einen Feuerlöscher. Das fünf Kilo schwere Gerät aus der Halterung zu lösen, ist nicht einfach, aber Florian schafft es. Bei der Feuerwehr sind sie sicher: Seine schnelle Reaktion hat Schlimmeres verhindert.  

    7. Monika Edinger aus Würzburg: Die Ordensschwester, über die ganz Schweinfurt diskutiert

    Schwester Monika Edinger wollte das St. Josef-Krankenhaus erst schließen, machte dann aber eine Kehrtwende.
    Schwester Monika Edinger wollte das St. Josef-Krankenhaus erst schließen, machte dann aber eine Kehrtwende. Foto: Josef Lamber

    Kaum ein Thema bewegt die Menschen in und um Schweinfurt in diesem Jahr so sehr wie die Zukunft des altehrwürdigen Krankenhauses St. Josef.  Als Monika Edinger, die Generaloberin der Erlöserschwestern, Ende Juli 2024 die Schließung der Klinik zum Jahresende ankündigt, steht die Region unter Schock. Zuvor waren Versuche, andere Träger zur Finanzierung mit ins Boot zu holen, nicht zuletzt am Veto des Ordens gescheitert.

    Wenig später dann die Kehrtwende. St. Josef bleibt doch, verkündet die Generaloberin Ende September. Die Kosten für die Auflösung seien zu hoch, heißt es. Das Hin und Her sorgt für Kopfschütteln vor allem in der Politik - und für viel Verunsicherung bei den Beschäftigten sowie potenziellen Patientinnen und Patienten. Ob die Klinik eine Chance hat, muss sich nun zeigen.

    8. Christina Neye aus Volkach: Die Wirtin, die sich nicht bedrohen lässt

    Christina Neye, die Wirtin vom Torbäck in Volkach, ließ sich von Drohungen nicht beeindrucken.
    Christina Neye, die Wirtin vom Torbäck in Volkach, ließ sich von Drohungen nicht beeindrucken. Foto: Peter Pfannes

    Nein, einschüchtern lassen sich Christina und Martin Neye, die Wirtsleute vom "Torbäck" in Volkach (Lkr. Kitzingen) nicht. Als sie Anfang November einen Drohbrief mit Boykottaufruf erhalten, weil in ihrem Lokal regelmäßig die örtlichen Grünen einen Bürgerstammtisch veranstalten, handeln sie resolut: Sie erstatten nicht nur Anzeige, sondern sie wenden sich auch an die Öffentlichkeit.

    Man müsse politisch nicht einer Meinung sein, aber sich austauschen zu können, "genau das macht eine Demokratie aus", posten die Neyes bei Facebook. Dem Briefschreiber teilen sie mit, dass er in ihrer Weinstube nicht mehr erwünscht ist.  Für ihre couragierte Reaktion bekommen die Wirtsleute Beifall aus allen Parteien. Demonstrativ kehrt der Volkacher Stadtrat nach seiner nächsten Sitzung im "Torbäck" ein.

    9. Steffen Romstöck aus Röttingen: Der Bürgermeister, der gar nicht auf dem Stimmzettel stand

    Steffen Romstöck wurde in Röttingen zum Bürgermeister gewählt, obwohl er gar nicht kandidiert hatte.
    Steffen Romstöck wurde in Röttingen zum Bürgermeister gewählt, obwohl er gar nicht kandidiert hatte. Foto: Daniel Peter

    Die Wahl von Steffen Romstöck zum Bürgermeister von Röttingen (Lkr. Würzburg) sorgt für bundesweite Schlagzeilen, die "Bild"-Zeitung spricht gar von einem "Wahl-Hammer". Der 44-Jährige steht beim Urnengang am 15. September nämlich gar nicht auf dem Stimmzettel. Dort erscheint lediglich ein Kandidat, auf den sich mehrere Parteien zuvor geeinigt hatten.

    Doch sie haben die Rechnung ohne die Bürgerinnen und Bürger im 1700-Einwohner-Städtchen gemacht. Die Mehrheit der Wahlberechtigten nutzt eine Regelung des bayerischen Kommunalwahlrechts, die erlaubt, selbst einen Namen vorzuschlagen, falls nur ein Bewerber für das Amt des Bürgermeisters offiziell nominiert ist. 51,9 Prozent der Röttinger schreiben "Romstöck" auf den Stimmzettel. Gerade mal 48 Stunden später wird der Verwaltungsfachwirt im Rathaus vereidigt.

    10. Hermann Ammon und Klaus Spyra in Willmars: Die zwei, die sich dem Grauen stellten 

    Hermann Ammon und Klaus Spyra kehrten in das Kinderheim in Willmars zurück, in dem sie einst brutal misshandelt wurden.
    Hermann Ammon und Klaus Spyra kehrten in das Kinderheim in Willmars zurück, in dem sie einst brutal misshandelt wurden. Foto: Daniel Biscan

    An einem sonnigen Sommernachmittag kehren Hermann Ammon und Klaus Spyra dorthin zurück, wo sie einst die "Hölle" erlebten: nach Willmars, ganz im Norden von Unterfranken. Beim Rundgang durch das Dorf passieren die beiden die Orte, die sie mit brutaler Gewalt und schwerem sexuellem Missbrauch verbinden - vom Pfarrhaus bis zur Leichenhalle. Regelmäßig vergingen sich der Heimleiter, ein Diakon, und der Pfarrer an den Jungen, die im evangelischen Kinderheim eigentlich Geborgenheit hätten finden sollen.

    Aufgearbeitet sind die Verbrechen bis heute nicht. Für ihren mutigen Schritt in die Öffentlichkeit erfahren Ammon und Spyra, beide mittlerweile um die 60 Jahre alt, viel Anerkennung. Weitere Opfer erzählen nun ihre Geschichte. Aber es melden sich auch Dorfbewohner, die den früheren Pfarrer in Schutz nehmen.

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