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Winterhausen: Ein Dorf kämpft um seinen Bäcker: Benefizkonzert in Winterhausen für Erhalt der Bäckerei von Andreas Rother

Winterhausen

Ein Dorf kämpft um seinen Bäcker: Benefizkonzert in Winterhausen für Erhalt der Bäckerei von Andreas Rother

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    Bäckermeister Andreas Rother (links) und der Initiator der Benefizaktion, Thomas Reuter, vor der Bäckerei Fuchs in der Alten Brückenstraße in Winterhausen. 
    Bäckermeister Andreas Rother (links) und der Initiator der Benefizaktion, Thomas Reuter, vor der Bäckerei Fuchs in der Alten Brückenstraße in Winterhausen.  Foto: Fabian Rudat

    Eigentlich hat Bäckermeister Andreas Rother seine Entscheidung schon getroffen. Ende November will er seine Dorfbäckerei in Winterhausen schließen. "Es geht nicht mehr, ich kann nicht mehr wirtschaftlich arbeiten, ich verbrenne im Moment jeden Tag richtig Geld", sagt er. Doch seine Kundinnen und Kunden wollen nicht kampflos hinnehmen, dass die letzte Bäckerei im Dorf schließen muss. Deshalb hat Bildhauer Thomas Reuter gemeinsam mit Nachbarn und Freunden für den kommenden Samstag ein Benefiz-Straßenkonzert vor der Bäckerei organisiert.

    Die Aktion soll Solidarität mit dem 47-jährigen Bäckermeister ausdrücken, sagt Thomas Reuter, aber auch mit den vielen anderen kleinen Betrieben, die durch die Folgen der Corona-Pandemie und explodierende Energiepreise an den Rand ihrer Existenz gedrängt werden – in der Hoffnung, dass über die Schließung der Winterhäuser Bäckerei vielleicht doch noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. "Es geht uns darum, bewusst zu machen, dass gerade viel verloren geht, und man zusammenstehen muss, um das zu verhindern", so Reuter.

    2017 hat Andreas Rother die alteingesessene Bäckerei Fuchs übernommen und so vor der Schließung bewahrt. Seitdem buk der Bäckermeister weiter nach alter Handwerkstradition, brachte aber immer wieder neue Ideen ein – etwa zu einem "Weltmeister-" oder einem "Winterhäuser Walnussbrot" – mit denen er sich über die Grenzen der 1500-Seelen-Gemeinde hinaus einen festen Kundenkreis erarbeiten konnte. Neben dem Chef selbst arbeiten ein Bäckergeselle und zwei Verkäuferinnen in dem Betrieb. 

    3500 Euro Abschlag für Gas und Strom muss der Winterhäuser Bäcker jetzt zahlen

    Doch inzwischen sei die wirtschaftliche Situation dramatisch. Während der letzten beiden Corona-Jahre habe er jeweils rund 30.000 Euro an Umsatz verloren. "Viele Feste und Veranstaltungen sind weggefallen, das war früher ein sicheres Zusatzgeschäft", sagt Rother. Dann setzte im vergangenen Herbst der rasante Anstieg der Energiepreise ein. "Ich zahle inzwischen jeden Monat einen Abschlag von 1200 Euro für Gas und 2300 Euro für Strom, das sind mehr als 100 Euro am Tag." Der Preis für Mehl und Butter habe sich seit dem Frühjahr verdoppelt. "Das kannst du eine Zeit lang durchhalten, aber irgendwann ist Ende Gelände", so Rother.

    Die höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben, hält Rother für aussichtslos. "Man merkt jetzt schon, dass die Leute sparsamer und gezielter einkaufen als früher", sagt er. Hin und wieder werde er gefragt, warum Backwaren im Diskounter so billig angeboten werden. "Die machen eine Mischkalkulation, weil jeder, der dort einkauft, ja noch was anderes mitnimmt", gibt er dann zur Antwort. 

    Die Nachricht von der Schließung hat viele Kunden entsetzt

    Unter vielen seiner Stammkunden habe die Nachricht von der Geschäftsaufgabe Entsetzen ausgelöst. "Ich hatte schon Kundinnen im Laden stehen, die waren dem Heulen nahe", erzählt der Bäckermeister. Das tue ihm furchtbar leid. "Ich merke, dass mir das auch an die Psyche geht."

    Von der Solidarität, die ihm die Winterhäuser entgegenbringen, ist Andreas Rother überwältigt. Deshalb grübelt er inzwischen selbst, ob es vielleicht doch eine Alternative zur Schließung der Bäckerei gibt. Kürzlich habe er von einer Gemeinde gehört, in der sich Bürger zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen haben, um eine Gemeinschaftsbäckerei zu betreiben. "Das kann ich mir vorstellen", sagt Rother. "Beim Konzert will ich Zettel auslegen, mal sehen, wie groß das Interesse ist." Auch die Zusammenarbeit mit einem Kollegen wäre für Rother eine Option. Nur einer Großbäckerei will er das Feld nicht überlassen. "Ich bin stolz darauf, Dorfbäcker zu sein."

    "Wenn man etwas in Bewegung setzt, kommt man auf Lösungen, an die man zuvor gar nicht gedacht hat."

    Thomas Reuter, Initiator der Benefizaktion

    Thomas Reuter stimmen die Signale hoffnungsvoll. "Ich find's gut, dass da was aufgewirbelt wird", sagt er. "Wenn man etwas in Bewegung setzt, kommt man auf Lösungen, an die man zuvor gar nicht gedacht hat." Teil einer solchen Lösung könnte die ehemalige Sparkassenfiliale gleich neben der Bäckerei sein. Vor Jahren schon war ergebnislos diskutiert worden, dort einen Dorfladen einzurichten, in dem auch Bäcker Rother seine Waren verkaufen könnte. Vielleicht, so hofft Reuter, kann man das Thema wieder aufgreifen.

    Begeistert ist der Bildhauer jedenfalls von der Resonanz auf seine Benefizaktion. "Ich finde es toll, dass man in Winterhausen so etwas machen kann", sagt er. Auch bei den Musikern, die er angesprochen hat, fiel die Idee sofort auf fruchtbaren Boden. Die Bands "Thirsty Thursday" (Rock), "MS Junior mit Denis Schütze" (Jazz und Swing), Paulo Kraus (eigene Lieder), Fabian Rudat (Synthesizer) und Thomas Reuter selbst (Akkordeon) greifen zu ihren Instrumenten. Außerdem wirken der Traditionschor des Gesangvereins und die Musikkapelle Winterhausen an dem Straßenkonzert mit. 

    Benefizkonzert: Am Samstag (29. Oktober) ist die Alte Brückenstraße im Winterhäuser Ortskern von 11 bis 16 Uhr für Fahrzeuge gesperrt. Um 12 Uhr beginnt das Straßenkonzert. Dazu gibt's Backwaren und Getränke.

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