Ausgestorbene Innenstädte bedeuten nicht zwangsläufig leere Kassen für den lokalen Einzelhandel. Das zeigt ein Beispiel aus Würzburg. Denn das kleine Modegeschäft "Huhn" in der Augustinerstraße betreibt seit dem ersten Lockdown im März vergangenen Jahres ein "digitales Schaufenster", wie es die Tochter der Chefin und leitende Angestellte, Katharina Huhn, nennt. Kleidung, Accessoires und Deko-Artikel bietet der Laden in einem Online-Shop an – inklusive Lieferung am selben Tag in Würzburg. Seit 11. Januar gibt es die Waren auch über "Click & Collect". Aber wie funktioniert dieser neue Abholservice? Und hilft er den angeschlagenen Geschäften in Unterfranken überhaupt durch den Lockdown?
Erst nach Protesten der Händler erlaubte die bayerische Staatsregierung, dass nun auch im Freistaat Unternehmen "Click & Collect" anbieten dürfen. In anderen Bundesländer waren Abholservices schon seit Dezember erlaubt. Voraussetzungen sind laut Staatsregierung, dass Kunden nur zu bestimmten Zeiträumen ihre Bestellungen abholen dürfen, um Schlangen zu vermeiden. Außerdem müssen sowohl Mitarbeiter als auch Kunden vor und im Laden FFP2-Masken tragen.
Online bestellen, im Laden kontaktlos abholen
So funktioniert es auch bei dem Laden in der Augustinerstraße. "Wir bieten den Kunden ein Zeitfenster von 10 bis 14 Uhr, in dem sie ihre Bestellungen abholen können", erklärt Katharina Huhn. Wie bei "Click & Collect" üblich, wählen Käufer die gewünschten Waren im Online-Shop aus und bezahlen sie dort auch gleich. Auf einer Theke im Eingang von "Huhn" wartet die Bestellung dann auf ihren neuen Besitzer – die Übergabe erfolgt also komplett kontaktlos.

Von technischer Seite ist es der ladeneigene Online-Shop, der den reibungslosen Ablauf ermöglicht. "Der Shop war schon Jahre in Planung", erzählt Huhn. Zum ersten Lockdown im März entschied sie sich, das Projekt anzugehen – und kann andere Einzelhändler nur dazu ermutigen. "Ich bin auch Laie", sagt Huhn. "Wenn man sich da reinfuchst, ist es einfach machbar." Zur Erstellung von Online-Shops gebe es mittlerweile Programme, mit denen man sich die Online-Auftritte einfach nach dem Baukastenprinzip basteln kann. Auch die Kosten dafür hielten sich in Grenzen und stünden in einem sehr guten Verhältnis zum Nutzen.
Kunden aus ganz Deutschland dank Online-Shop
Den Umsatz, der durch den Lockdown fehlt, könne "Click & Collect" oder ein Online-Shop allgemein freilich nicht ausgleichen. "Wir rechnen mit etwa zehn Prozent Verlust im Vergleich zum Vorjahr", berichtet Katharina Huhn. Doch durch den Online-Shop, der neben dem Abholservice auch Paketversand und Lieferung am selben Tag im Raum Würzburg anbietet, habe sie Kunden in ganz Deutschland dazu gewinnen können. "Etwa die Hälfte der Bestellungen bleibt in Unterfranken", erzählt die leitende Angestellte. Die andere Hälfte gehe ins ganze Bundesgebiet.

"Wir sind froh, dass jetzt auch der Abholservice erlaubt wurde", ist Katharina Huhn erleichtert. Sie rechnet damit, dass etwa 30 Prozent aller Bestellungen in der nächsten Zeit im Laden abgeholt werden. "Ich glaube, die Kunden freuen sich, dadurch einen Spaziergang mit Ziel machen zu können." Der Online-Shop von "Huhn" jedenfalls bleibt auch nach Corona, als Ergänzung zum Laden in Würzburg. "Ihn parallel laufen zu lassen, das wird der richtige Weg sein – als digitales Schaufenster sozusagen", meint Huhn. "Es ist eine Bereicherung."