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Würzburg: Ein halbes Jahr Corona: Was das Virus in Unterfranken anrichtet

Würzburg

Ein halbes Jahr Corona: Was das Virus in Unterfranken anrichtet

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    Ein halbes Jahr Corona: Als von März bis Mai viele  wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten stillgelegt waren, war auch der Würzburger Hauptbahnhof menschenleer. 
    Ein halbes Jahr Corona: Als von März bis Mai viele  wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten stillgelegt waren, war auch der Würzburger Hauptbahnhof menschenleer.  Foto: Heiko Becker

    Am 5. März wurde in Würzburg der erste Corona-Fall in Unterfranken bekannt. Nach und nach kamen erst einige, dann viele Fälle dazu. Nachdem durch den Lockdown die Zahl der Infizierten auch in der Region zwischenzeitlich gesunken war und es im Mai danach aussah, als könne das Coronavirus vielleicht bald besiegt sein, ist die Lage nun wieder eine andere: Seit Mitte Juli steigt die Zahl der Neuinfektionen wieder.

    In ganz Unterfranken haben sich seit Beginn der Corona-Pandemie bis zum 31. August nachweislich 4003 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Die meisten Fälle, insgesamt 1018, gab es bislang in Stadt und Landkreis Würzburg. Besser vergleichen lassen sich die absoluten Zahlen, wenn sie in Relation zur Bevölkerungsgröße stehen: Am stärksten betroffen sind demnach die Stadt und der Landkreis Schweinfurt mit 459 Fällen unter 100 000 Einwohnern.

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    Viele kleine Ausbrüche lassen die Infektionszahlen steigen

    Deutschlandweit gab es laut Robert Koch-Institut (RKI) zuletzt viele kleinere Ausbrüche: Feiern im Familien-und Freundeskreis, Ansteckungen auf der Arbeit sowie in Gemeinschafts- oder Gesundheitseinrichtungen. Zudem werde mehr getestet, wodurch zuvor unentdeckte Infektionen nun auch erkannt würden. Dazu kommt, dass Neuinfektionen laut RKI zu einem großen Anteil unter Reiserückkehrern, vor allem bei Jüngeren, festgestellt werden.

    Mit den gemeldeten Neuinfektionen steigt auch die Zahl der aktiven Fälle: 161 akut mit Covid-19 infizierte Personen gebe es aktuell in Unterfranken, teilten die Gesundheitsämter mit. 720 Menschen befänden sich nach einem engeren Kontakt mit einem Infizierten in Quarantäne. Geschätzt 3680 Betroffene gelten dagegen als genesen.

    Wer genesen ist, muss aber nicht gesund sein: Ärzte vermuten inzwischen, dass das Virus in einigen Fällen über die Erkrankung hinaus Spätfolgen, besonders an der Lunge, verursacht. Ungewiss ist auch, ob und wie lange eine durchgemachte Infektion vor einer Neuansteckung schützt.

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    In neun von zehn Todesfällen war Covid-19 die Ursache

    Seit März starben 191 Menschen in Unterfranken mit oder an den Folgen einer Corona-Infektion. Laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit lautete bei 89 Prozent der Todesfälle die Todesursache Covid-19. Elf Prozent der Infizierten starben an einer anderen Ursache.

    In Unterfranken traf es vor allem die Seniorenheime: Dort wurden 60 Prozent aller Corona-Todesfälle verzeichnet. Bis Ende August gab es 50 Tote in drei Heimen in der Stadt Würzburg, 25 Tote in vier Heimen in Stadt und Landkreis Schweinfurt, 25 Tote in vier Heimen im Landkreis Aschaffenburg, zwölf Tote in zwei Heimen im Landkreis Bad Kissingen und zwei Tote in zwei Heimen im Landkreis Kitzingen. 29 Prozent aller unterfränkischen Pflegeheime waren bislang von Corona-Infektionen betroffen.

    Um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, wurden in Bayern vom 21. März bis 25. Mai viele wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten stillgelegtSeit 27. April gilt eine "Maskenpflicht" in bestimmten öffentlichen Bereichen – bis heute. Doch nicht alle halten sich daran: Während des Lockdowns seien in Unterfranken 4725 Verstöße gegen die Corona-Bestimmungen begangen worden, so das Bayerische Innenministerium.

    Um die Animation zu starten oder zu einem bestimmten Datum anzuhalten, klicken Sie auf den Button (Play/Pause) links unten.

    Kurzarbeit erweist sich bislang als ein wirksames Mittel

    Einschneidend ist die Seuche für die Wirtschaft. Nach Angaben der Agenturen für Arbeit in Würzburg und Schweinfurt hat seit dem Pandemie-Beginn mehr als jedes dritte Unternehmen Kurzarbeit beantragt. Sie scheint ihren Zweck zu erfüllen. 

    Die Arbeitslosenquote stieg im vergangenen halben Jahr in Unterfranken nur leicht. Experten erwarten aber, dass die Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft ab Ende September deutlicher werden, wenn Unternehmen eine Insolvenz wieder innerhalb von drei Wochen melden müssen. Diese Meldepflicht hatte die Bundesregierung vorübergehend ausgesetzt.

    Auch Sport und Kultur in der Region wurden hart getroffen. Seit Mitte März pausieren beispielsweise die Fußball-Amateurligen in Bayern. Ihre Saisonfortsetzung ist, Stand Mittwoch, weiterhin offen. Schwieriger ist die Situation für die Hallensportarten: Noch ist unklar, ab wann und in welcher Form dort wieder Wettkämpfe stattfinden können.

    In der Kulturszene herrscht trügerische Stille. Unter der Oberfläche gären Frust, Wut, Verzweiflung. Zwar dürfen in Bayern wieder Kulturveranstaltungen mit bis zu 200 Gästen in geschlossenen Räumen stattfinden, doch kann wegen der Abstandsregel kaum eine Spielstätte mehr als rund ein Drittel ihrer Plätze belegen. Das ist wirtschaftlich kaum sinnvoll. Dazu kommt, dass durch den Mangel an Perspektive und Planbarkeit viele Künstler in ein Loch fallen: Manche nutzen die Zeit kreativ, andere wollen aufgeben.

    Weiterhin unklar ist auch, welche Rolle Kinder bei der Übertragung des Virus haben. Mehr als 800 Kinder an Würzburger Kitas sollen deshalb ab Herbst regelmäßig getestet werden. Darüber hinaus soll eine groß angelegte Studie mit 5000 Teilnehmern zeigen, wie weit das Virus in Würzburgs Bevölkerung bereits verbreitet ist. Im September soll es erste Ergebnisse geben.

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