Mit seinen 35 Hektar gehört Röttingen nicht gerade zu den größten Weinanbaugebieten Frankens, doch Bekanntheit und Qualität des "Röttinger Feuerstein" stehen größeren Flächen in nichts nach. Mit dafür sorgen natürlich die jährlichen Festspiele, bei denen man sich hervorragend präsentieren kann. Aber auch die wiederkehrenden Veranstaltungen wie Weinfest, Winterzauber oder Jungweinprobe mit Krönung der Weinprinzessin alle zwei Jahre tragen mit dazu bei. Zum diesjährigen Jubiläum 75 Jahre Romantische Straße will man auch sehr präsent sein. "Wir Weinbaubetriebe ziehen an einem Strang", so Weinbauvorsitzender Winfried Fries.
Für ihn zählt zur guten Qualität des Feuersteins auch die Bodenbeschaffenheit. Hier hebt er vor allem den Muschelkalkboden hervor, der für gute Wachstumsbedingungen sorgt. Dadurch wird er nach Fries‘ Worten flintig, mineralisch und filigran, so die Geschmacksprofile der Weine, und so sei eine Vielfältigkeit vorhanden. Im Weinort Röttingen kann man von der derzeitigen Weinkrise noch nichts spüren. Die jährliche Jungweinprobe in der Burghalle gehört zum festen Bestandteil im Jahreskalender der Stadt, fand sie bereits zum 24. Mal statt. Als ein Jahr der Extreme bezeichnete Fries das Jahr 2024 in seinem Vegetationsbericht. Frost – Starkregen – Sommerhitze – Hagel. Oftmals bringen außergewöhnliche Bedingungen außergewöhnliche Weine hervor.
"Wir dürfen uns auf spannende Tropfen freuen," sagte Fries bei seiner Begrüßung. So öffneten sich nach seinen Aufschreibungen die Himmelsschleusen im ersten Quartal für bis zu 200 Liter Wasser. Der Knospenaufbruch war um den 10. April und die aufkommenden Befürchtungen bezüglich Frost bestätigten sich am 22. und 23. April. In Röttingen lag der Schädigungsgrad, er wurde von den Frostschätzern auch für ganz Franken so festgelegt, bei 50 bis 60 Prozent. Bei immer wieder auftretenden Gewittern kam es Mitte August zu Hagelschäden, die die kleine Ernte noch einmal dezimierten. Ab 12. September wurde innerhalb von drei Wochen die kleine aber feine Ernte eingefahren. Als Probensprecherin präsentierte die aktuelle Röttinger Weinprinzessin Annika I Bender einen unerwartet guten Jahrgang "Feuerstein", trotz der Herausforderungen durch Frost und Wetter. Der letzte Schliff des Kellermeisters fehlte ihnen noch.
Rund 200 Gäste lauschten den Worten der angehende Weinbautechnikerin, unter ihnen auch die Fränkische Weinkönigin Lisa I Lehritter, die Taubertäler Weinkönigin Mareike Fries und die Ochsenfurter Zuckerfee Magdalena Gebhardt. Die zehn Vinotessen kredenzten insgesamt neun Proben. Die nötige Stärkung gabs bei einem Winzerteller. Für die Jungweinprobe selbst hatte sich Weinprinzessin "Annika I." etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Zu jedem "Sprössling" hatten sich die Winzer den richtigen Song für ihren Wein ausgesucht und zur Einstimmung gab‘s "Tage wie diese" der Toten Hosen für den Müller-Thurgau bis "Lemon Tree" von Fools Garden für den Riesling. Röttingens Bürgermeister Steffen Romstöck war es vorbehalten, neben dem Grußwort den gemischten Satz des Museumsweinbergs mit Ludwig van Beethovens 9 Sinfonie –"Freude schöner Götterfunken" - vorzustellen. Romstöck dankte bei dieser Gelegenheit den fleißigen Röttinger Winzern, auf die Verlass ist. Das einzige Kunstwerk das man auch trinken kann, hat in diesem Jahr etwas weniger Alkohol. Nach über 200 Minuten bedankte sich Fries, auch wegen Neugestaltung mit Musik, für die wohl bei jedem in guter Erinnerung bleibende Jungweinprobe bei allen Helfern und Mitwirkenden.