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OCHSENFURT: Ein Stern für die Kinder der Welt

OCHSENFURT

Ein Stern für die Kinder der Welt

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    Griffbereit hängen hier die Gewänder der Sternsinger: In der Pfarreiengemeinschaft Ochsenfurt ist heuer erstmals Gemeindereferentin Sabine Ernst für die Koordination der Sternsingeraktion verantwortlich.
    Griffbereit hängen hier die Gewänder der Sternsinger: In der Pfarreiengemeinschaft Ochsenfurt ist heuer erstmals Gemeindereferentin Sabine Ernst für die Koordination der Sternsingeraktion verantwortlich. Foto: Foto: Gerhard Meißner

    Es wird ein langer Tag, und es könnte auch ein anstrengender werden für die Tausende von Kindern, die sich am Dreikönigstag als Sternsinger auf den Weg machen. Auch in Ochsenfurt sind es weit über hundert Sternsinger, die mit ihrer Teilnehme die Solidarität mit Kindern in aller Welt zum Ausdruck bringen. Projekte gegen Kinderarbeit werden in diesem Jahr von der Aktion profitierten.

    In einem Raum des ehemaligen Spitals hängen Dutzende bunter Gewänder an den Kleiderständern. An manchen ist eine Krone aus goldfarbenem Blech befestigt, an anderen ein Turban. Gelbe Holzsterne, an einen Stab geschraubt, liegen gebündelt auf dem Fensterbrett. Alles ist gerichtet, wenn sich die Sternsinger der Pfarreiengemeinschaft Ochsenfurt am Samstag in aller Frühe auf den Weg machen.

    Gut eingespieltes Team

    Dass sie in diesem Jahr ins Spital ausweichen müssen, hängt mit dem Neubau des Pfarrzentrums zusammen, sagt Sabine Ernst. Seit vergangenem September ist sie als Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft Ochsenfurt tätig und nun hier auch zum ersten Mal für die Organisation der Sternsinger verantwortlich. Eine wirkliche Herausforderung sei das eigentlich nicht, sagt sie. Sie könne auf ein eingespieltes Team aus Eltern, Ministranten und Pfarreimitgliedern vertrauen, sie sich teils schon seit vielen Jahren um die Sternsinger kümmern.

    Zu ihnen gehören Renate Juks und Rosemarie Spenkuch. Die beiden haben für die Gewänder der Sternsinger die Verantwortung übernommen. Vor Jahren hatten Mitglieder des Frauenbunds die bunten Kleider und Umhänge aus gespendeten Vorhangstoffen genäht. Seitdem sorgen Juks und Spenkuch dafür, dass zerschlissene Gewänder geflickt oder ersetzt werden, und dass der ganze Fundus nach der Aktion wieder frisch gewaschen im Depot verschwindet.

    Verplombte Sammelbüchsen und Ausweise

    An diesem Vormittag sucht Marinela Keller noch die letzten Kleider für ihre Gruppe in Kleinochsenfurt zusammen. Auch die übrigen Utensilien händigt ihr Sabine Ernst aus: Kreide, um den Segensspruch „20+C+M+B+18“ über die Türen zu schreiben, und vorgefertigte Aufkleber, verplombte Sammelbüchsen und Armbändchen für jeden Sternsinger. Man braucht fremde Hilfe, um sie anlegen zu können. Das ist bewusst so gemacht, sagt Sabine Ernst, um deutlich zu machen, dass wir alle auf die Unterstützung anderer angewiesen sind.

    Auch ein Ausweis für jeden Sternsinger gehört dazu. Zum Glück sei das in Ochsenfurt kein Problem, aber in großen Städten sei es hin und wieder vorgekommen, dass sich falsche Sternsinger auf den Weg machen und Geld sammeln.

    Die Legende von den drei Königen

    Den Segensspruch deutet man gern als die Vornamen der drei Könige: Caspar, Melchior und Balthasar. In Wirklichkeit steht er für den lateinischen Satz „Christus mansionem benedicat“, Christus segne dieses Haus. Überhaupt ist es so eine Sache mit den drei Königen. Obwohl ihre angeblichen Häupter als kostbare Reliquien im Kölner Dom verwahrt werden, ist in der Bibel nirgends von ihnen die Rede. Dort heißt es lediglich, dass Sterndeuter aus dem Osten dem Stern gefolgt waren, um dem Jesuskind Gold, Weihrauch und Myrrhe darzubringen. Erst die christliche Legendenbildung hat dafür gesorgt, dass aus den Sterndeutern Könige wurden, deren Zahl sich aus der Zahl ihrer Gaben herleitete.

    Für Sabine Ernst spielt der zweifelhafte historische Hintergrund keine Rolle. Wichtiger sei die Symbolik, die hinter den Sternsingern steckt. Einer von ihnen soll aus Afrika gekommen sein, ein anderer aus Asien, der dritte aus Arabien – zum Zeichen, dass vor Gott alle Menschen gleich sind. Zeichen dieser Verbundenheit ist, dass auch mehrere Flüchtlingskinder, syrisch-orthodoxe Christen, den Ochsenfurter Sternsichern angehören.

    Kinder engagieren sich für Kinder

    Diese internationale Solidarität drückt auch das Kindermissionswerk „Sternsinger“ aus, das seit 1959 hinter den Sternsingeraktionen im gesamten deutschsprachigen Raum steht. Nach Angaben des Kindermissionswerks sind in diesen 60 Jahren umgerechnet mehr als eine Milliarde Euro gesammelt und in knapp 72 000 Projekte für benachteiligte Kinder in aller Welt investiert worden. Es ist die größte Solidaritätsaktion, in der sich Kinder für Kinder in Not engagieren. Den Kampf gegen Kinderarbeit will man in diesem Jahr mit den Spenden unterstützen.

    In der Pfarreiengemeinschaft Ochsenfurt – dazu gehören die Stadtpfarrei St. Andreas, St. Thekla im Bärental, St. Burkard in der Westsiedlung und Maria Schnee in Kleinochsenfurt – machen sich am Dreikönigstag insgesamt knapp 120 Sternsinger in Vierergruppen auf den Weg. Im Frühgottesdienst werden sie ausgesandt, um dann bis zum Einbruch der Dunkelheit sämtliche Wohnhäuser in ihrem Gebiet abzuklappern. „Man muss sich schon ranhalten, um das ganze Gebiet in einem Tag zu schaffen“, sagt Sabine Ernst. Deshalb sind die ersten Vorboten bereits am Freitag unterwegs, um die beiden Seniorenheime Haus Franziskus und Fuchsenmühle sowie die Main-Klinik zu besuchen.

    Süßigkeiten als Lohn für die Sternsinger

    Wenn am Abend die Spendendosen geöffnet werden, zeigt sich, wie erfolgreich die Aktion gewesen ist. „Es steckt schon ein wenig Ehrgeiz dahinter, wer das meiste Geld gesammelt hat“, sagt Mesner Horst Hummel. Im vergangenen Jahr waren es 10 692 Euro, die Kirchenpfleger Hubert Morgenroth ans Kindermissionswerk überweisen konnte. Und natürlich würde er sich freuen, wenn es gelingt, dieses Ergebnis heuer zu toppen. Der Lohn der Sternsinger sind die Süßigkeiten, die ihnen in vielen Häusern zugesteckt werden.

    „Es steckt schon ein wenig Ehrgeiz dahinter, wer das meiste Geld gesammelt hat. “

    Horst Hummel, Mesner

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