Eine pädagogische Besonderheit waren in den 60er Jahren die „Übergangsklassen“ am Siebold-Gymnasium. Alle 22 noch lebenden Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 1965/64 nahmen nun nach 50 Jahren am Klassentreffen in Würzburg teil, eine in Amerika lebende Klassenkollegin wurde per Internet zugeschaltet.
Nach dem Krieg drängte viele junge Leute schon nach der mittleren Reife in den Beruf. Anfang der 60er Jahre wurde im aufstrebenden Industriestaat Deutschland der Nachwuchsmangel an den Technischen Hochschulen immer deutlicher.
Zunächst wurde bei einem guten Notendurchschnitt auch ohne Aufnahmeprüfung der Weg in die Oberstufe ermöglicht. An einigen Gymnasien wurden „Übergangsklassen“ eingerichtet, um den Weg in die Oberstufe zu erleichtern. Die „6Ü“ am Siebold-Gymnasium war ungewöhnlich, weil hier zum einen Absolventen in einem neusprachlichen Gymnasium auf den Übertritt ins mathematisch-naturwissenschaftliche Röntgen-Gymnasium vorbereitet wurden, zum anderen kamen Mädchen in die reine Jungenschule.
Die 25 Schüler waren nur ein Jahr zusammen, danach wechselten sie in die Oberstufen verschiedener Schulen und verloren sich fast alle aus den Augen. Das Klassentreffen hatte Walter Uhl organisiert, der Maschinenbau studierte und zuletzt Ressortleiter Technik bei der Fachzeitschrift „kfz-betrieb“ des Vogel-Verlags Würzburg war. Die Oberstudiendirektoren Hermann Rapps und Hugo Hauck führten die Schüler durch jenen Ort, wo sie vor 50 Jahren zusammensaßen.