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WÖRDSBURCH: Dunnerkeil! Asterix bekommts mit der Schlaachtbladdn zu tun

WÖRDSBURCH

Dunnerkeil! Asterix bekommts mit der Schlaachtbladdn zu tun

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    Auf zur Wellness-Kur nach Erlangen mit Miraculix.
    Auf zur Wellness-Kur nach Erlangen mit Miraculix. Foto: Foto: –Asterix® - Obelix® - Idefix ® / © 2017 Les Éditions Albert René

    Was wohl der Asterix und der Obelix dazu sagen würden? Die hamm doch enn Batscher, di Üwersetzer? Nää, ganz sicher nit, schließlich hamm den Batscher die Besatzer. „Hobbla“, das würde der Asterix wohl sagen. Oder „Aufgemerkt!“. Vielleicht auch „Grunzverreck“ oder „Pfundsverreck“ oder „Ja Hundsverreck!“. Und dabei würde er sein Asterix-Grinsen grinsen und, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, eweng stolz die Nase recken. Der Obelix würde vielleicht zum Miraculix sagen, dass er vor lauter Überraschung grad eweng schwächelt und ob er auf den Schreck ein Schlückle vom . . . Aber dann würde er ein paar Schwarzkiddel jagen und zur Feier des Daaches ä guude fränggische Schachtbladdn schnabulieren oder zwei oder drei. Und der Troubadix würde mit seiner Leier ein kleines Liedchen . . . nää, der würde natürlich am Baum landen. Angebunden, zur Sicherheit.

    Mit den Schwaben fing es an

    Aber Tatsache! Nach sechs Jahren erscheint wieder ein Dialekt-Asterix aus Würzburg, Verzeihung „Wördsburch“. Also: vom Mee. Dabei hatten der Schunks Gunther und der Fraass‘ Kai eigentlich ja nix mehr übersetzen wollen. Schon nach Band eins eigentlich nicht. Nach Band drei nicht, nach Band vier erst recht nicht. Doch dann . . .

    Aber von vorn. Man schrieb das Jahr 2003, da ist der erste „Asterix uff Meefränggisch“ erschienen. 56 Mundart-Ausgaben der gallischen Heldengeschichten gab es da in der Republik bereits. Ein Tübinger Völkerkundestudent hatte 1995 seinen norddeutschen Kommilitonen, also Neigschmeckten, den Stamm der Schwaben näher bringen wollen. Und tat's mit Hilfe eines schwäbisch schwätzenden Asterix und schwäbisch bruddelnden Obelix in „Dr große Graba“. Nette Sache, Riesenerfolg. Und bald begann das standhafte, mutige, unbeugsame kleine Völkchen aus Gallien auch Plattdeutsch, Kölsch, Schwyzerdütsch, Sächsisch, Pfälzisch, Wienerisch, Bairisch, Neuhessisch, Ruhrdeutsch zu sprechen. Und, aufgemerkt, in Mundart-Band Nummer 18 anno 1998 verdroschen die Gallier die Römer auch „aff Fränggisch“.

    Also Fränkisch so wie man es in Nürnberg spricht: „Di Haibtling' raffin's raus!“ Es war quasi ein Doppelschlag, denn ein Jahr später schon stand „Asterix und es Gscheiderlä“ in den Comicregalen.

    Asterix, ein Mainfranke?

    Ob es dann eine Frage der Ehre war? Jedenfalls konnten und wollten im unbeugsamen Unterfranken zwei assimilierte gebürtige Oberfranken (!) die Schmach eines breit Mittelfränkisch oder besser im Närmberch-Färdder Schargong schwätzenden Asterix nicht auf sich sitzen lassen. Dass der Obelix eine Wildsau „innern Weggla“ serviert bekommt, das konnte so nicht stehen bleiben. Und sind diese so verschrobenen, schrägen zugleich liebenswürdigen Gallier nicht typische mainfränkische Charaktere? Der Sprachwissenschaftler Dr. Gunther Schunk und Psychologe Hans-Dieter Wolf überrumpelten mit ihrer „bescheuerten Idee“ den Comicfreak und Journalisten Kai Fraass, einen echten Meefraangn. Und die drei klopften beim Ehapa Verlag an.

