Der Brandgeruch liegt auch zwei Tage nach dem Feuer noch in der Luft. Vom Dach des Barockhauses in der Frickenhäuser Maingasse ragen nur noch die verkohlten Balken in den regnerischen Himmel. Am Sonntagnachmittag hat der Eigentümer, ein 77-jähriger ehemaliger Binnenschiffer, sein gesamtes Hab und Gut verloren. Am Montagmorgen haben Gemeinderätin Michaela Voshagen und Feuerwehrkommandant Matthias Ganz gemeinsam mit Bürgermeister Günther Hofmann eine Spendenaktion initiiert. Die Resonanz war überwältigend.
"Es wird oft schlecht über den Zusammenhalt in der Gemeinschaft geredet, aber wenn man die Leute braucht, sind sie da", sagt Michaela Voshagen. Am Abend steht sie im Frickenhäuser Feuerwehrhaus und hakt die letzten Punkte auf ihrer Bedarfsliste ab. Keine zwei Stunden hat es gedauert, um den alleinstehende Rentner mit dem Nötigsten für die kommenden Monate auszustatten – Kleidung, Hausrat, Wäsche.

Am Sonntag, kurz nach 14.30 Uhr, war die Feuerwehr alarmiert worden. Zunächst sei nur von einem Zimmerbrand die Rede gewesen, sagt Kommandant Matthias Ganz. "Wir waren echt schnell, sind nach vier Minuten ausgerückt, aber als wir ankamen, stand das Dach schon in Flammen." In dem alten Haus hatten sich die Flammen schnell durch die Decke aus Lehm und Stroh gefressen. Rund 60 Einsatzkräfte aus Frickenhausen und den Nachbarorten seien vor allem damit beschäftigt gewesen, ein Übergreifen auf weitere Häuser im dicht bebauten Altort zu verhindern.
Dem Bewohner des Hauses in Frickenhausen bleibt nichts als eine verräucherte Strickjacke
Beim Versuch, die Flammen selbst zu löschen, erlitt der Bewohner leichte Brandwunden an den Händen. Am Abend wurde er wieder aus dem Krankenhaus entlassen, mit nichts am Leib als die Krankenhauskleidung und eine verräucherte Strickjacke. "Er hat praktisch nichts mehr", sagt Bürgermeister Günther Hofmann. Eilends wurde er in einer Wohnung der Gemeinde einquartiert. Einziges Mobiliar: ein Bett und ein Schrank.
Gemeinsam haben der Bürgermeister Hofmann, der Feuerwehrmann Ganz und Gemeinderätin Voshagen am nächsten Morgen aufgelistet, was das Brandopfer nun am dringendsten benötigen würde: Hosen, T-Shirts, Pullis, Unterwäsche, Schuhe, Bettwäsche und einiges mehr. Auf dem Messengerdienst Whatsapp haben sie den Spendenaufruf veröffentlicht und waren selbst überrascht, wie schnell er sich verbreitet hat. "In einer Stunde haben ein paar hundert Leute den Aufruf gekriegt", sagt Ganz. Auch die Main-Post hat ihn auf ihrer Internetseite veröffentlicht.

Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen. Zwei Dutzend Helferinnen und Helfer, darunter die Jugendfeuerwehr, hatten sich am Abend im Feuerwehrhaus eingefunden, um die Spenden entgegenzunehmen. Und die kamen reichlich. "Nach einer Stunde hatten wir so viel, dass wir aufschreiben mussten, was wir noch brauchten", erzählt Matthias Ganz, "es ist schade, dass wir Leute sogar wieder fortschicken mussten."
Spender kamen auch aus Ochsenfurt und den umliegenden Orten
Während die einen Kleider, haltbare Lebensmittel und Wäsche sichteten und in Kartons verpackten, hatten andere bereits einen gespendeten Kühlschrank in der Wohnung des 77-Jährigen bestückt. Gastwirt Sebastian Stahl spendierte zehn Gutscheine für ein Essen und ein Getränk, andere gaben Geld. Insgesamt über 2000 Euro haben Ivonne Liebler und Thomas Bauswein auf ihren Spendenliste notiert. Nicht nur aus Frickenhausen kamen die Spenderinnen und Spender, auch aus Ochsenfurt und umliegenden Orten.

"Ich bin richtig stolz darauf, wie die Frickenhäuser zusammenhalten, wenn es drauf ankommt", sagt Feuerwehrkommandant Ganz gegen Ende des Abends. Das Hotel Polisina hat den Helfern Eis spendiert, Gastronomin Eva Meintzinger eine zünftige Brotzeit zum Abschluss. Zu Ende ist die Spendenaktion damit noch lange nicht. Einige Anruferinnen und Anrufer hätten Möbel angeboten. "Die wollen wir uns in den nächsten Tagen anschauen und sehen, was wir brauchen können", sagt Matthias Ganz. Die Gemeinde nimmt weitere Geldspenden entgegen.
Ob das über 300 Jahre alte Haus – ein Einzeldenkmal – jemals wieder bewohnbar sein wird, scheint ungewiss. Unklar ist derzeit auch noch die genaue Brandursache. Am Mittwoch wollen Spezialisten der Kripo ihre Ermittlungen aufnehmen, sagt der Bürgermeister.