Dieser Theaterabend erzwingt einen ungewöhnlichen Textbeginn. Denn es ist der Abend von Britta Schramm. Wie diese Schauspielerin, seit über 30 Jahren auf fast allen Würzburger Privattheaterbühnen zu Hause, die Zuschauerinnen und Zuschauer über gut zweidreiviertel Stunden hinweg in ihren Bann zieht, ist weit mehr als gewohnte Theaterkunst. Es ist einfach nur großartig!
Wie sie sich bewegt, wie sie mit ihren Gesichtszügen spricht, wie die Worte aus ihrem Mund purzeln oder gepresst werden, mal liebevoll zärtlich, mal krachend laut bis zur akustischen Gewalttätigkeit, wie sie spielerisch changiert zwischen fürsorglicher Krankenschwester und einer jähzornigen, gewaltbereiten Frau, ein solch intensives Anverwandeln einer Bühnenfigur hat man auf Würzburger Bühnen lange nicht gesehen.
Schramm spielt nicht einfach die Rolle der Krankenschwester Annie Wilkes in der Bühnenadaption von Stephen Kings Bestseller "Misery". Sie gräbt sich immer tiefer hinein in diese unberechenbare, ambivalente, zerrissene Frau, die von den traumatischen Schatten ihrer Vergangenheit nicht loskommt, und führt uns deren Besessenheit mit geradezu beiläufiger Selbstverständlichkeit vor Augen. Und macht, zusammen mit ihrem Bühnenpartner Uwe Bergfelder als Paul Sheldon, die "Misery"-Premiere in der Würzburger Theaterwerkstatt zu einem großen Theaterabend.

Das Team hinter dem Erfolg sind Regisseur (und Co-Bühnenbildner) Markus Rakowsky, seine Assistenten Mona Blasek (Körperarbeit) und Luis Göb, sowie Eve Sava (Bühne) und Benedikt Issing (Licht, Musik). Sie greifen für ihre packende, psychologisch genaue Inszenierung auf die Bühnenfassung von William Goldman zurück, die der Drehbuchautor aus der Filmfassung von 1990 entwickelt hat und die 2015 am Broadway uraufgeführt wurde.
"Misery" erzählt die Geschichte des weltberühmten Romanautors Paul Sheldon, der nach einem für ihn beinahe tödlichen Autounfall in einem ihm fremden Haus aus dem Koma erwacht. Dort kümmert sich die Krankenschwester Annie Wilkes gleichermaßen professionell wie liebevoll um ihn. Schnell outet sie sich auch als leidenschaftliche Leserin der Sheldon-Romanreihe um die Hauptfigur Misery, die für sie weit mehr als eine literarische Figur ist. Sie ist mit allen Charakteren des Figurenkosmos aufs Innigste vertraut und bezeichnet sich selbst als "Fan Nummer 1" des berühmten Autors.
Umso größer sind Enttäuschung und Wut, als sie erfährt dass Sheldon in seinem jüngsten Roman, den er als Manuskript mitführt, seine Hauptfigur sterben lassen will. Urplötzlich nimmt die Geschichte eine neue Wendung und Sheldon sieht sich in Lebensgefahr. In höchster Anspannung hämmert er die neue Fassung in die Schreibmaschine...
Auf dem Spielplan bis zum 15. März. Infos und Karten: 0931/59400 oder theater-werkstatt.com