Die furchterregenden Inflationsraten wiein 2022 und 2023 sind vorüber. So gibt es auch bei den Lebensmitteln eine gute Nachricht für die Kundschaft: Viele Preise bei Edeka sinken oder stagnieren zumindest. Das hat der Handelsverbund mit Sitz in Rottendorf bei Würzburg bekanntgegeben.
So seien im März Obst und Gemüse um 5,2 Prozent sowie Molkereiprodukte um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat günstiger geworden, sagte Vorstandssprecher Sebastian Kohrmann von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen (NST) gegenüber dieser Redaktion. Fleischprodukte blieben aber teuer.
Schwelender Tarifstreit und Streik in Unterfranken
Obwohl die wirtschaftlich schwierige Zeit rund um den Ukraine-Krieg sowie die monatelangen Streiks unter anderem im Edeka-Großlager in Gochsheim (Lkr. Schweinfurt) Wunden hinterlassen haben, fahre Edeka Erfolge ein. So machten die dem NST-Verbund angeschlossenen Kaufleute im vergangenen Jahr 5,6 Prozent mehr Umsatz als 2022. In Summe seien das 5,2 Milliarden Euro – so viel noch nie in der 112-jährigen Geschichte des Unternehmensverbundes.
NST für sich betrachtet ist ebenfalls wirtschaftlich aktiv, weil der Konzern für die Kaufleute unter anderem Großhändler ist. So sei 2023 der Umsatz um 5,8 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro gestiegen, teilte Edeka NST weiter mit.
Für den Lebensmittelversorger sind solche Zahlen besonders positiv, weil er "ein schwieriges Jahr" hinter sich habe, wie es Vorstandssprecher Kohrmann ausdrückte. Gemeint ist vor allem der seit Monaten in Bayern schwelende Tarifstreit mit der Gewerkschaft Verdi, der zu mehreren Streiks auch in der Region geführt hat und immer noch nicht beendet ist.

Vor allem die Arbeitsniederlegung im Zentrallager Gochsheim führte zeitweise zu leeren Regalen in mainfränkischen Edeka-Geschäften. Marktleiter sahen sich an den Rand ihrer Existenz gedrängt, die Kundschaft beschwerte sich.
Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen setzt nach wie vor auf Expansion
Einen "niedrigen zweistelligen Millionenbetrag" kosteten Edeka NST die Streiks laut Kohrmann. Da Edeka – wie andere Lebensmittelhändler – freiwillig die Löhne erhöhte, hätten sich die Gemüter in Gochsheim beruhigt. 300 Euro mehr pro Kopf und Monat gebe es nun in der Logistik. "Die Streikbereitschaft ist nicht mehr da", sagte der geschäftsführende Vorsitzende. Der Warenfluss vom Zentrallager in die Läden sei seit November wieder stabil.
Wie Kohrmann weiter sagte, setze Edeka NST nach wie vor auf Expansion. So lag die Verkaufsfläche im Verbundgebiet 2015 bei knapp unter 900.000 Quadratmeter, aktuell sind es 995.000. Hinzu kämen 63 Märkte, die erweitert, modernisiert oder neu gebaut wurden, darunter Läden in Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt), Iphofen (Lkr. Kitzingen), Gemünden und Zellingen (beide Lkr. Main-Spessart) sowie in Bad Kissingen und im benachbarten Oerlenbach.
Schließung einer Fleischwarenfabrik in Rottendorf geplant
In Mainfranken hat Edeka nach eigenen Angaben einen Anteil am Lebensmitteleinzelhandel zwischen 29 und 35 Prozent – je nach Region. Im Stadt- und Landkreis Schweinfurt liegt er bei 53 Prozent. Das seien vergleichsweise hohe Quoten, so Kohrmann. Denn in Sachsen zum Beispiel komme Edeka auf durchschnittlich knapp 20 Prozent.
Spätestens im ersten Vierteljahr 2025 werde die vor gut eineinhalb Jahren angekündigte Schließung der konzerneigenen Frankengut-Fleischwarenfabrik in Rottendorf umgesetzt, sagte Vorstandssprecher Kohrmann weiter. Die Produktion werde in einen neuen Betrieb in Hirschaid bei Bamberg verlagert. Von den 220 Beschäftigten in Rottendorf werde etwa ein Fünftel dorthin wechseln. Für alle anderen Arbeitnehmer werde es einen Sozialplan geben.
Edeka: Genossenschaft und selbstständige KaufleuteEdeka ist ein genossenschaftlicher Verbund von selbstständigen Kaufleuten und sieben Regionalkonzernen in Deutschland. Einer davon ist Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen (NST) mit Sitz in Rottendorf bei Würzburg. Inklusive der NST-Beschäftigten in den Edeka-Lagern Gochsheim sowie den NST-Außenstellen in Würzburg arbeiten 2154 Menschen für die Zentralverwaltung. Bundesweiter Sitz von Edeka ist Hamburg. Die Unternehmensgruppe versteht sich als größter Lebensmittelhändler im Land.Die Supermärkte mit den Titeln Edeka, E-Center, Diska oder Marktkauf werden – von wenigen Ausnahmen abgesehen – laut Edeka von eigenständig agierenden Kaufleuten geführt. Die NST-Zentrale ist für sie Vermieterin der Läden, Konzeptgeberin und Großhändlerin, wo sie ihre Waren kaufen. Mit zusammen fast 5300 Beschäftigten in Mainfranken gehören die Edeka-Kaufleute zu den größten kommerziellen Arbeitgebern in der Region. Die ebenfalls in der Region vertretene Ladenkette "Netto-Markendiscount" gehört zur Edeka-Zentrale in Hamburg und hat mit NST in Rottendorf nichts zu tun.aug