Ein sanftes Klirren leicht aufeinanderstoßenden Metalls mischt sich mit leisem Surren der Cardiogeräte: die typische Geräuschkulisse, in die man beim Betreten des Fitness & Wellness Club SVW 05 eintaucht. Es ist seit 40 Jahren die Wirkungsstätte von Rainer Griebl, der beim Schwimmverein Würzburg 05, erst als Leiter der Fitnessabteilung und seit acht Jahren als Pächter des Fitnessclubs, Sportbegeisterten in Fragen rund um Muskelaufbau und Cardiotraining zur Seite steht. Rund 1000 Mitglieder im Alter von 15 bis 96 Jahren stählen heute ihre Körper unter seinen Fittichen.

Seit Jahrzehnten gilt der 77-Jährige als Instanz in Sachen Kraftsport. In seiner Laufbahn stemmte der frühere Spitzenathlet und mehrfache Weltrekordhalter zig tausend Tonnen Gewichte. Keine Frage, dass auch in fortgeschrittenem Alter regelmäßiges Training zum Tagesablauf dazu gehört. Mindestens dreimal pro Woche fordert der ehemalige Hauptmann der Bundeswehr seine Muskeln an den Maschinen oder schwingt sich zum Cardiotraining aufs Fahrrad. "Damit möchte ich meine Gesundheit erhalten", betont der Weltmeister im Kraftdreikampf von 1989.
Mit außergewöhnlichem Talent ausgestattet
Zum Kraftsport kam Griebl 1966 zufällig. Bei einer Schnupperkurs-Sportveranstaltung bei der Bundeswehr in Hammelburg versuchte sich der damalige Leichtathlet im Gewichtheben und verblüffte auf Anhieb mit überzeugender Leistung. Die führte ihn bis 1977 in die Erste Bundesliga beim MTV Grundig Fürth. Aber die große Liebe galt dem Kraftdreikampf. "Mir gefiel, dass dabei ausschließlich die Maximalkraft - die größte Kraft, die man auf einmal für eine Wiederholung aufbringen kann - trainiert wird", erinnert sich der gebürtige Passauer.

Auf die Frage, wie viel von den ehemals 600 Kilo Maximalkraft noch übrig sei, folgt ein verschmitztes Lächeln und die Bemerkung: "Eine ganze Menge." Der eindrucksvolle Beweis folgt. Mit einem Kopfnicken bedeutet Griebl, ihm an die Trizepszug-Maschine zu folgen. Ohne Warmmachen zieht er nur mit dem Mittelfinger über einen Zentner Gewichte nach oben. Mehr gibt das Gerät nicht her. Es sei angemerkt, dass die Autorin dieses Artikels unter Einsatz der ganzen Hand kläglich scheiterte. Die Antwort auf die Frage nach der Maximalkraft gibt's nach der Demonstration: rund 200 Kilo sind noch vorhanden.

Gewichte für gute Zwecke gestemmt
"Oft ist es eine Frage des Kopfes", erklärt Griebl, der sich in seiner Sportlerkarriere immer auf seine mentale Stärke verließ - vor allem bei seinen größten Erfolgen. Besonders stolz ist er auf den Weltmeistertitel im Kraftdreikampf 1989 und den Sieg beim Nato-Vergleichskampf Bundeswehr-Französische Armee im Gewichtheben 1981. "Aber ich war kein Kraftprotz", entkräftet Griebl jegliches Klischee. Ihm ging es nie um das prahlerische Herausstellen, wenn er die Muskeln bei besonderen Aktionen spielen ließ, sagt er, sondern immer stand der gute Zweck im Mittelpunkt.

Mal stemmte er als Teilnehmer bei der Fernsehsendung "Wetten, dass..?" ein besetztes Kinderkarussell mit rund 505 Kilo nach oben, mal Staatssekretärin Barbara Stamm zusammen mit den Würzburger Bürgermeistern, was 551 Kilo bedeutete, oder einen Trabi mit Insassen mit 662 Kilo Gewicht. Das hatte drei Weltrekorde mit jeweiligem Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde zur Folge und hin und wieder die Meinung anderer: "Der ist verrückt." Aber, ganz Sternzeichen Löwe, war ihm egal, was sie dachten.
Reha- und Seniorensport stehen im Mittelpunkt
Betreute Griebl in früheren Jahren vornehmlich Leistungssportler bis hin zu Olympioniken, gilt seine Aufmerksamkeit heute dem Reha- und Seniorensport. "Es ist möglich und wichtig, seine Muskelkraft zu erhalten und aufzubauen, um auch im Alter beweglich zu bleiben", erklärt er und ergänzt den von ihm geprägten Leitsatz, "ein Gelenk ist so gut wie die umliegende Muskulatur". Griebl liebt es heute vor allem, die ältere Garde in seiner verständnisvollen Art geduldig anzuleiten und nach Krankheiten und Operationen wieder fit zu machen oder letztere gar durch gezieltes Training zu umgehen.

"So lange Blut in den Adern fließt, kann man die Muskulatur aufbauen", weiß der Fußballfan aus der Zusammenarbeit mit Trainingswissenschaftlern und Ärzten. Die begann 1992 mit dem Schulterschluss mit dem Universitätsprofessor Dr. Dr. h.c. Manfred Grosser, mit dem er 1994 gemeinsam das Buch "Richtig Muskeltraining" erarbeitete. Ein Meilenstein für die Entwicklung der Fitnessabteilung. Ein weiterer war die Gründung des Lauftreffs 1999 durch Ehefrau Isabella Griebl. Seitdem stehen Kraft- und Cardiotraining gleichberechtigt nebeneinander.

"Ich will als gutes Vorbild vorangehen", lautet Griebls Intention. Das wird besonders von den Seniorinnen und Senioren dankbar angenommen. Stolz ist er, dass sie bis ins hohe Alter auf seinen Spuren wandeln. "Die Älteste ist 96 Jahre, der Älteste 86 Jahre alt", freut sich Griebl, "manchmal trainieren die Großeltern gemeinsam mit ihren Enkeln".
