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WÜRZBURG: Einzigartig: Selbsthilfe-Werkstatt fürs Fahrrad

WÜRZBURG

Einzigartig: Selbsthilfe-Werkstatt fürs Fahrrad

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    Lars Fehrentz (rechts) und Thomas Stark reparieren in der Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt „Freirad” auch Zweiräder der Würzburger Initiative „Lastenrad”.
    Lars Fehrentz (rechts) und Thomas Stark reparieren in der Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt „Freirad” auch Zweiräder der Würzburger Initiative „Lastenrad”. Foto: Foto: Pat Christ

    Geht es Clara, Luise, Anton, Max oder Zora mal nicht gut, finden sie bei Lars Fehrentz und Thomas Stark Hilfe. Die Ehrenamtlichen des „Freirads“ kümmern sich um die Räder des Projekts „Freies Lastenrad Würzburg“. Kein Monat vergeht, an dem nicht bei irgendeinem der fünf Lastenräder ein Wehwehchen auftreten würde. „Zweimal im Jahr warten wir alle Lastenräder“, sagt Lars Fehrentz. Dafür und überhaupt für das Projekt „Freirad“ suchen die beiden noch Mitstreiter, die wissen, wie man Räder repariert.

    Das an den Umsonstladen „Luftschloss“ angedockte Projekt „Freirad“ ist in Würzburg einzigartig. Hierher kann jeder kommen, der ein kaputtes Rad hat und Hilfe beim Reparieren braucht. Bis zu 15 Menschen erscheinen derzeit pro Woche in der Selbsthilfe-Werkstatt. Die meisten wollen wissen, wie man einen platten Reifen flickt. Aber auch mit defekten Lichtern und schlecht eingestellten Bremsen haben es Fehrentz und Stark ständig zu tun.

    Reparaturen kosten nichts

    „Wir reparieren nie im Auftrag“, erklärt Lars Fehrentz gerade einer Kundin, die Probleme mit der Gangschaltung und den Bremsen hat und nachfragt, was die Reparatur beim „Freirad wohl“ kostet. Nichts, meint Feherentz: „Kommen Sie einfach nächsten Donnerstag her und wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Rad selbst reparieren können.“ Das hätte die Kundin nicht erwartet. Sie schaut unsicher: Ob sie es wirklich hinbekommt, ihr Rad wieder funktionsfähig zu machen? Das hat sie doch noch nie getan.

    „Es sind sehr oft alte Räder, mit denen die Leute zu uns kommen“, sagt Fehrentz. Manche standen schon geraume Zeit im Keller. Die Schrauben sind verrostet. Eigentlich geht nichts mehr so richtig. An jedem Donnerstag ist von 17 bis 19 Uhr Gelegenheit, den Drahtesel wieder fit zu machen. Bei einer wirklich alten Mühle, die lange nicht mehr in Betrieb war, reicht ein einziger Besuch beim „Freirad“ allerdings nicht. „Dann müssen die Leute drei-, vier oder sogar fünfmal herkommen“, erklärt der Anästhesist. Manche packt der Ehrgeiz und sie ziehen die Sache durch. Andere verlässt irgendwann der Mut. Dann kaufen sie sich lieber was Neues.

    Die wichtigsten Werkzeuge sind vorhanden

    An Werkzeug ist vorhanden, was man für normale Reparaturen benötigt. Schrauben- und Inbusschlüssel zum Beispiel gibt es in verschiedenen Größen. Außerdem Kettenpeitschen, Kettennieter und Reifenheber. Wer Spezialwerkzeug wie Abzieher, Carbonkleber oder Multimeter benötigt, muss sich das selbst mitbringen.

    Das „Freirad“ gibt es genauso lange wie das „Luftschloss“: Beide wurden im Jahr 2012 eröffnet. Zunächst war man gemeinsam in den Posthallen. Seit 2015 befinden sich beide Projekte in Grombühl. Spenden werden geteilt, ebenso die Miete. Nur einen Unterschied gibt es, sagt Thomas Stark: „Wir haben, anders als das Luftschloss, nur einmal in der Woche auf.“ Nicht selten werden die beiden „Macher“ des „Freirads“ gefragt, ob die Öffnungszeiten nicht erweitert werden könnten. Schließlich gibt es an einem Drahtesel ständig etwas zu reparieren. „Das ginge schon“, meint Stark. Allerdings bräuchte es dann weitere Freiwillige, die mithelfen. Im Moment ist das Team nur zu dritt. Kontakt: info@freirad.net

    Neu Mitstreiter werden gesucht

    Zwei bis drei neue Mitstreiter wären wünschenswert. Dann könnte die Selbsthilfe-Werkstatt, parallel zum „Luftschloss“, auch am Samstag von 12 bis 14 Uhr geöffnet werden. Außerdem wäre es möglich, die Arbeiten rund um die Lastenräder auf mehrere Schultern zu verteilen. Noch im Laufe dieses Sommers, so Stark, sollen weitere Lastenräder angeschafft werden. „Stehen die Wartungsarbeiten an, haben wir inzwischen allein ein logistisches Problem“, so der Physiker. Denn dann müssen die Räder von derzeit fünf und in Kürze von sechs oder sieben verschiedenen Standorten zu einem bestimmten Zeitpunkt nach Grombühl gefahren werden.

    Genutzt werden kann die Selbsthilfe-Werkstatt völlig umsonst. Spenden sind willkommen, doch es wird keiner zum Spenden genötigt. Dem „Freirad“-Team ist es vor allem wichtig, einen Beitrag dazu zu leisten, dass noch mehr Menschen Fahrräder und Lastenräder als Alternative zum Auto entdecken.

    Es geht auch ohne Auto

    Dass man auch ohne Auto gut mobil sein kann, erlebt Thomas Stark seit zweieinhalb Jahren: „Damals habe ich mein Fahrzeug verkauft.“ Lars Fehrentz hat noch einen kleinen Bus, mit dem er mal längere Strecken unterwegs ist: „Aber ich fahre nicht oft.“ Höchstens alle zwei Wochen. Wobei das Auto manchmal auch zwei Monate steht. Denn was immer geht, macht Fehrentz mit dem Rad.

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