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Würzburg: Emotionale Ansprache: Warum eine Café-Inhaberin in Tränen ausbricht

Würzburg

Emotionale Ansprache: Warum eine Café-Inhaberin in Tränen ausbricht

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    Jennifer Niebling, die Betreiberin des Würzburger Cafés Sturbock, richtet sich via Instagram mit einem emotionalen Appell an die Öffentlichkeit. Der Grund: Schlechte Google-Bewertungen sorgen für Unmut.
    Jennifer Niebling, die Betreiberin des Würzburger Cafés Sturbock, richtet sich via Instagram mit einem emotionalen Appell an die Öffentlichkeit. Der Grund: Schlechte Google-Bewertungen sorgen für Unmut. Foto: Thomas Obermeier

    Ihre Augen sind mit Tränen gefüllt, traurig und verzweifelt blickt sie in die Kamera. "Das ist dann so ein Moment, wo ich einfach merke, was die letzten Monate mit mir gemacht haben. Man macht so viel, und man boxt sich da durch und dann kommt jemand, der offensichtlich nicht einmal nachdenkt. Und das ist einfach uncool", sagt sie mit brüchiger Stimme. Jennifer Niebling hat vor drei Jahren das Café Sturbock in der Würzburger Münzstraße eröffnet. Es ist ihr "Baby", macht sie deutlich. Selten, aber doch ab und zu sorgen bei ihr negative Bewertungen aus dem Netz für Unmut. Als vor kurzer Zeit über Google wieder eine negative Rezension über ihr Café veröffentlicht wurde, packte sie der Zorn. Auf dem sozialen Netzwerk Instagram wendet sich die Café-Besitzerin mit einer emotionalen Botschaft an ihre Follower und hat dabei anscheinend einen Nerv getroffen. Viele Gastronomen melden sich mit Zuspruch bei ihr und sogar das Fernsehen berichtet darüber.

    Keine einfache Zeit für Gastronomen

    Jennifer Niebling mit Tränen in den Augen.
    Jennifer Niebling mit Tränen in den Augen. Foto: Screenshot Instagram

    Vor allem Gastronomen hatten es in den letzten Monaten nicht leicht. Mussten sie zuerst coronabedingt während des Lockdowns die Restaurants und Cafés komplett schließen, müssen die Inhaber aufgrund des Hygienevorschriften aktuell mit weniger Tischen und somit weniger Gästen zurecht kommen. Hinzu kam für Würzburg, dass sich die Stadt mit einem Sieben-Tage-Inzidenz-Wert pro 100 000 Einwohnern von bis zu 79 Neuinfektionen in den letzten Wochen zum Corona-Hotspot entwickelt hatte. "Die letzten Monate haben Spuren hinterlassen und auch wenn man sich da durchkämpft, bleiben dennoch Ungewissheit und Angst", sagt Niebling. 

    Als vor wenigen Tagen dann eine negative Rezension, eine Person beschwerte sich darüber, dass sie kurz vor Ladenschluss keinen Kaffee mehr bekommen hatte, über Google veröffentlicht wurde, reichte es der Inhaberin des Cafés dann. "Solche Kritiken hat man immer mal wieder und immer ärgert man sich darüber, aber nicht immer ist man auch so dünnhäutig wie in der aktuellen Zeit", erzählt die 34-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion und nippt dabei an ihrem Americano. Noch am selben Abend griff sie zu ihrem Handy, öffnete Instagram und sprach ihren Unmut aus. 

    "Solche Kritiken hat man immer mal wieder und immer ärgert man sich darüber, aber nicht immer ist man auch so dünnhäutig wie in der aktuellen Zeit."

    Jennifer Niebling, Inhaberin des Café Sturbock

    Emotionale Ansprache trifft Nerv

    "Heute wird es mal etwas emotionaler", beginnt sie ihre Ansprache. "Ich kann es nicht nachvollziehen, denn wenn ich eine Kritik habe, dann spreche ich die Personen direkt an. Was soll es bringen, sich das anonyme Schild vorzusetzen und zu meinen, anonym rumzumotzen?" Sie spricht die Pandemie an, erzählt, weder die Preise angezogen zu haben, noch einen Hygienezuschlag zu verlangen. "Und dann wegen sowas eine schlechte Bewertung zu schreiben, finde ich echt krass. Ich glaube diese Menschen wissen gar nicht, was sie damit anrichten können." Denn es sei nicht das erste Mal gewesen, dass Niebling solche Bewertungen aus dem Netz erhält, erzählt sie. Mal beschwerte sich eine Person anonym, dass sie die Straße hässlich fand. Ein anderes Mal, dass die Parkgebühren in der Münzstraße zu hoch seien. "Dafür können wir doch gar nichts!", so die Sturbock-Inhaberin. "Was ist das für eine Gesellschaft?"

    Mit dem, was Niebling mit diesem Post auslöste, rechnete sie nicht. Innerhalb weniger Stunden lief ihr Postfach mit unzähligen Nachrichten von Gästen über, die ihr gut zusprachen. "Viele haben mir dann auch ihre Geschichte erzählt, dass sie beispielsweise eine Physiotherapie-Praxis haben, dass sie auch Bewertungen bekommen, teilweise von Patienten, die nie dort waren." Auch einige Würzburger Gastronomen meldeten sich bei ihr. "Sie alle haben gesagt, dass ich ihnen aus der Seele spreche." Sogar Kamerateams und Medien aus ganz Deutschland berichteten über die Würzburgerin.

    Ein Thema, das viele Menschen beschäftigt

    Niebling habe erst lange überlegt, ob sie das Video wirklich online stellen soll, denn dort sei sie "mehr Jenny als Sturbock" - also sehr verletzlich, emotional, wütend und traurig. "Auf der anderen Seite dachte ich mir aber, dass ich mit dem Laden auch immer authentisch bin." Im Nachhinein sei sie sehr glücklich darüber, dass sie sich getraut hat, sich in dieser Situation zu zeigen. Die Reaktionen würden schließlich zeigen, dass dies ein Thema sei, das viele Menschen beschäftigt.

    "Selbst wenn ich nur eine Person dazu gebracht habe, erst darüber nachzudenken, was man mit einer solchen Rezension auslösen kann, hat es sich gelohnt", sagt sie stolz. Ihr Appell: "Wenn euch etwas nicht passt, dann sprecht uns persönlich an. Wir sind auch nicht frei von Fehlern, wir sind auch nur Menschen."

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