Am 20. November beginnt die Fußball-WM der Männer am umstrittenen Austragungsort Katar. Der Spielplan für die Gruppenphase steht: Das erste Spiel der deutschen Mannschaft ist für Mittwoch, 23. November, um 14 Uhr gegen Japan angesetzt. In Würzburg wird es kein Public Viewing von Seiten der Stadt geben, "da es aus der freien Wirtschaft heraus genügend Anbieter gibt, zu denen die Stadt nicht in Konkurrenz treten muss", wie Christian Weiß, Pressesprecher der Stadt auf Nachfrage mitteilt.

Dafür gibt es einige Kneipen, die mindestens die Spiele der deutschen Mannschaft zeigen. Die Redaktion hat nachgefragt, wie die Betreiber zu der umstrittenen WM stehen und ob man bei ihnen reservieren muss.
1. Die Wohnzimmer-Bar, Tiepolostraße 21

Marcel Demand, einer der Betreiber der Wohnzimmer-Bar in Würzburg, will dort die ganze WM zeigen. "Von unserer Seite aus stand es nicht zur Debatte, ob wir es zeigen, unabhängig von der Situation in Katar", sagt er. "Die Nachfrage ist ja trotzdem da. Es ist natürlich nicht richtig, was da läuft, aber ich bin Unternehmer und muss gucken, dass ich Geld verdiene."
Es bringe auch nichts, den Laden zuzumachen. Davon abgesehen sei er selbst Fußballfan – auch wenn seine Euphorie sich für die Winter-WM noch in Grenzen halte. Schließlich laufe gerade noch die Bundesliga und Champions League. Dennoch: Im Wohnzimmer sollte man für die Deutschland-Spiele unbedingt reservieren. Denn schon jetzt seien einige Tische vergeben, sagt Demand. Auch für die anderen Spiele rät er, einen Tisch zu reservieren.
2. Mainbäck, Büttnerstraße 48

Im Mainbäck zeigen das Betreiberpaar Yvonne und René Häußler alle WM-Spiele mit deutscher Beteiligung und andere interessante Matches. "Wir haben auch mit dem Gedanken gespielt, es nicht zu zeigen. Wir waren zwiegespalten, aber die Nachfrage ist da. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Leute sagen würden, sie schauen es nicht zuhause", sagt René Häußler. Für die deutschen Spiele sollte man wegen der vermutlich großen Nachfrage im Mainbäck reservieren, rät Häußler.
3. Pinocchio Sportsbar, Bahnhofstraße 5

Der Wirt in der Pinocchio Sportsbar, Wolfgang Windisch, findet es komisch, gefragt zu werden, ob er die WM zeigt. "Warum sollten wir sie nicht zeigen? Wenn die Mannschaften das boykottieren würden, dann würde man die Frage gar nicht stellen", sagt Windisch. "Aber das hätte vorher entschieden werden müssen. Die Sportler sind doch auch keine Politiker."
Er sieht eine gesellschaftliche Doppelmoral: "Bayern hat seit zehn Jahren das Trainingslager in Katar. Das interessiert auch niemanden." Ebenso bei der WM 2018 in Russland: "Nach der Annexion der Krim, das hat auch niemanden interessiert." Ebenso die Olympiade in Peking. Ab dem Achtelfinale will er alle Spiele zeigen, davor alle deutschen Matches und die Spiele, "die uns am Wochenende wichtig erscheinen." Reservieren kann man in der Pinocchio Bar nicht.
4. Biertümpel, Zeller Straße 17

Werner Schneider betreibt die Kneipe Biertümpel im Mainviertel. Er sagt: "Die deutschen Spiele übertragen wir auf jeden Fall. Die Deutschen spielen ja so oder so, ob's umstritten ist oder nicht. Da sollte man ein bisschen Nationalstolz bewahren." In der Gruppenphase müsse man im Biertümpel nicht reservieren, in der Endspielphase schon eher.

"So euphorisch wie die anderen Spiele wird's wahrscheinlich nicht werden", meint der Gastronom dennoch, der auch die Kneipe "Zum Udo" gemeinsam mit Hans Röpke führt. Bei früheren Weltmeisterschaften habe es im Biertümpel 100 Liter Freibier gegeben, wenn Deutschland gewinnt. Ob er das machen wird, da sei er sich noch nicht schlüssig. Gemeinsam mit Alexander Schedel betreibt Schneider außerdem die Kneipe "Semmelbrösel". In den beiden anderen Kneipen will Schneider die Spiele auch zeigen, wenn Gäste Interesse zeigen.
5. Loma, Sanderstraße 7

"Vielleicht übertrage ich, vielleicht nicht", sagt Carsten Schmitt von der Loma Bar. "Wir sind in der moralischen Frage noch nicht hundertprozentig entschieden. Es kann auch sein, dass ich ein Spiel übertrage, eins nicht." In der Debatte um den Austragungsort sieht er viel Heuchelei: "Wir brauchen Katar um Leute aus Afghanistan auszufliegen", sagt Schmitt.
"Und wir können anderen Leuten nicht unsere Werte aufdrängen. Es gibt da kein schwarz-weiß, keine Trennung." Die Vergabe der WM an Katar hält er dennoch für einen Fehler: "Das war der Kardinalfehler. Das war eine korrupte Geschichte und nichts anderes. Wir, die Westeuropäer, sitzen im Vergleich zu einem Scheich am kurzen Hebel. Im Endeffekt entscheidet Geld."
Anmerkung der Redaktion: In Würzburg gibt es viele Möglichkeiten, gemeinsam die WM zu schauen. Wir stellen Ihnen nur eine Auswahl vor und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Falls Sie einen weiteren Tipp geben möchten, freuen wir uns über einen Kommentar.