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KARBACH/WÜRZBURG: Engelsflügel-Tattoo: Tumorkranker hat sich letzten Wunsch erfüllt

KARBACH/WÜRZBURG

Engelsflügel-Tattoo: Tumorkranker hat sich letzten Wunsch erfüllt

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    Zufrieden sitzt Michael Rauch auf der Couch in seinem Haus in Karbach (Lkr. Main-Spessart). Der Weihnachtstrubel liegt hinter ihm und auch die Aufregung eines besonderen Moments. Kurz nach dem Fest hatte er Besuch von Morgwn Pennypacker und Janette Aguirre vom Tattoo-Studio Miami Ink. Sie waren extra für drei Tage aus Florida ins verregnete Unterfranken gekommen, um Rauch seinen letzten Herzenswunsch zu erfüllen: sein ganz persönliches Engelsmotiv, für seine verbleibende Zeit, verewigt in seinem Rücken.

    Im Handumdrehen hatten die Amerikaner ihre Werkzeuge ausgepackt und das Gästezimmer der Familie Rauch in ein Tattoo-Studio verwandelt. Obwohl durch die Krankheit stark geschwächt, hielt der 38-Jährige, über eine Stuhllehne gebeugt, die dreistündige Prozedur tapfer durch. Sauber verrichteten die Experten ihr Werk, stachen mit Nadeln die unterschiedlichen Farben in die Haut, zogen sauber die Linien des Engelsmusters nach: „Er ließ sich nichts anmerken, hielt vollkommen still“, so Pennypacker über seinen wohl bisher ungewöhnlichsten Kunden.

    Wie in Trance

    Rauch selbst erlebte die Situation wie in Trance. „Nur die letzten zehn Minuten waren sehr anstrengend“, erzählt er. Mittlerweile ist der Tätowier-Schmerz vergessen. Zu stolz ist er darauf, sein Ziel erreicht zu haben. Direkt sehen kann er die Engelsflügel auf dem Rücken nicht. Aber spüren: „Sie haben mir noch mal das Gefühl gegeben, was Leben bedeutet.“

    Nicht, dass jetzt alles in bester Ordnung wäre. Die Flügel können die Verzweiflung und die Angst vor dem Tod nicht einfach wegwischen. Aber so paradox es klingt: Sie haben Michael Rauch ein Stück Lebensmut zurückgegeben. Die Überzeugung, dass es für ihn trotz seiner schweren Krankheit weitergehen kann, dass er nicht aufgeben will: „Die Flügel geben mir jetzt viel Kraft. Ohne sie wäre ich schon längst gefallen.“

    Auch einige andere Dinge machen Michael Rauch Mut. So zum Beispiel eine Videobotschaft aus Amerika, in dem ihm die Tattoo-Experten von Miami Ink Anerkennung zollen. Aber auch, dass die 2000 Euro dafür, die Tätowierer über den großen Teich zu holen, dank der Hilfsbereitschaft von Verwandten, Freunden und Spendern gedeckt sind. Kosten, die deutlich unter den zunächst kalkulierten 4000 Euro liegen.

    Viele Spender

    Rund 1000 Euro an Einzelspenden sind bei der Palliativstation der Uniklinik eingegangen. Ihre Mitarbeiter hatten die Reise der Tattoo-Künstler nach Deutschland organisiert. 1100 Euro kamen über den Harley-Davidson-Meisterbetrieb von Peter Schädel in Randersacker zusammen. Schädel hatte die Abholung und das Bringen der Amerikaner zum Flughafen organisiert. Und auch beim Roten Kreuz, in dem sich die Rauchs ehrenamtlich engagieren, wurde gespendet. Das Geld, das nun „übrig“ ist, will die Familie der Klinik übergeben.

    Michael Rauch möchte noch so viel Zeit mit seiner Frau Tanja und den drei Kindern verbringen wie möglich. Einige Tage, Wochen, vielleicht auch Monate. Der Todkranke weiß, dass der Tag des Sterbens unweigerlich für ihn kommen wird. Doch jetzt ist er gut darauf vorbereitet: „Dann werde ich sehen, wie die Engelsflügel mich tragen.“

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