    Verwegenes Unterfangen, denn eigentlich ist dieses Mainfranken als Sprachraum eweng klein. Beim Stuttgarter Verlag, der als Lizenznehmer vom französischen Mutterhaus die deutschen Asterixe herausbringt, zögerte man. Zu geringer Einzugskreis, man gab diesem Meefränggisch, das es so ja auch gar nicht gibt, keine Chance. Dann wollte Paris auch noch Gutachten über die Qualität und Authentizität des kleinen Dialektes. Aber kurzum – schließlich durfte der Zaubertrank zum Mäddschig-Schobbe werden. Und ä glens Völkle in Unnerfrangn, scho lang underdrüggd vo der Kabidale im Südn, durft‘ aufbegehr. Die „Dour de Fraangn“ konnte beginnen.

    Kesselflääsch aus dem Bonbonladen

    Gunther Schunk, der Linguist und Sprachprofi, Hans-Dieter Wolf, der Mann mit dem trockenen Humor und das feine Gespür für Menschliches und Allzumenschliches, und Kai Fraass, der Comicnarr, Textanalytiker und Fachmann für gute Stories, übersetzten nicht nur. Sie übertrugen den Text – und gaben dem Asterix vom Main eine eigene, neue Geschichte mit mainfränkischer Metaphorik. Historisch Verbürgtes, beliebte Klischees und aktuelle Anspielungen inklusive. Herausforderung: Die Übersetzer dürfen allein an den Text des Originals ran, an den Bildern von Albert Uderzo darf kein Strich geändert, kein Kästchen weggelassen werden.

    Wenn Asterix und Obelix auf ihrer Mainfranken-Tour also Schbezialidäde einsammeln und zum Bressack aus Karschtorum und zum Rotgelechden aus Villa Kitzinga in Castellum Schnüdellum, dem heutigen Schweinfurt, Kesselflääsch besorgen sollen, es im Originalband aber zu wenig Metzgerläden gibt . . . Dann gibt's das Kesselflääsch eben als Leckerli aus dem Bonbonladen.

    Comic-Helden sprechen Kunstdialekt

    Nicht einmal die Sprechblasen dürfen größer oder kleiner werden. Der Sprechblasen-Inhalt wird stets von einem Letterer per Hand geschrieben – der Spiel-, nein Sprechraum ist also begrenzt. „Brunzverreck und zugesenft“, würden die Gallier vielleicht sagen. Aber, Dunnerkeil, das Übersetzer-Trio bekam es natürlich hin. Weil Meefränggisch nicht gleich Meefränggisch ist und die hiesige Mundart schon im Nachbarort ganz annersch klingen kann, sprechen die Comic-Helden einen „Kunstdialekt“, wie Gunther Schunk sagt. Jahrelang hat er sich von Berufs wegen und zu Forschungszwecken mit den Dialekten Mainfrankens beschäftigt: „Wir machen nichts anderes als einen Regiolekt, den man überall versteht“, sagt Schunk über die Übersetzung. Und so haben Majestix und Miraculix und all die anderen ein Vokabular mit besonders schönen Wörter des Maindreiecks.

    Und mit Wendungen, die man überall irgendwie versteht. Für die richtige Lautung führten die Üwerdracher den Kringel über dem „a“ ein wie in Fraangn. Ausgesprochen irgendwo zwischen a und o.

    Sechs Ausgaben von Bändle Nummer 1, 28 000 verkaufte Exemplare in nur zehn Monaten – der Mainfranken-Asterix wurde, nicht nur für den Stuttgarter Ehapa Verlag, zur Riesenüberraschung. Und Jahrs darauf, wieder Ehrensache, erschien ein zweiter Band: „Ä Fraache der Ehre“. Mit etwas Mädschigg-Schoppe und gehörig Spaß übersetzten, nein übertrugen Schunk, Fraass und Wolf da die Geschichte vom „Kupferkessel“ an den Main. Asterix und Obelix waren wieder auf Mission quer durch Mainfranken, von Oxfurzia über Rimbrum-Bimbrum, dem heutigen Rimpar, bis Thermae Kissalis und Ascheberch.

    Witziger als die hochdeutsche Version

    Öller guudn Dinge sin drei. Also ging es 2006 – inzwischen als Mundart-Bändle 61 – weiter mit „Da boxe di Beudel“, dem Kampf der Häuptlinge. Und weil der Verlag bat und drängte, übertrug das Autoren-Trio fünf Jahre später dann doch noch einen weiteren Band, quasi die Vorgeschichte zur Trilogie: „Asterix und die Wengert-Scheer“. Da klärten die Schbordsfräöünd Schunk, Fraass und Wolf auf, dass die Wördsburcher ja eigentlich alle aus Hätzfeld stammen. Dem Miraculix, dem Mäster-Winzer, passiert ein Malör: Sei Wengert-Scheer is hie. Und ohne Wengert-Scheer ke Mädschigg-Schobbe. Also machen sich die Helden auf, um in Wördsburch beim Schnibbelfix eine neue goldene Sichel zu besorgen. Wieder zeigte sich auch da, was den Erfolg der Mundart-Comics wohl ausmacht: So manche Stelle wird durch die Übersetzung witziger als die hochdeutsche Version.

