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Würzburg: Einkaufen nach 20 Uhr – braucht es das? Was sechs Menschen in Würzburg zum Ladenschlussgesetz sagen

Würzburg

Einkaufen nach 20 Uhr – braucht es das? Was sechs Menschen in Würzburg zum Ladenschlussgesetz sagen

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    Sie äußerten sich zum Thema Ladenschluss (im Uhrzeigersinn von links oben): Ina Wagner, Lothar Rosenberg, Erika Schubert, Albin Neckermann, Jenny Senn, Lena Flörchinger.
    Sie äußerten sich zum Thema Ladenschluss (im Uhrzeigersinn von links oben): Ina Wagner, Lothar Rosenberg, Erika Schubert, Albin Neckermann, Jenny Senn, Lena Flörchinger. Foto: Lara Meißner

    Fast 70 Jahre lang galt in Bayern das Bundesladenschlussgesetz von 1956 – bis jetzt. Nun hat der Freistaat als letztes Bundesland ein eigenes, neues Ladenschlussgesetz verabschiedet. So taufrisch das klingen mag, so altbekannt sind die Inhalte größtenteils: Verkaufsoffene Sonntage darf es wie bisher nur viermal im Jahr mit einem speziellen Anlass geben und weiterhin müssen die Geschäfte in Bayern um spätestens 20 Uhr schließen.

    Zuvor hatte der "Arbeitskreis City- und Stadtmarketing Bayern", ein Zusammenschluss der Verantwortlichen aus einer Vielzahl bayerischer Städte und Gemeinden, in einem Positionspapier eine "Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten bis 22 Uhr" gefordert – auch "im Sinne der Konkurrenzfähigkeit mit benachbarten Bundesländern". 

    Dem hat das bayerische Kabinett nun eine Absage erteilt: Neben dem Saarland ist der Freistaat das einzige Bundesland, in dem Geschäfte nur bis 20 Uhr geöffnet haben dürfen. Zu zwei kleinen Lockerungen ließ man sich in München aber hinreißen: Kommunen dürfen künftig acht lange Einkaufsnächte pro Jahr anbieten, Händler dürfen zusätzlich individuell an vier Werktagen pro Jahr länger als 20 Uhr ihren Laden öffnen. 

    Wie denken Menschen in Würzburg über das Thema? Braucht es einen späteren Ladenschluss? Die Redaktion hat sich in der Würzburger Innenstadt umgehört.

    1. Erika Schubert (67) befürchtet bei längeren Öffnungszeiten noch mehr Personalmangel

    Erika Schubert.
    Erika Schubert. Foto: Lara Meißner

    "Nach 20 Uhr braucht meiner Meinung nach kein Geschäft auf zu haben, das ist doch Quatsch. Unterm Strich würde das doch den Personalmangel noch mal viel mehr verstärken, das ist ja eh schon ein riesiges Problem für den Einzelhandel. Ohnehin sollte den Menschen, die gerade noch in dem Beruf arbeiten, nicht noch mehr Zeit geraubt werden – die Abende sollen die Menschen daheim bei ihren Familien verbringen können. Und auch wenn die Geschäfte zwei Stunden länger auf hätten, glaube ich nicht, dass die Leute mehr Geld ausgeben würden. Die Kundschaft würde sich vielleicht etwas verteilen, aber was soll das bringen? Ich selber würde das Angebot auf keinen Fall nutzen – abends will ich's mir daheim gemütlich machen und nicht shoppen gehen."

    2. Jenny Senn, 29, findet, Öffnungszeiten sollten an die Bedürfnisse in der Region angepasst sein

    Jenny Senn.
    Jenny Senn. Foto: Lara Meißner

    "Ich bin selbst Verkäuferin im Lebensmittelbereich und sage: Die Grundbedürfnisse, also auch das Einkaufen von Lebensmitteln, sollten die Menschen rund um die Uhr befriedigen dürfen. Da sollte es kein Gesetz geben, das das verbietet. Wie dann die tatsächlichen Öffnungszeiten ausgestaltet werden, ist wieder eine ganz andere Sache. Es wäre doch toll, dass dort, wo es gebraucht wird, die Menschen auch länger einkaufen gehen könnten, etwa in Gegenden, in denen es viel Industrie mit Schichtarbeit gibt. Oder rund um Krankenhäuser, wo die Leute einfach einen ganz anderen Arbeitsrhythmus haben. Ob ich selber rund um die Uhr arbeiten würde? Das kommt ganz darauf an, welche sonstigen Bedingungen der Arbeitgeber für seine Leute schafft – und ob die Arbeit am Abend oder in der Nacht gut entlohnt wird."

