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Würzburg: Dr. Helds Corona-Tagebuch: Im Moment atmen wir regelrecht auf

Würzburg

Dr. Helds Corona-Tagebuch: Im Moment atmen wir regelrecht auf

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    Dr. Matthias Held: "Überall wächst der Wunsch, in den normalen Alltag zurückzukehren."
    Dr. Matthias Held: "Überall wächst der Wunsch, in den normalen Alltag zurückzukehren." Foto: Fabian Gebert

    Es geht deutlich voran, das sieht man an den Zahlen, die auch bei uns im Klinikum Würzburg Mitte rückläufig sind: Wir haben am Freitag noch elf Patienten mit Sars-Cov-2-Infektion isoliert –  acht im Juliusspital, drei in der Missioklinik, keiner davon auf der Intensivstation. Anfang der Woche werden wir einige nach Hause lassen können. Das sind richtig gute Nachrichten.

    Im Moment atmen wir regelrecht auf. Ich sehe auch, dass Bewegung in die Impfversorgung kommt. Erfreulicherweise kann man damit rechnen, dass in den nächsten Wochen und Monaten die Lieferungen anziehen werden. Es bringen ja weitere Anbieter ihre Produkte auf den Markt. Aus unserer Sicht ist es der richtige Schritt, dass jetzt auch die niedergelassenen Ärzte in die Impfung einbezogen werden.

    Es gibt immer noch Unschicherheiten zur Impfung – die man aber aufklären kann

    Nach wie vor gibt es Unsicherheiten zur Impfung, die man aber aufklären kann. So hatten bereits Geimpfte ein formal positives Testergebnis aus dem Abstrich. Da muss man klar unterscheiden: Der Nachweis von Erregermaterial ist nicht gleichbedeutend mit Erkrankung. Und er bedeutet auch keinesfalls, dass die Impfung nicht wirkt. Diese Menschen sind eben deshalb nicht erkrankt, weil sie geimpft waren.

    Es wird auch viel über die Effektivität der verschiedenen Impfstoffe diskutiert. Wir sind nach dem Studium der Daten der Meinung, dass alle zugelassenen Impfstoffe das Potenzial haben, vor einer schweren Erkrankung zu schützen. Zuletzt wird in der Öffentlichkeit gerade im Zusammenhang mit dem Impfstoff der Firma Astra Zeneca viel über Verträglichkeit diskutiert. Wichtig ist allgemein: Man darf nicht Nebenwirkungen und Reaktionen verwechseln. Allgemeinsymptome, die nach einer Impfung auftreten können, sind nicht gleichbedeutend mit Nebenwirkungen. Die Symptome sind oft einfach ein Zeichen, dass das Immunsystem aktiv ist und auf den Impfstoff reagiert.

    Überall wächst der Wunsch, in den normalen Alltag zurückzukehren

    Ich hatte diese Woche eine Begegnung, die viel über die Auswirkungen der Corona-Pandemie aussagt. Ein Patient kam wegen nicht coronaspezifischer Beschwerden in die Ambulanz. Er ist mit Leib und Seele Lehrer am Gymnasium, und ich habe ihm angemerkt, dass ihn die Situation total bedrückt. Er vermisst den Präsenzunterricht. Er sagt, am Anfang waren die digitalen Formate für manche Schüler spannend, aber das nutzt sich irgendwann ab. Und vieles Zwischenmenschliche, was man als Lehrer einbringen kann, bleibt auf der Strecke.

    Auch viele Schüler wünschen sich die Rückkehr in die Klasse. Man merkt: In der Schule wird nicht nur gelernt, sondern auch gelebt. Mikrokosmos Schule und Mikrokosmos Krankenhaus: Das ist alles hochinteraktiv, und überall wächst der Wunsch, in den normalen Alltag zurückzukehren. Und ich hoffe, wenn ich die Zahlen so sehe, dass es gelingen wird – irgendwann.

    Priv.-Doz. Dr. Matthias Held (50) ist Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Dort ist der Lungenspezialist für die Covid-19-Patienten zuständig. Per Tagebuch gibt er seit vielen Wochen regelmäßig Einblicke in den Klinikalltag: www.mainpost.de/corona-tagebuch

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