Müll, Lärm und Hinterlassenschaften an sogenannten Party-Hotspots sind in Würzburg ein Dauerthema. Um diesen entgegenzuwirken, startete im August 2022 das Projekt "Nachtleben in Würzburg – sicherer und konfliktfreier machen!". Zu diesem Konzept gehört neben präventiven Abstimmungs- und Gesprächsrunden und neuen Regeln, die bei Störungen mit Verwarngeldern belegt werden sollen, auch das Team von "Miteinander leben & feiern", dem Allparteilichen Konfliktmanagement in Würzburg. Das Team patrouilliert regelmäßig in den Hotspots wie der Sanderstraße oder dem Sanderauer Mainufer und weist unter anderem Partygäste auf Lärmbelästigungen hin.
Der Leiter der Allgemeinen Bürgerdienste, Uwe Zimmermann, zieht nun in einer Pressemitteilung der Stadt eine erste Zwischenbilanz. Und die fällt positiv aus. "Wir haben viel kommuniziert, wichtige Teilerfolge erzielt und sind nun wesentlich näher an einem fairen Ausgleich zwischen den Interessenlagen."
Mit Kommunikation und Aufklärung zu Rücksichtnahme und Respekt führen
Die pauschal zusammengefasste Erfahrung der Stadt Würzburg: An den Örtlichkeiten Leonhard-Frank-Promenade, Alter Kranen, untere Juliuspromenade seien die Beschwerdelagen sehr niedrig bis kaum mehr vorhanden; in der Sanderstraße sei das Niveau der Störungen insbesondere an den Wochenenden zwischen 1 und 4 Uhr noch immer stagnierend und zu hoch. Insbesondere Lärm und auch die Hinterlassenschaften weniger Feiernder würden hier nach Ansicht der Stadt noch immer die Anwohnerinnen und Anwohner belasten.

Die Stadt Würzburg setzt dabei nicht nur auf den Kommunalen Ordnungsdienst und die Zusammenarbeit mit der Polizei. So habe es Runde Tische mit Anwohnerinnen und Anwohnern und den Gastronomiebetrieben sowie der Interessengemeinschaft Sanderstraße gegeben. Vor einem Jahr wurde zudem die Evangelische Jugendhilfe e. V. beauftragt, ein Allparteiliches Konfliktmanagement aufzubauen, das auch mit Mediatoren nachts im Einsatz vor Ort ist. "Gerade dieser Teil des Konzepts setzt nicht auf Kontrolle oder Sanktionen, sondern auf Kommunikation und Aufklärung und will so Rücksichtnahme und Respekt fördern, um nächtliche Störungen zu reduzieren", erklärt Wolfgang Kleiner, der Kommunalreferent der Stadt Würzburg, in der Pressemitteilung.

Die Mediatoren "leisten schon ab den frühen Abendstunden eine wertvolle Arbeit, weil sie unermüdlich Regeln erklären, bei kritischen Situationen konfliktlösend sensibilisieren und ein aktuelles Lagebild zu Lärm- oder Verschmutzungsaufkommen erstellen", so Kleiner weiter.
"Würzburg Wischers" legen selbst Hand an und beseitigen Dreck in der Sanderstraße
Wöchentlich tagt laut Stadt außerdem eine Runde im Rathaus bestehend aus Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst, Miteinanderteam und Ordnungsamt, um die Situation des Wochenendes nach zu besprechen und die notwendigen Schlüsse aus den Erkenntnissen zu ziehen.

Dabei können die umzusetzenden Maßnahmen ganz unterschiedlich ausfallen, heißt es in der Pressemitteilung. Sondereinsätze der Polizei zum Nachtfahrverbot, Anheben des Verwarngeldes beim Wildpinkeln auf 55 Euro, hinweisbezogene Lärmmessungen oder Ausweitung der Aktion "Nette Toilette" werden unter anderem aufgezählt. "Gerade in der Sanderstraße sind wir auch der Interessengemeinschaft und den Gastronomen dankbar, dass sie eigene Wege und Initiativen ergreifen, um Konflikte zu vermeiden und Verschmutzungen und Lärm zu reduzieren – und morgens zu beseitigen", stellt Zimmermann heraus.

Vor Kurzem berichtete diese Redaktion über die "Würzburg Wischers", ein Projekt der Interessensgemeinschaft Sanderstraße. Die "Wischers" entfernen jedes Wochenende mit Besen und Putzzeug Hinterlassenschaften in der Sanderstraße, die mit ihren vielen Bars und Gastronomien zu einem großen Hotspot in Würzburg gehört.
Auch Stadtterrassen am Sanderauer Mainufer werden als Erfolg gezählt
Zu der neuen Sicherheitsphilosophie gehöre auch die Vorgehensweise in der Grünanlage am Sanderauer Mainufer. Die Grünanlage unterhalb des Ludwigkais und entlang des Theodor-Heuss-Damms Richtung Konrad-Adenauer-Brücke sollte zum Schutz der Anwohnerinnen und Anwohner von Lärm und Unrat spürbar entlastet werden. Ab dem Grillplatz unterhalb der Minigolfanlage entlang des Ufers in südliche Richtung Feggrube und Sportzentrum der Turngemeinde Würzburg sind die sogenannten Stadtterrassen entstanden.

Mit neuen Möbeln, mehr Mülleimern und temporären, beleuchteten Toiletten will die Stadt hier Anreize schaffen, um die Feiernden im Sommer von den großen Wohnhäusern weg in Richtung Feggrube zu verlagern. Dennoch weist die Stadt darauf hin, dass auch dort, wo kein Musikanlagen- oder Alkoholverbot besteht, die Nachtruhe und die Rücksichtnahme zu beachten sind. "Diese kleine Verlagerung hat im ersten Jahr schon recht gut geklappt. Einige Hundert Meter weiterzulaufen oder zu radeln, wird von den wenigsten Uferbesucherinnen und -besuchern als Einschränkung wahrgenommen", so Kleiner.
Stadt sieht Probephase "als sehr geglückt"
Die Kommunikation sei von Anfang an zentraler Bestandteil der Gesamtkampagne gewesen. Mit Pressemitteilungen, Social-Media-Beiträgen, Plakataktionen oder auch Botschaften auf Bierdeckeln habe man immer wieder neue Wege ausprobiert. Die Kommunikation solle bewusst keine Einbahnstraße von der Stadt Richtung Bürgerschaft sein, sondern es gebe auch Umfragen, Infoveranstaltungen oder eben verlässliche Ansprechpartner vor Ort, damit Anregungen ohne Verzögerung und zusätzlichen Frust das Ordnungsamt erreichen.

Der Würzburger Stadtrat hat im Juni die Kooperation mit dem Verein "Erleben, Arbeiten und Lernen – Evangelische Jugendhilfe", der das Personal für die Miteinander-Teams stellt und schult, bis Sommer 2025 verlängert. "Dies ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass man mit dem bisher gemeinsam Erreichten und der Organisationsform überparteilich und im politischen Konsens weiter geht", resümiert Kleiner. Auch er sieht die Probephase als sehr geglückt an und mahnt: "In Fragen der Rücksichtnahme und der Innenstadtkonflikte zur Nachtzeit braucht man immer einen langen Atem."
Kleiner und Zimmermann sind sich einig, dass es bisher ein intensiver Prozess mit vielen Arbeitsstunden und Extraschichten war, dass sich die Akteure aber bestmöglich gefunden haben und sich das Projekt in den kommenden zwei Jahren beweisen kann. "Wir bleiben weiter dran!", so das Versprechen.