Der große Umbau in der Domstraße geht planmäßig weiter, der Mieter ändert sich: Schuh Leiser verlässt Würzburg ganz und muss sich aus dem Prestige-Projekt und der 1a-Lage im Schatten des Domes zurückziehen. Dafür kommt das Darmstädter Unternehmen Dielmann und eröffnet den neuen Laden mit eigenen Produkten Ende September. Noch hängen die bunten Schilder an der Baustelle: „Leiser: Wir bauen für Sie neu in Würzburg.“
Leiser-Chef Steffen Liebich ist nach eigenen Angaben von dem Aus für sein Unternehmen überrascht worden. „Wir sind absolut traurig, denn der große Laden in Würzburg war ein Unternehmenswunsch.“ Er schildert die Lage so: „Der Hauseigentümer hat uns die Übernahme der Räume im Herbst nicht ermöglicht, er hat die Übergabe verweigert. Wir müssen diese Entscheidung zur Kenntnis nehmen und werden angemessen reagieren.“ Mehr zu den Reaktionen wollte der Firmenchef nicht sagen.
Wie berichtet befindet sich die Leiser-Gruppe in einer Planinsolvenz. „Wir verwalten uns nach wie vor selbst und lenken die Geschicke des Unternehmens“, hatte Liebich im April diesen Jahres den Vorgang gegenüber dieser Zeitung bestätigt.
Firmenchef: Ein herber Rückschlag
Und heute? „Der Vermieter wusste darüber auch Bescheid. Die Planinsolvenz läuft absolut erfolgreich“, sagt der Firmenchef: „Wir haben alle Voraussetzungen – auch finanziell – erfüllt.“ Er bekräftigt die Aufwärtstendenz seines Unternehmens mit der Eröffnung eines Riesen-Ladens in Frankfurt in bester Lage im August. Für Liebich ist es nicht nur ein herber Rückschlag in der Firmen-Expansion sondern auch ein Trauerspiel für die etwa 30 Mitarbeiter, die dort arbeiten sollten. „Die haben jetzt bei Leiser in Würzburg keinen Job mehr.“ Leiser musste nach vielen Jahren Präsenz in der Eichhornstraße den Neubauplänen der Bernd Freier Besitzgesellschaft weichen. Seitdem gibt es einen kleinen Laden in der Herzogenstraße. Der wird jetzt geschlossen, er war nur als Zwischenlösung eingeplant.
Der Hauseigentümergemeinschaft Hans-Jürgen Emmerling gehört das Geschäftshaus in der Domstraße. Ein Sprecher: „Wir haben den Mietvertrag im Jahr 2011 mit Leiser gemacht, ohne zu wissen, dass die Gruppe finanziell angeschlagen ist. Wir sind von der Planinsolvenz im Frühjahr überrascht worden. Und dann haben wir von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die der Gesetzgeber im solchen Fällen bietet, nämlich vom Vertrag zurückzutreten. Wir waren einfach unsicher, was die Zukunft Leisers angeht.“ Ein Grund war noch, so der Sprecher, dass auch die Schuhkette bei der Planinsolvenz in kürzester Zeit von dem Geschäft Abstand hätte nehmen können.
Der neue Mieter Dielmann habe signalisiert, den Leiser-Mitarbeitern Jobs anzubieten, sagt der Eigentümer-Vertreter. Auf 1100 Quadratmetern Verkaufsfläche will der Darmstädter Schuhfilialist nach eigenen Angaben ein breites Angebot an Markenschuhen für Damen, Herren und Kinder präsentieren. Das neue Würzburger Geschäft ist die 24. Filiale des Unternehmens und eine der größten. „Würzburg ist für uns ein attraktiver Standort und wir freuen uns, dort so eine prominente Lage gefunden zu haben“, sagt Markus Dielmann in einer Presseerklärung.
Dielmann kommt mit 24. Filiale
Gemeinsam mit seinem Bruder Thomas Dielmann leitet er das Familienunternehmen in der dritten Generation. „Nun heißt es, ein kompetentes Team zusammenzustellen, mit dem wir in Würzburg in die Zukunft starten können.“ Die ersten Gespräche würden bereits geführt, 30 neue Mitarbeiter sollen für den Würzburger Store gefunden werden. Dielmann ist mit über 250 Mitarbeitern an 23 Standorten nach eigenen Angaben eines der 15 führenden Schuhhandelsunternehmen Deutschlands.