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Würzburg: Entschädigung für Opfer sexuellen Missbrauchs: Bistum Würzburg zahlte im Jahr 2022 eine halbe Million Euro

Würzburg

Entschädigung für Opfer sexuellen Missbrauchs: Bistum Würzburg zahlte im Jahr 2022 eine halbe Million Euro

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    Schatten über dem Kreuz: Um die "Anerkennung des Leids" geht es nach dem Duktus der katholischen Kirche in der  Aufarbeitung und Entschädigung von Missbrauchsfällen.
    Schatten über dem Kreuz: Um die "Anerkennung des Leids" geht es nach dem Duktus der katholischen Kirche in der  Aufarbeitung und Entschädigung von Missbrauchsfällen. Foto: Getty Images

    Für Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche hat die Diözese Würzburg im vergangenen Jahr insgesamt eine halbe Million Euro an Entschädigungen bezahlt. Dies geht aus Zahlen hervor, die das Bistum am Donnerstag bei der Pressekonferenz zum Jahresauftakt bekannt gab. Zur Summe gehören auch noch Fälle aus dem Jahr 2021.

    Die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch habe für ihn "höchste Priorität", sagte Bischof Franz Jung, dabei stünden die Betroffenen an erster Stelle. Sie seien die "wichtigsten Partner beim Umgang mit den individuellen und strukturellen Verfehlungen". Man brauche ihre Expertise, um wirkliche Fortschritte zu erreichen. "Ich schätze den respektvollen und vertraulichen Austausch sehr", sagte Jung. Um die Besetzung des mittlerweile fünfköpfigen Betroffenenbeirats hatte es in den vergangenen zwei Jahren Ärger, Kritik und Vorwürfe gegeben – auch gegenüber dem Bischof.

    15 neue Entschädigungsanträge im vergangenen Jahr 

    15 neue Anträge zur Anerkennung von sexuellem Missbrauch durch Kirchenvertreter sind bei der unabhängigen Missbrauchskommission der Diözese im vergangenen Jahr eingegangen. Zehn dieser neue Anträge habe man bis dato entschieden und dafür 165.500 Euro "Anerkennungsleistungen" an die Betroffenen bezahlt, erklärte der Bischof vor der Presse. Die Entschädigungsgelder stammen laut Finanzdirektor Sven Kunkel nicht aus Kirchensteuermitteln, sondern aus dem Etat des Bischöflichen Stuhls, der die Altersversorgung von Priestern sichert.

    Unter den 15 Fällen waren sechs Erstanträge. Siebenmal wurden Anträge erneut gestellt, obwohl die Fälle bereits abgeschlossen sind. Zwei Betroffene hätten ihrer Meldung neue Informationen hinzugefügt, so dass sich die Kommission erneut mit den Vorgängen befasste – und eine Entschädigung festsetzte: 77.500 Euro für diese beiden Fälle. 

    Neun Personen haben sich im vergangenen Jahr mit neuen Missbrauchsvorwürfen an die unabhängigen Beauftragten der Diözese gewandt. Sie richten sich laut Bistum in jeweils drei Fällen gegen Priester und gegen "Unbekannt", ferner gegen einen verstorbenen Priester und zwei Ordensmänner, wovon einer ebenfalls schon tot ist.

    Wie gut oder wie schlecht die Aufarbeitung im Bistum von 1945 bis 2019 gelaufen ist, soll ein unabhängiges juristisches Gutachten klären. Die Arbeit darin hat der Sachverständige und Rechtsanwalt Hendrik Schneider aus Wiesbaden am 1. Dezember aufgenommen.

    Bischof Franz Jung nannte bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz des Bistums auch Zahlen zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs. Rechts daneben Generalvikar Jürgen Vorndran.
    Bischof Franz Jung nannte bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz des Bistums auch Zahlen zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs. Rechts daneben Generalvikar Jürgen Vorndran. Foto: Benjamin Brückner

    Arbeit am unabhängigen Missbrauchsgutachten hat begonnen

    In Auftrag gegeben hatte das Gutachten die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs (UKAM)  in der Diözese Würzburg unter Vorsitz von Anja Amend-Traut, Lehrstuhlinhaberin für Rechtsgeschichte, Kirchenrecht und Bürgerliches Recht an der Universität Würzburg. Der achtköpfigen Kommission gehören unter anderem Vertreter des Beitroffenenbeirats, der Justizbehörden sowie der Stadt Würzburg an. Die Diözese ist in dem Gremium nicht vertreten.

    Bischof Jung verwies vor der Presse auch auf eine zweite unabhängige Untersuchung in Zusammenarbeit mit der Uni Würzburg: Hierbei handelt es sich um eine historische Studie. Sie solle ebenfalls Missbrauchsfälle dokumentieren und problematische Strukturen identifizieren. Außerdem, so Jung, gehe es um die jeweilige Einordnung in den "zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext". Man erwarte sich auch von diese Gutachten Erkenntnisse zur künftigen Verhinderung von Missbrauch.

    Diözesanratsvorsitzender Michael Wolf als oberster Laienvertreter mahnte ebenfalls zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals: "Das sind wir der Gesellschaft, aber auch uns selbst schuldig." Lehren aus den Vorkommnissen müssten gezogen und umgesetzt werden. Gleichzeitig warnte er: "Die Kirche aber nur auf diesen Skandal zu reduzieren, ist nicht richtig und nicht angemessen."

    (Der Artikel wurde nachträglich ergänzt)

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