Gerade rechtzeitig aufgestellt sind die neuen Vitrinen für die Sonderausstellungen in der Eingangshalle. Die Schaukästen sind Erbstücke aus dem Mainfränkischen Museum. Das waren die Vorgänger vor Jahrzehnten auch, sagt Katja Deen. Die Neuen aber wirken hier im frisch gestrichenen, aufgehellten Erdgeschoss jetzt freundlicher, leichter, zeitgemäß. Sie stehen für den frischen Wind, den der Heimatverein jetzt in das Eibelstadter Heimatmuseum bringt.
Auch in Spielzimmer soll eingerichtet werden
Geöffnet wurde der südliche Eingang, den ein Schrank verbarg. Der Bezug zur Stadtkirche ist damit wieder hergestellt. Ein Sitzbänkchen muss noch an die Hauswand vor der Tür. Der kleine Platz vor dem Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert könnte bestimmt auch noch lebendig bespielt werden, sinniert die Vorsitzende des etwa 150 Mitglieder starken Heimatvereins. Erst einmal hat sie sich jedoch auf die Ausstellung im Haus konzentriert. Sie hat die Pandemiezeit genutzt, um die nach mehr als 30 Jahren übervoll bestückte Sammlung neu zu sortieren und "etwas Luft reinzulassen".

"Wo is’n des ganze Zeuch", wurde sie schon mehrfach gefragt. Deen beruhigt: "Es ist alles noch da." Die Übersichtlichkeit war ihr wichtig und ein neues Konzept: hören, sehen, anfassen. Verschwunden sind die Absperrseile. Jedes Zimmer kann jetzt betreten werden. Deen: "Es soll etwas passieren". So gut wie alles darf angefasst oder gar genutzt werden. So liegen derzeit in der guten Stube Kinderbücher und –spiele auf. "Es sollen Kinder kommen", wünscht sich die Eibelstadterin. Sie plant, eines der Zimmer noch als Spielzimmer einzurichten. Es soll Mitmach-Aktionen geben.
Weitere Pläne im Visier
In der Küche steht 83 Jahre altes Zwetschgenkompott, das wahrscheinlich nicht weggenascht wird, auch wenn es gar nicht schlecht aussieht. Es liegt das handschriftliche Rezeptbuch des Bäckers Simon Strigl auf, wo er 1917 die "Original Bisquitmasse für Osterlämmer" notiert hat. Hinsetzten ist erlaubt. Dann lässt sich die Atmosphäre des Hauses gleich ganz anders wahrnehmen.
Die Zeit der Pandemie habe sie genutzt, um die elf Zimmer und Kammern in Ruhe auszuräumen und neu zu sortieren. Nun seien alle Depots voll, das Haus "bewohnbar" – bis auf den Keller mit allerlei Winzergerät. Für den war noch keine Zeit. Aber die Eibelstadter Lügensteine haben eine Weiterentwicklung erfahren. Natürlich hat die dreiste Fossilienfälschung von 1725 weiter ihren Platz im Heimatmuseum. Ihre Fortentwicklung gibt es als "Original Eibelstädter Museumssteine", handverlesen aus dem Weinberg, technisch bearbeitet und teils vergoldet. Sie sollen helfen, die vielen Vorhaben mit zu finanzieren.

Deen und ihr Vorstandsteam haben noch viel vor, auch kleine bauliche Veränderungen: Die Gipskartondecke im Flur des Wohnbereichs mit ihren Wasserflecken hat sie als nächstes im Visier – und die Strahler aus den 1980er Jahren. Ein neues Lichtkonzept stellt sie sich vor und mediale Elemente wie den Beamer, mit dem diesmal von Graphiker Michael Heinze zusammengestellte Oster-Postkarten gezeigt werden.

Wer die kleine "sakrale Kammer" mit Devotionalien und Kirchenliteratur betritt, soll beispielsweise mit ein wenig Kerzenschein und geistlicher Musik sinnlich angesprochen werden. Fertig freigelegt hat die Vergolderin und Fassmalerin Deen bereits an einigen Stellen alte Schablonenmalerei und andere Wandgeheimnisse. Eine Sonderausstellung über das Haus selbst, dessen holzvertäfelte und bemalte Schlafkammer unter dem Dach das 18. Jahrhundert besonders eindrucksvoll widerspiegelt, ist gedanklich in der Vorbereitung.
Jetzt zu Ostern sind die Vitrinen mit der Sonderausstellung " Ostern. Brauchtum und Kurioses" bestückt. Vom Osterfestbier bis zum Osterei, das mit der Stadtkirche St. Nikolaus bemalt ist, gehen die Entdeckungen. Dekorationen, Reklame, Postkarten, Bilderbücher und Gepflogenheiten zur Osterzeit sind zu sehen. Ein Video zeigt, wie die roten Zuckerhasen gefertigt werden. Die Osterausstellung wird an Ostersonntag und Weißer Sonntag, 17. und 24. April, von 14 bis 17 Uhr gezeigt. Ansonsten ist das Heimatmuseum in der Hauptstraße 12 von Mai bis Oktober immer sonntags von 14 bis 16 Uhr geöffnet oder nach Vereinbarung, Telefon (09303) 8244.