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Bamberg: Dieser Krimi ging unter die Haut: So war der Franken-"Tatort"

Bamberg

Dieser Krimi ging unter die Haut: So war der Franken-"Tatort"

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    Szene aus dem Franken-"Tatort": Mikes Vater (Andreas Pietschmann) macht zusammen mit Felix Voss (Fabian Hinrichs) in einem Keller eine traurige Entdeckung.
    Szene aus dem Franken-"Tatort": Mikes Vater (Andreas Pietschmann) macht zusammen mit Felix Voss (Fabian Hinrichs) in einem Keller eine traurige Entdeckung. Foto: Hendrik Heiden, BR

    Einmal tief durchatmen: Der siebte Franken-"Tatort" mit dem Titel "Wo ist Mike?" war kein Krimi für schwache Nerven. Er blieb spannend bis zum Schluss. 

    Das Verschwinden des fünfjährigen Mike konfrontiert die fränkischen Ermittler mit einem zerstrittenen Elternpaar (Linda Pöppel, Andreas Pietschmann). Daneben geraten auch der Jugendliche Titus (Simon Frühwirth), der von Wahnvorstellungen getrieben ist, und der Lehrer Glawogger (Sylvester Groth) in den Fokus der Ermittler. Der Lehrer ist seit kurzem mit Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) liiert. Die Kommissarin ist zerrissen zwischen ihrer Liebe und den Schuldgefühlen, ihrem Job nicht richtig nachzukommen.

    Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) ist verliebt. Rolf Glawogger (Sylvester Groth) hat Frühstück für sie gemacht.
    Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) ist verliebt. Rolf Glawogger (Sylvester Groth) hat Frühstück für sie gemacht. Foto: Marco Nagel, BR

    Bisher galt es als Markenzeichen der Franken-Kommissare Ringelhahn und Felix Voss (Fabian Hinrichs), dass sie frei von Macken und Neurosen sind und sich nicht privat in ihre Fälle verwickeln lassen. Diesmal ist das anders – und es funktioniert. Es funktioniert deshalb, weil Dagmar Manzel und Sylvester Groth ("Inglourious Basterds", "In Zeiten des abnehmendes Lichts") einfach zwei großartige Schauspieler sind.

    Wie sie ihre noch frische Liebe zu Beginn des Films pflegen, wie das Glück plötzlich an einem (erlogenen) Verdacht zerbricht, wie ein Zweifel den nächsten jagt, das ist sehr einfühlsam gespielt. Der Zuschauer leidet mit der Kommissarin. Am Ende bleibt keine Hoffnung: Auch wenn der Lehrer Rolf Glawogger unschuldig ist, diese Beziehung ist unwiederbringlich zerstört. 

    Wie so viele Beziehungen in diesem Krimi. Titus will den kleinen Mike vor den Eskapaden seiner dauerstreitenden Eltern beschützen und verheddert sich dabei in seinen Wahnvorstellungen, verläuft sich im düsteren Wald. Was im Leben des Jugendlichen ist Wirklichkeit, was ist Einbildung?  Die Inszenierung von Andreas Kleinert ("Kelly Bastian - Geschichte einer Hoffnung") lässt beide Welten ständig miteinander verschwimmen. Es dauert, bis der Zuschauer klar sieht, wie Titus zum Täter (?) wider Willen wird. Beeindruckend das Spiel des 21-jährigen Max-Ophüls-Preisträgers Simon Frühwirth.

    Titus, stark gespielt von Simon Frühwirth, läuft suchend durch den Wald.
    Titus, stark gespielt von Simon Frühwirth, läuft suchend durch den Wald. Foto: Hendrik Heiden, BR

    Und Mikes Eltern? Die merken anfangs gar nicht, dass ihr Kind verschwunden ist, so sehr lassen sie sich von ihrem Rosenkrieg dominieren. Andreas Pietschmann ("Dark", "GSG 9") spielt den jähzornigen Vater, der gerne auch mal zuschlägt. Seine Frau kommt im Angesicht des Schmerzes über das verschwundene Kind erst recht nicht von ihm los, sie nimmt die Gewaltausbrüche einfach hin ("Es passiert halt"). Auch diese Beziehung ist vollends kaputt. Hoffnung gibt es nicht.

    Dieser Franken-"Tatort" erzählt gleich mehrere Tragödien, beklemmende Geschichten. Er fesselt, auch weil das Drehbuch von Thomas Wendrich ("Die Täter - Heute ist nicht alle Tage") der Versuchung widersteht, allzu viel Sozialkritik zu üben. 

    Regisseur Kleinert und sein Kameramann Michael Hammon ("Halbe Treppe", "Wolke 9") inszenieren die düsteren Welten, in denen dieser Krimi spielt, mal als Kammerspiel, mal wie Szenen aus einem Horrorfilm. Licht spielt dabei eine besondere Rolle. Leicht auszuhalten sind die Bilder nicht immer. Sie gehen unter die Haut.  

    Und wo bleibt das Fränkische? Die urfränkischen Kommissare Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid), Sebastian Fleischer (Andreas Leopold Schadt) und Michael Schatz (Matthias Egersdörfer: "Die Schloss-Mechanik ist dibbidobbi") kommen diesmal nur am Rande vor, dafür darf der gebürtige Würzburger Andreas Pietschmann mit dem Fränkisch glänzen, das er in unterfränkischen Fußballkabinen und Kneipen gehört hat, wie er selbst im Interview mit dieser Redaktion gesagt hat.

    Bamberg ist als Kulisse erkennbar, spielt aber keine große Rolle. Dass die Dreharbeiten in Oberfranken wegen des Corona-Lockdowns 2020 monatelang unterbrochen werden mussten, merkt man dem Film nicht an. 

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