    3. Lothar Rosenberg, 73, hält Selbstorganisation für sinnvoller als längere Öffnungszeiten

    Lothar Rosenberg.
    Lothar Rosenberg. Foto: Lara Meißner

    "Ich kann mir vorstellen, dass es Lebenssituationen gibt, in denen es ganz nett ist, einen gewissen zeitlichen Spielraum zu haben, um seine Sachen einzukaufen. Aber das rechtfertigt meiner Meinung nach nicht, dass die Verkäuferinnen und Verkäufer zu noch familienunfreundlicheren Zeiten arbeiten müssen. Viele von ihnen arbeiten ja ohnehin schon am Samstag, dann doch bitte nicht auch noch bis weit nach 20 Uhr. Meiner Meinung nach braucht auch niemand wirklich längere Öffnungszeiten, um seine Einkäufe erledigt zu bekommen. Wenn man sich ein bisschen organisiert, kriegt man es doch auch zu den normalen Zeiten hin, seine Siebensachen zu besorgen, oder?"

    4. Ina Wagner, 39, wünscht sich etwas mehr Entscheidungsspielräume für Einzelhändler

    Ina Wagner.
    Ina Wagner. Foto: Lara Meißner

    "Ich würde mir wüschen, dass das Thema in Bayern einfach etwas flexibler gehandhabt wird: Warum kann man es nicht den Einzelhändlern, gerade auch den kleinen, selbst überlassen, wann sie geöffnet haben wollen? Vielleicht gibt es ja Ladenkonzepte, zu denen spätere Öffnungszeiten besser passen würden, Ladenbesitzer, die vielleicht ihr Geschäft erst am Mittag, dafür aber länger öffnen wollen? Individuelle Öffnungszeiten schaffen auch individuelle Arbeitsplätze – gerade in Zeiten, in denen viele ohnehin das große Problem haben, an Leute zu kommen, könnte das einen Versuch wert sein. Ich glaube, ich selbst würde es schon mal nutzen, wenn Geschäfte länger auf haben, vermisse es gerade aber auch nicht über die Maßen – das ist vermutlich Gewohnheitssache."

    5. Albin Neckermann, 18, wünscht sich als Arbeitnehmer mehr Zeit, um selbst einkaufen zu gehen

    Albin Neckermann.
    Albin Neckermann. Foto: Lara Meißner

    "Ich arbeite selbst und muss schon sagen: Manchmal ist es schwer, nach der Arbeit noch in Ruhe einkaufen zu gehen, weil das Geschäft schon gleich zu macht. Ich bin einer von denen, die kurz vor Schluss noch in den Supermarkt hetzen und schnell das Nötigste einpacken. Deswegen fände ich es gut, wenn die Geschäfte etwas länger auf hätten – vielleicht so bis neun? Aber selbst damit wird es wohl auch auf lange Frist in Bayern schwierig. Andererseits kann ich es auch gut verstehen, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Geschäften nicht so lange arbeiten wollen. Wenn es je eine Verlängerung der Öffnungszeiten geben sollte, darf das nur zu sehr fairen Arbeitsbedingungen ablaufen."

    6. Lena Flörchinger, 30, fände einen langen Tag in der Woche eine gute Idee

    Lena Flörchinger.
    Lena Flörchinger. Foto: Lara Meißner

    "Die Geschäfte müssen ja nicht jeden Tag bis zehn geöffnet haben – aber wie wäre es mit einem langen Tag die Woche? Das würde den Menschen, die es dringend so brauchen, einen gewissen zeitlichen Spielraum lassen, ohne die Verkäuferinnen und Verkäufer zu sehr zu belasten. Ich selber würde längere Öffnungszeiten vermutlich eher nicht nutzen, sie fehlen mir derzeit auch gar nicht. Ich habe einen kleinen Sohn, mit Kind muss man ohnehin organisierter einkaufen als früher. Und das klappt auch zu normalen Zeiten. Ich habe allerdings vor einiger Zeit einmal im Schichtdienst gearbeitet – da wäre es teilweise echt praktisch gewesen, wenn die Supermärkte länger offen gehabt hätten."

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