Wie konnte die Wasseruhr eines Landwirts in der Bergtheimer Mulde zwischen Freitag, 19. August, und Montag, 22. August, knapp 2000 Kubikmeter rückwärts zählen? Wie berichtet, hatten Bürger die abnehmenden Zählerstände an der Uhr und weitere Unregelmäßigkeiten an anderen Brunnen im nördlichen Landkreis Würzburg entdeckt. Gemüsebauern bekommen dort kostenlos Grundwasser, die Menge ist begrenzt.
Auf die Frage nach der Ursache für das Rückwärtslaufen der Wasseruhr teilte Matthias Rätz, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg, am Montag mit: Erste Überprüfungen vor Ort hätten ergeben, dass der Gemüsebauer eine Ringleitung zu den Beregungsanlagen auf seinen Feldern hat, die von vier Brunnen gespeist wird. Der Landwirt habe erklärt, dass die Pumpe des betroffenen Brunnens zur fraglichen Zeit ausgestellt gewesen sei. Es seien andere Pumpen in Betrieb gewesen. Da aber noch ein Absperrschieber offen gestanden habe, sei Wasser in umgekehrter Fließrichtung über die Pumpe in den ruhenden Brunnen hineingepumpt worden.

"Deshalb ist der Zähler dann folglich rückwärts gelaufen", so Rätz. Das Grundwasser sei nicht gefährdet gewesen, da die verschiedenen Brunnen das selbe Grundwasser pumpen und dieses zeitnah zurückgeflossen sei.
"Die Uhren in der Söder-Regierung und im Landratsamt laufen genauso falsch wie hier die Wasseruhren."
Grünen-Landtagsabgeordnete Kerstin Celina
Die Berichterstattung über diesen Fall mache die fehlende Kontrolle der Brunnen durch die Behörden sichtbar, sagt die Grünen-Landtagsabgeordnete Kerstin Celina (Lkr. Würzburg). "Die Situation in der Bergtheimer Mulde war seit Jahren ein offenes Geheimnis, zu dem wir Grüne in vielen Anfragen immer wieder Stellungnahmen der Bayerischen Staatsregierung eingefordert haben." Doch diese verweigere sich einem konsequenten Grundwassermanagement in der Region. "Die Uhren in der Söder-Regierung und im Landratsamt laufen genauso falsch wie hier die Wasseruhren. Da hat noch niemand gemerkt, dass es fünf nach zwölf ist", sagt die Grünen-Abgeordnete.

Celinas Vorwurf: Die Staatsregierung halte Daten unter Verschluss, Wasserrechte würden weiter ohne konkrete Auflagen zum Wassersparen vergeben. Und statt auf verplombte Wasseruhren und Kontrollen würde weiter auf Eigenverantwortung der Wasserverbraucher gesetzt.
"So werden die ehrlichen Landwirte und die Menschen, die sorgsam mit Wasser umgehen, alleine gelassen", sagt die Grünen-Politikerin. Sie befürchte, dass die notwendige Einsparung nicht angepackt wird, "weil geplant ist, über neue Leitungen Wasser nach Unterfranken zu transportieren und man sich bis dahin gemeinsam irgendwie rüber retten will".
SPD-Landtagsabgeordneter Halbleib fordert Bayerischen Umweltminister Konsequenzen
Auch für den SPD-Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib (Lkr. Würzburg) zeigt die Berichterstattung dieser Redaktion, dass der Freistaat, Grund- und Trinkwasser offensichtlich nicht konsequent schütze - "trotz der bekannten und sich in den letzten Jahren zuspitzenden Wasserproblematik in der Bergtheimer Mulde".

Dabei habe die unzureichende Kontrolle der Wasserentnahme nicht nur negative Folgen für die Umwelt und das Vertrauen der Bevölkerung. Es schade auch den Landwirten, die sich an die Vorgaben halten. Halbleib hat deshalb am Montag an den bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) geschrieben: "Alle Pumpeinrichtungen und alle Wasseruhren müssen durch die staatlichen Behörden geprüft und verlässlich gegen Manipulation gesichert werden." Dichte und Qualität der Kontrollen müssten erhöht werden.
In seinem Schreiben fordert Halbleib den Umweltminister auf, bald ein Konzept zu präsentieren, wie man den abnehmenden Grundwasserständen in der Bergtheimer Mulde begegne. Ein Konzept sei seit 2016 angekündigt. Außerdem fragt der SPD-Politiker Glauber: "Welche Konsequenzen ziehen Sie aus dem Bericht der Main-Post und der prekären Situation des Grundwassers und welche konkreten Schritte ergreifen Sie zeitnah zur Verbesserung der Situation?"
