Für viele Kinder und auch für viele Eltern war und ist der Kinder- und Jugendhort mitten im Würzburger Stadtteil Grombühl ein zweites Stück Zuhause: Krippe, Kindergarten und Kinderhort. "Alles ist dabei, und das ist auch der Grund, warum uns viele Kinder zehn oder mehr Jahre begleiten", erklärt die Leiterin Petra Lachnit. An diesem Samstag feiert das Haus sein Jubiläum: Vor 130 Jahren wurde die katholische Einrichtung unter dem Namen "Katholische Kinderbewahranstalt Grombühl" gegründet. "Wir sind damit eine der ältesten und größten Kindertagesstätten in Würzburg", so Lachnit. Sie arbeitet seit 26 Jahren in der Einrichtung.
Für kulturelles Miteinander und Zivilcourage
Natürlich sind die kirchlichen Feiertage eine feste Größe im Kalender, denn "die christlichen Werte sind uns wichtig". Ebenso miteinbezogen werden andere religiöse oder kulturelle Hintergründe der Kinder. "Wir sind bunt und setzen uns für ein kulturelles Miteinander ein", sagt Kindergartenleiterin Monika Barcatta. So wurde vor Kurzem über den Ramadan geredet, "denn da hat uns ein Mädchen erzählt, dass ihre Mama gerade fastet". Wichtig ist ihnen auch: "Wir wollen den Kindern mit auf den Weg geben, dass sie füreinander einstehen." Zivilcourage spielt eine wichtige Rolle.
Derzeit werden in der Krippe 27, im Kindergarten 75 und im Kinderhort 55 Kinder betreut. Dabei fing es 1889 ganz im Kleinen an: Weil es Bedarf gab, gründete der St. Elisabethenverein im damaligen Eisenbahnerviertel Grombühl eine Kinderbewahranstalt. Weil der Verein aber keine Räume hatte, wurden die Kinder im damals neu erbauten Vinzentinum untergebracht. Die Leitung übernahmen Schwestern aus der Kongregation der Töchter des Allerheiligen Erlösers. Als das Vinzentinum 1897 Eigenbedarf anmeldete, errichtete der Trägerverein einen Neubau auf dem Jahre zuvor erworbenen Grundstück gegenüber. Am 23. April 1899 wurde der Bau eingeweiht.

Während des Krieges fast vollständig zerstört
Schwer traf die Einrichtung während des Zweiten Weltkriegs die Bombennacht von Würzburg am 16. März 1945. Bis auf die Kellerräume wurde alles zerstört. Der Wiederaufbau gestaltete sich schwierig, erst drei Jahre später konnte die Einrichtung wieder eröffnet werden. Das Gebäude bot nun Platz für 239 Kindergarten- und 75 Hortkinder.

Nach 98 Jahren aufopferungsvoller Arbeit in Grombühl wurden die Erlöserschwestern 1988 ins Mutterhaus ihrer Kongregation zurückgerufen. Einige Jahre später wurde der Außenspielbereich neu gestaltet. Weil der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren stieg, wurde 2007 die erste Krippengruppe eröffnet. Drei Jahre später wurde für das Kindergartenteam schließlich ein lang gehegter Traum wahr: Das alte Haus wurde abgerissen und an gleicher Stelle entstand ein Neubau – mit modernen, großen und hellen Räumen. Solange diente das Tenniscenter am Stein als Ersatzunterkunft. "Das war auch eine tolle und abenteuerliche Zeit für die Kinder", so Lachnit.
Erziehung hat sich verändert
Was die pädagogischen Konzepte anbelangt, änderte sich über mehr als ein Jahrhundert hinweg vieles, einhergehend mit gesellschaftlichen Veränderungen: beispielsweise, was die Rolle der Frau angeht. "Man kann sich schon vorstellen, dass das Konzept von Erziehung damals noch etwas anders aussah als heute: eine strengere Hand, mehr Benimmregeln und weniger Möglichkeiten für die Kinder, selbst zu partizipieren", verdeutlicht Lachnit.
Mit der Digitalisierung kamen neue Herausforderungen hinzu: "Hierbei ist es uns wichtig, dass es genaue Regeln gibt und wir im Dialog mit den Kindern sind. Versperren wollen wir uns den technischen Neuerungen nicht, denn Handys, Computer und iPads gehören nun mal zu unserer modernen Gesellschaft dazu."

Jeden Tag frisch zubereitetes Essen
Stolz sind Lachnit und Barcatta auf das gesunde Essen in Kindergarten und Hort. "Wir verfügen über zwei eigene Köchinnen, die jeden Tag frisch kochen. Das schätzen die Eltern sehr, zumal das Thema gesunde Ernährung immer mehr Raum einnimmt." Die Öffnungszeiten ermöglichen es den Eltern, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen: Die Einrichtung ist von 6.45 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.
Das Leitungsteam und die Erzieherinnen legen Wert darauf, dass Kinder sich wohl und ernst genommen fühlen. So haben die Mädels und Jungs auch Mitspracherecht und können eigene Ideen und Vorschläge in Projekte einbringen und ihre Ferienbetreuung gestalten. Derzeit läuft ein Fledermausprojekt, mit dem die Hortkinder das Außengelände der Kita zu einem Paradies für Insekten, Vögel und Fledermäuse umgestalten wollen. Denn die Natur soll für alle Kinder in der Einrichtung erlebbar und erfahrbar gemacht werden.
Neben einer Bücher- und Spielecke, den Räumen zum Turnen und für die Hausaufgaben sowie den Gruppenräumen bietet der sogenannte weiße Raum ein besonderes Erlebnis: "Mit seinen Wassersäulen und Lichtduschen dient er als Raum der Stille. Wir nutzen ihn zur Entspannung", erklärt Lachnit. Er wurde durch Spenden finanziert.

Jubiläumsfest: 130 Jahre katholischer Kinder- und JugendhortAn diesem Samstag, 1. Juni, um 13 Uhr beginnt das Fest auf dem Außengelände der Einrichtung in der Lindleinstraße 20. Um 14 Uhr stehen Aufführungen der Kinder auf dem Plan. Bis 17 Uhr findet der Festbetrieb mit Mittagessen, Kaffee und Kuchen, Spielstraße, Tombola und Ponyreiten statt. Alle Gäste sind herzlich willkommen. Adresse: Lindleinstraße 20, 97080 Würzburg, Telefon (0931) 27 89 89 20, E-Mail: kinderhort.grombuehl@t-online.de