CSU top, SPD und Grüne Flop, die AfD auf der Überholspur: Das Ergebnis der Europawahl in Unterfranken sieht ähnlich aus wie im Rest von Bayern.
Schaut man genauer auf die von den Stadt- und Landkreisverwaltungen ermittelten Zahlen, ergeben sich in der Region jedoch einige erstaunliche Ausreißer. Fünf Beispiele.
1. Wahlbeteiligung bei der Europawahl: Sommerach und Nordheim stechen heraus
In Teilen des Landkreises Kitzingen war die Europawahl besonders populär. In Sommerach lag die Wahlbeteiligung am Sonntag bei 84 Prozent, im Nachbarort Nordheim bei 78,5 Prozent. Zum Vergleich: Bayern kommt auf 65,5 Prozent, Unterfranken auf den Spitzenwert von 67,6 Prozent.
Auch andernorts waren die Wahlberechtigten eifrig: Trappstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) kommt wie Nordheim auf 78,5 Prozent. Viele andere Gemeinden in Mainfranken liegen um die 70 Prozent und damit deutlich über dem Bayern-Schnitt. Dazu gehören zum Beispiel Werneck bei Schweinfurt (72,7), Nüdlingen bei Bad Kissingen (74,8) und Holzkirchen im Landkreis Würzburg (75,3).
2. Aura im Sinngrund: Grüne völlig bedeutungslos
Die Grünen gehören zu den großen Verlierern der Europawahl. In Bayern stürzten sie um 7,2 Prozentpunkte auf einen Stimmenanteil von 11,8 Prozent ab. So verwundert es nicht, dass die Öko-Partei auch in Unterfranken flächendeckend Verluste machte.
In einem Ort allerdings rutschten die Grünen bis in die Bedeutungslosigkeit ab: In Aura im Sinngrund (Lkr. Main-Spessart) entschieden sich gerade mal 1,6 Prozent der Wählerinnen und Wähler für sie – ein Minus von 6,3 Prozentpunkten gegenüber der Europawahl 2019.
Kein gutes Pflaster für die Grünen sind auch Teile des Landkreises Haßberge. Dort kamen sie etwa in Breitbrunn nur auf 2,9 Prozent. Ähnliche Werte melden Maroldsweisach und Rentweinsdorf sowie zum Beispiel Trappstadt und Riedenheim (Lkr. Würzburg).

3. Die Linke: Das war es dann mit der Hochburg Schweinfurt
Allein schon durch den Bundespolitiker und Ex-Gewerkschaftsfunktionär Klaus Ernst ist Schweinfurt einst zur Hochburg der Linken geworden. Das ist nun offenbar vorbei. Die Partei rutschte in der Industriestadt um 2,6 Prozentpunkte auf einen Anteil von nur noch 2,2 Prozent ab.
Überhaupt spielten die Linken am Sonntag in Unterfranken keine Rolle mehr. Holten sie in der Stadt Würzburg mit 3,0 Prozent ihr bestes Ergebnis in der Region, kamen sie anderswo nur noch auf ungefähr 1 Prozent der Stimmen.
4. BSW überholt bei der Europawahl bisweilen etablierte Parteien
Das neue Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), dem mittlerweile auch Klaus Ernst angehört, schaffte in Bayern mit 3,8 Prozent ein beachtliches Resultat. In einigen Gemeinden Mainfrankens ist die junge Partei indes besonders populär: In Marktheidenfeld kam sie am Sonntag auf 6,4 Prozent und ließ damit immerhin die Freien Wähler (6,1) und die FDP (3,5) hinter sich.
Auch in Schweinfurt (6,2), im benachbarten Niederwerrn (6,1) sowie in Kitzingen (5,3) kam das BSW in der Rangliste der Parteien auf den fünften Platz – ebenfalls vor den Freien Wählern. Ähnliche Werte melden beispielsweise Rechtenbach und Triefenstein (beide Lkr. Main-Spessart).

5. AfD: Nicht nur Höhenflüge in Unterfranken
Jetzt zweistärkste Partei hinter der CSU: Mit einem Stimmenanteil von 12,6 Prozent in Bayern gilt die AfD als Gewinnerin der Europawahl. Im kleinen Willmars (Lkr. Rhön-Grabfeld) holte sie mit 27,1 Prozent ein Spitzenergebnis.
Doch nicht überall in der Region ist ein so lautes Hurra für die Rechtspopulisten zu hören. In den Städten Würzburg (8,1) und Lohr (8,6) sowie in Erlabrunn (6,0), Margetshöchheim (7,3), Höchberg (7,7), Kürnach (7,9) und Hettstadt (8,7/alle Lkr. Würzburg) blieb die AfD zum Teil deutlich hinter etablierten Parteien wie CSU, SPD und Grüne zurück.