    Trilogie plus Prequel, alle Fragen geklärt. Damit sollte es gut sein. Doch die Leute auf der Straße fragten immer wieder nach, die Buchhändler auch. Immer wieder wurden die Üwersetzer noch zu Lesungen eingeladen Und so drängte der Ehepa Verlag: Macht halt noch einen Band. Aber Schunk und seine Mitstreiter wollen ja nicht nur irgendeinen der vielen Comic-Klassiker übersetzen. Sie wollen mainfränkische Geschichte erzählen.

    Die Schlaachtbladdn ist Kult 

    Da kam in diesem Frühjahr Kai Fraass die Idee: „Avernerschild! Schlaachtbladdn! Mir müss erklär, warum Fraangn unnerdrüggd is.“ Einen halben Tag später gabs Bräinschdorming der Autoren. Ein Wochenende wurde drüber geschlafen. Dann war's ausgemacht.

    Kai Fraass und Gunther Schunk erzählen aus der Lameng, wie bei der entscheidenden Schlacht der Franken gegen die Besatzer in Campus Förth, heute Fürth – große Nationalschande! – die berühmte formschöne Schlachtplatte verloren geht. „Mit Mädschigg-Schobbe wär das nicht passiert“, sagt Schunk. Die Schlaachtbladdn hat bekanntlich mindestens die Bedeutung des Herzogschwerts und ist ein großes, kunstvoll gedengeltes, mit fränkischer Volkssymbolik verziertes Metallschild, auf dem zum Beispiel Bürchermeester herumgetragen werden.

    Und natürlich ist die Schlaachtbladdn auch jene fleischhaltige Mahlzeit, die frisch nach der Schlachtung einer Sau serviert wird und der nahezu kultischer Ehrung anheim fällt.

    Meefränggisch mit Sammlerwert

    Hans-Dieter Wolf hatte zum Mitdichten heuer keine Zeit, er las am Ende Korrektur. „Zu dritt haben wir heftigst diskutiert. Jetzt sind wir eins gegen eins, da wird noch heftiger diskutiert“, sagt Schunk zur zweimonatigen Übertragungsarbeit. Mittlerweile sind 73 Mundart-Alben in 29 Dialekten erschienen. „Asterix un di Schlaachtbladdn“, der fünfte Band auf Meefränggisch, der in der kommenden Woche erscheint, wird Nummer 74 bei Ehapa sein. „Mehr oder gleich viele Alben gibt es eigentlich nur auf Hessisch mit zehn Bänden, Schwäbisch mit sechs und Plattdeutsch ebenfalls mit fünf“, sagt Anja Adam von Egmont Ehapa Media. Fünf Bände? „Das ist schon außerordentlich für eine im Verhältnis dazu recht kleine Region“.

    Bei der Beliebtheit komme das Meefränggisch „direkt nach den 'großen' Dialekten“, sagt Adam. „Dr große Graba“, der erste Band auf Schwäbisch, ist nach wie vor erfolgreichster Einzelband, die Hessen haben es auf die größte Anzahl verkaufter Alben insgesamt geschafft. Von Asterix „uff Meefränggisch“ sind im Laden nur noch Band drei und vier erhältlich. Die ersten beiden haben fast Sammlerwert. „Insgesamt wurden mehr als 90 000 Alben auf Meefränggisch verkauft“, sagt Anja Adam, mit Vorfreude: „Mit Band fünf knacken wir die 100 000.“

    Und Gunther Schunk und Kai Fraass haben jetzt nur noch eine Frage: Wie nehmen die Närnbercher und Fördder Kollechen des Bändle mit all dem Spott auf?

    Asterix uff Mee-fränggisch 5: Asterix un di Schlaachtbladdn, ins Unterfränkische übertragen von Kai Fraass und Gunther Schunk, Mundart Büchle 74, Egmont Ehapa Media, 48 Seiten, 12 Euro. erscheint am Donnerstag, 7. September. Am Samstag, 9. September, sind die beiden Üwersetzer um 12.30 Uhr zur Signierstunde im Wördsburcher Hugendubel.

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