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RANDERSACKER: Eine Ente, die auch Schuhbeck schmeckte

RANDERSACKER

Eine Ente, die auch Schuhbeck schmeckte

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    Innen saftig, außen knusprig: Das Geheimnis der von Renate und Alfred Körner in ihrer Randersackerer Weinstube zubereiteten Ente liegt darin, dass sie gekocht und gebacken wird. Doch auch wenn der Vogel in den vergangenen Jahren ein echter Erfolgsgarant war, dieser Donnerstag ist der letzter Tag für die Körners als Wirtsehepaar. Denn sie müssen ihrer Gesundheit zuliebe kürzer treten.
    Innen saftig, außen knusprig: Das Geheimnis der von Renate und Alfred Körner in ihrer Randersackerer Weinstube zubereiteten Ente liegt darin, dass sie gekocht und gebacken wird. Doch auch wenn der Vogel in den vergangenen Jahren ein echter Erfolgsgarant war, dieser Donnerstag ist der letzter Tag für die Körners als Wirtsehepaar. Denn sie müssen ihrer Gesundheit zuliebe kürzer treten. Foto: Foto: Judith Dauwalter

    Stammgäste aus Amerika und der Schweiz, holzvertäfelte Filmkulisse und im Winter über ein Dutzend Enten täglich: das sind nur ein paar Höhepunkte und Besonderheiten aus 41 Jahren, in denen Renate und Alfred Körner ihre Randersackerer Weinstube zur Institution gemacht haben. Heute ist ihr letzter Tag als Wirtsehepaar.

    Sitzenbleiben kann sie nicht lang. Renate Körner, 62 und seit ihrer Hochzeit mit Alfred Körner vor 41 Jahren Gastwirtin, erzählt gern. Sie redet schnell und viel, Erinnerungen gibt es wahrlich genügend. Der „Körneri“ mit dem blonden Kurzhaarschnitt, der kantigen, schwarz umrahmten Brille und dem entschlossenen Ausdruck um die Mundpartie merkt man an: Diese Frau weiß, was sie will. Und hat viel erlebt in den letzten Jahrzehnten.

    „Wir sind wirklich froh, dass wir gute Nachfolger gefunden haben.“

    Renate und Alfred Körner Wirtsleute in Randersacker

    „Warten Sie mal“ – ein Ausspruch, der im Gespräch selten fünf Minuten auf sich warten lässt. Dann ist ihr wieder etwas eingefallen, dann steht sie auf und zeigt etwas. Sie bringt ihr Gästebuch mit den Einträgen aus aller Welt, zeigt den randvollen Reservierungskalender, eilt zum „Mittwochsstammtisch“ um dort nach dem Rechten zu sehen und sich noch schnell mit den Männern fotografieren zu lassen.

    Und schon muss sie wieder in die Küche. Klöße drehen, Kartoffelsalat portionieren und natürlich: die Ente aus dem Backofen holen. Während Renate Körner draußen in der Gaststube das Sagen hat, scheint hier das Reich ihres Mannes zu sein. Alfred Körner – graues lichtes Haar, den Blick immer leicht über die Brille gerichtet, ein ruhiger Typ – schnappt sich zwei gehäkelte Topflappen. Er öffnet eine Ofenklappe und zieht das Blech heraus, auf dem sich die knusprig-braunen Entenhälften drängen. Die Vögel dampfen und duften intensiv.

    1992 schlossen die Körners ihre Bäckerei, die damals noch zur Weinstube gehörte. Aus dem Verkaufsraum wurde ein Nebenzimmer der Gaststube; für die Küche leistete sich das Ehepaar einen großen Ofen. Und entdeckte ein Gericht, das zum Renner wurde: die Ente. „Wir haben so lang immer wieder probiert“, erinnert sich Renate Körner, „bis wir die Ente richtig hinbekommen haben.“

    Dabei sei das Rezept gar nicht so geheimnisvoll, sondern eigentlich „einfach wie bei Mutter: der Trick ist, dass wir die Ente kochen, bevor sie in den Ofen kommt. Das braucht natürlich Zeit“, verrät sie. Und natürlich Frische – in der Weinstube ist von Kartoffelsalat bis Klöße, von Fleisch bis Soße alles selbst gemacht. Apropos: mit der Soße stehe und falle auch die Beliebtheit der Körner-Ente, weiß die Randersackerer Wirtin. Viel Zwiebel und Sellerie sei da drin, erzählt sie, aber ganz konkret will sie die Zusammensetzung dann doch nicht preis geben.

    „Die Ente frisst uns auf“, scherzt Körner und denkt an ihre Sechstagewoche, den mindestens Zwölfstundentag, ihr volles Reservierungsbuch. In der Enten-Hochsaison, zwischen Oktober und Dezember, bestellen die Weinstuben-Besucher fast nur den beliebten Vogel.

    Und die meisten Gäste, die einmal hier waren, kommen wieder. Seit den ersten Tagen der Körners zum Beispiel trifft sich der Akademische Ruderclub in der gemütlichen Weinstube. Den Weg auf dem Main von Würzburg nach Randersacker legen die Männer dabei – natürlich – mit dem Ruderboot zurück.

    „Wir hatten wirklich nette Gäste und dafür möchten wir uns herzlich bedanken.“

    Renate Körner Wirtin in Randersacker

    Universitäts-Professoren, ausländische Gäste und sogar Alfons Schuhbeck hat die Ente geschmeckt. „Wer die einmal probiert hat, der will sie immer wieder essen.“ Sichtlich stolz ist „die Körneri“ wenn sie von all den Menschen erzählt, die sie in den letzten 41 Jahren bewirten durfte und dabei kennen gelernt hat. Und natürlich schmeichelt es ihr, wenn sie selbst im Krankenhaus gefragt wird: „Sagen Sie mal – Sie sind doch die Frau Körner aus Randersacker?“

    Renate Körner wird wehmütig, wenn sie zurückdenkt. „Wir hatten wirklich nette Gäste und dafür möchten wir uns herzlich bedanken.“ Das kommt von Herzen. Und trotzdem: Heute ist ihr letzter Tag in der Gaststube, der letzte als Chef und Chefin zumindest. Die Gesundheit macht nicht mehr mit. Aber: „Wir sind wirklich froh, dass wir gute Nachfolger gefunden haben, die ganz die Tradition wahren wollen.“ Im März folgen den Körners das Ehepaar Stefanie und Benedikt Schmidt – sie, erfahren als Chefin des Würzburger Johanniterbäck und er, Mitinhaber unter anderem des Tanzcafés „Zum schönen René“.

    Renate und Alfred Körner dagegen wechseln von einem Leben auf Hochtouren ins beschauliche Rentnerdasein. „Ich weiß noch gar nicht, was wir dann machen sollen“, gibt sie ein bisschen ratlos zu. Und man kann sich gut vorstellen dass sie auch zu Hause, abseits der schulterhohen Holzvertäfelung in der Weinstube, auf dem Küchenstuhl sitzt. Und dort eben nicht bleiben kann. Sondern ständig aufspringt, mit neuen Ideen, Dinge bringt, zeigt. Dass ihr nichts einfällt und langweilig wird – bei dieser Frau eine Sorge, die wohl eher unbegründet ist.

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