Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Diskussion über Energiekrise und Klimakrise in Würzburg: Von düsteren Aussichten bis zu  Zuversicht

Würzburg

Diskussion über Energiekrise und Klimakrise in Würzburg: Von düsteren Aussichten bis zu  Zuversicht

    • |
    • |
    Die Energiekrise wirkt sich auch auf die Heizpreise aus. 
    Die Energiekrise wirkt sich auch auf die Heizpreise aus.  Foto: Christin Klose/dpa

    Es kommt auf jeden Einzelnen an – in diesem Punkt waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einem Informationsgespräch zum Thema Energie- und Klimakrise weitgehend einig. Auf dem Podium der Waldorfschule in Würzburg ging es aber auch darum, wie die komplexen Probleme gelöst werden können, die in diesem Winter durch explodierende Energiepreise und in den kommenden Jahren und Jahrzehnten durch die Klimakatastrophe auf die Menschen zukommen.

    Christof Meixner und Niels Wellmann, Geschäftsführer des Vereins für Waldorfpädagogik, moderierten. Zwei Wissenschaftler, zwei Politiker, ein Abteilungsleiter der WVV, ein Architekt und ein Unternehmer diskutieren.

    Die Krise als Chance

    "Wir haben die Probleme gemeinsam geschaffen und müssen sie gemeinsam lösen. Das wissen wir schon lange", betonte Patrick Friedl, Landtagsabgeordneter und Stadtrat der Grünen. Bereits 2007 hat er die Würzburger Klima-Allianz mitgegründet, die seither vor der Klimakatastrophe warnt, deren Folgen in diesem Sommer weltweit deutlicher zu spüren waren als je zuvor.

    Wie Friedl sieht Hans-Peter Ebert, Vorstand des Zentrums für angewandte Energieforschung (ZAE Bayern), die aktuelle Krise auch eine Chance. Durch "das Tal der Tränen in diesem und dem nächsten Winter" werde man kommen. Dass die Klimakrise jahrelang verdrängt wurde, liege in der Natur des Menschen, betonte Ebert und meinte damit auch die politischen Entscheidungsträger in Deutschland: "Es war einfach bequem, die Dinge von Wahl zu Wahl weiterlaufen zu lassen."

    Auf dem Podium in der Würzburger Waldorfschule (von links): Niels Wellmann, Geschäftsführer Verein für Waldorfpädagogik Würzburg, Architekt Rainer Kriebel,  WVV-Abteilungsleiter Florian Doktorczyk, Klimabürgermeister Martin Heilig, Susanne Böll von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Landtagsabgeordneter Patrick Friedl, Hans-Peter Ebert, Vorstand ZAE Bayern und Kaufmann Christof Meixner.
    Auf dem Podium in der Würzburger Waldorfschule (von links): Niels Wellmann, Geschäftsführer Verein für Waldorfpädagogik Würzburg, Architekt Rainer Kriebel,  WVV-Abteilungsleiter Florian Doktorczyk, Klimabürgermeister Martin Heilig, Susanne Böll von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Landtagsabgeordneter Patrick Friedl, Hans-Peter Ebert, Vorstand ZAE Bayern und Kaufmann Christof Meixner. Foto: Benjamin Brückner

    Rainer Kriebel analysierte die Situation aus der Sicht eines Architekten. Während den Menschen in Deutschland in den 1960er Jahren durchschnittlich 20 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung standen, seien es heute 45 Quadratmeter. "Es ist alles so groß geworden, weil die Leute es sich leisten konnten", sagte Kriebel und warf die Frage auf, ob Energie bisher einfach zu billig gewesen sei.

    "Viele werden mehr darüber nachdenken müssen, wofür sie ihr Geld monatlich ausgeben."

    Florian Doktorczyk, Abteilungsleiste WVV

    Dabei sind die explodierenden Gas- und Strompreise laut Florian Doktorczyk von der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH (WVV) noch nicht wirklich bei der Bevölkerung angekommen, anders als bei vielen Unternehmen. Bei den täglichen Gesprächen mit Firmenkunden gehe es immer häufiger "um die kurzfristige Sicherung der Liquidität. Teilweise wird davon gesprochen, Leute zu entlassen oder den Betrieb einzustellen", berichtete der Abteilungsleiter von düsteren Aussichten in die Zukunft. Denn: "Die hohen Energiepreise werden wir auch 2024 noch sehen."

    Die WVV hat ihre Gaspreise für Privatkunden zum 1. November angehoben. Doktorczyk: "Viele werden mehr darüber nachdenken müssen, wofür sie ihr Geld monatlich ausgeben." Kurzfristige Lösungen gibt es nicht – auch nicht für Menschen, die sich eine eigene Wärmepumpe und Photovoltaikanlage leisten könnten, unter anderem weil Handwerker fehlen.

    Friedl wünscht sich Mut und Solidarität

    Trotzdem empfiehlt Landtagsabgeordneter Friedl, solche Investitionen so schnell wie möglich zu tätigen, denn: "Wenn irgendwann alle handeln müssen, wird es teurer." In diesem Zusammenhang wies Bürgermeister Martin Heilig (Grüne) auf das erst in der vergangenen Woche beschlossene Solarpaket der Bundesregierung hin, durch das Umsatz- und Einkommensteuer bei Eigenstromerzeugung durch kleinere Solaranlagen ab 2023 entfallen: "Eine kleine Revolution", sagte Heilig. Auch die Stadt Würzburg plane Photovoltaik auf allen öffentlichen Dächern, was bisher vom Denkmalschutz verhindert wurde.

    Friedl bleibt auch in der aktuellen Situation optimistisch und wünscht sich "Zutrauen und Mut für diesen Winter". Die Bewältigung der Pandemie habe gezeigt, "dass wir viel lern- und entwicklungsfähiger sind, als wir es uns zugetraut hatten". Auch in der Energiekrise gelte es. solidarisch zu sein und gemeinsam Lösungen zu finden: "Die Bereitschaft der Regierung ist da, und wir haben auch die nötigen Ressourcen", betonte der Landtagsabgeordnete und verwies auf das mittlerweile vierte Entlastungspaket der Bundesregierung.

    Kritik am Gießkannenprinzip der bisherigen Entlastungen kam von Jungunternehmer Maximilian Braun, der Balkon-Solaranlagen verkauft. "Die Energiekrise trifft diejenigen extrem, die sowieso weniger Geld haben." Deswegen sollten sie von Maßnahmen wie der 300-Euro-Energiepauschale stärker profitieren als Menschen mit hohen Einkommen, forderte Braun.

    Konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der Folgen der Klimakrise wurden auch angesprochen. Susanne Böll von der Bayerischen Landesanstalt für Gartenbau forderte deutlich mehr Platz für Bäume in der Stadt sowie den Wechsel zu klimaresistenten Arten: "Ohne Entsiegelung und Zurücknahme der Autos in vielen Bereichen geht es nicht." Auch Fassaden- und Dachbegrünungen seien effektive Maßnahmen, um Häuser und Wohnungen zu kühlen und damit die Innenstädte auch in Zukunft bewohnbar zu halten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden