Heller, modern ausgestattet und besser nutzbar soll das neue Ochsenfurter Stadtarchiv werden. Inzwischen sind die Räume in der ehemaligen Zehntscheune hinter dem städtischen Bauamt fertig eingerichtet. Nun können auch die übrigen Bestände aus dem Torhaus des Palatiums umgezogen werden, darunter die Ganzhornsche Bibliothek mit 71 kostbaren Werken aus dem 15. und 16. Jahrhundert.
Letzter Akt des Umbaus war die Installation des großen Rollregals. 550 Regalmeter stehen dort zur Verfügung, erklärt Architekt Thomas Schmucker. Er war für die Planung der Räume verantwortlich, die das historische Gedächtnis der Stadt künftig beherbergen sollen. Zeitgemäßer und sicherer als im Nebengebäude des Palatiums, wo das Dach undicht war und die Wände feucht.
Urkunden aus dem 13. Jahrhundert
Urkunden, die zurückreichen bis ins 13. Jahrhundert, unzählige Ratsakten, Baurechnungen, Steuer- und Gerichtsprotokolle, die die Stadtgeschichte seit dem 14. Jahrhundert nahezu lückenlos nachzeichnen lassen, lagerten dort seit den 1970er Jahren. Zustiftungen wie die umfangreiche Bibliothek des Gelehrten und Neumünster-Chorherren Hieronymus Ganzhorn,der die Stadt bei seinem Tod im Jahr 1594 zur Universalerbin bestimmt hatte.
Für die kostbarsten Schriften und Bücher aus den Kindertagen des Buchdrucks ist ein eigens gesicherter Bereich reserviert. Andere sind den Benutzern des Archivs frei zugänglich. Stadtratsprotokolle, Standesbücher, die gebundenen Jahrgänge des Bezirksamtsblatts, des Ochsenfurter Stadt- und Landboten, der Ochsenfurter Zeitung und der Main-Post-Lokalausgabe, dazu die Gemeindeakten der in den 1970er Jahren eingemeinden Dörfer - unverzichtbare Quellen für Heimatforscher.
Bessere Arbeitsbedingungen
Die sollen es künftig leichter haben, ihren Recherchen nachzugehen. Im hellen Hauptraum des Archivs stehen Schreibtische und ein Computer-Arbeitsplatz zur Verfügung. Die Handbibliothek steckt in alten Apothekerschränken, die früher in der Stadtapotheke standen. Im zweiten, kleineren Abschnitt des Archivs ist Platz für Nachlässe aus jüngerer Zeit, darunter Fotoaufnahmen aus dem frühen 20. Jahrhundert und den Nachlass des vor wenigen Jahren verstorbenen Heimatforschers Heinz Kretzer.
"Wir kriegen im neuen Archiv doppelt so viel unter wie vorher."
Thomas Schmucker, Architekt
Ein Teil der Bestände wurde bereits in die neuen Räume gebracht. Stadtarchivar Peter Wesselowsky wurde dabei von ehrenamtlichen Helfern unterstützt.Archivarin Susanne Lang, die befristet den Umzug begleiten sollte, hat inzwischen andernorts eine feste Stelle gefunden. Statt ihrer will die Stadt dauerhaft einen Historiker beschäftigen, der die Bestände betreut und Stadtarchivar Wesselowsky professionell unterstützt, sagt Bürgermeister Peter Juks. Zu seinen Aufgaben wird es auch gehören, die jüngeren Archivalien, die noch im Rathaus lagern, ins Stadtarchiv zu integrieren.
Perfekte Klimabedingungen
Rund 100 000 Euro hat die Stadt in die Ausstattung des Archivs investiert. Mit einer Gesamtfläche von 220 Quadratmetern sind die neuen Räume deutlich kleiner als die alten, dafür aber wesentlich besser nutzbar. "Wir kriegen im neuen Archiv doppelt so viel unter wie vorher", sagt Architekt Thomas Schmucker. Auch die klimatischen Bedingungen sind deutlich besser als im Palatium. Temperatur und Luftfeuchte, wie sie sich bisher im neuen Archiv eingestellt haben, seien nahezu perfekt für die Aufbewahrung alter Schriften. Ob das auch im Winter so bleibt, will man mit Langzeitmessungen herausfinden. Andernfalls müsste die Stadt noch ein Präzisionsklimagerät für rund 35 000 Euro anschaffen, so Schmucker.

Stadtarchivar Peter Wesselowsky hofft, dass das neue Archiv mehr Besucher als bisher verleitet, in der Geschichte der Stadt zu forschen und die barrierefrei erreichbaren Räume inmitten der Altstadt zu einem regelmäßigen Treffpunkt von Hobbyhistorikern werden. Allerdings wird es voraussichtlich bis zum nächsten Frühjahr dauern, bis die restlichen Bestände verpackt, umgezogen und systematisch neu geordnet sind. "Wir machen uns da keinen Stress", sagt Bürgermeister Peter Juks.
Palatium wird verkauft
Die Stadt kehrt damit als Mieter in ein Haus zurück, das sie vor wenigen Jahren erst an einen Investor verkauft hat.Mit dem Torbau des Palatiums, das einst dem Stadt-Schultheißen als Wohnhaus diente, soll ähnliches geschehen.Gemeinsam mit dem übrigen Palatium, von dem aus das Würzburger Domkapitel bis ins frühe 19. Jahrhundert die Stadt beherrschte und das sich heute im Eigentum des Freistaats Bayern befindet, soll es in ein paar Jahren öffentlich zum Kauf angeboten werden.