Anders als von den Skeptikern befürchtet, wird durch Erlabrunns neues Wahrzeichen das bisherige nicht verdeckt - im Gegenteil. Der Blick von der Hauptstraße hoch zum Käppele auf dem Volkenberg wird bereichert durch den neuen Bürgerhof. Noch bevor durch die anstehende Kommunalwahl personelle Wechsel im Gemeinderat stattfinden, so Bürgermeister Thomas Benkert (UBE), sollte das noch amtierende Gremium die Möglichkeit haben, das Ergebnis der Mammutaufgabe der zu Ende gehenden Periode der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Der Bürgerhof ist der Ersatzneubau für das denkmalgeschützte ehemalige Weckesser-Haus und dient als multifunktionaler Treffpunkt und Veranstaltungsort für die örtlichen Vereine und Gruppierungen. Nicht zuletzt entstand damit auch neuer Raum für die Gemeindeverwaltung. Bis der nostalgische Gewölbekeller unter der angegliederten künftigen Kulturscheune nutzbar sind, bedarf es allerdings noch einiger Arbeiten, ebenso wie zur Gestaltung des schmucken Innenhofs samt E-Bike-Ladestation.

Dichtes Gedränge herrschte bei der Feierstunde zur Eröffnung in den neuen, schlichten Räumen und spiegelte dadurch das große Interesse der Bevölkerung wider. So wie es in einer Textpassage im "Erlabrunner Lied" besungen wird, dürfen die Erlabrunner auf "ihren" Bürgerhof stolz sein. Und wie dies nicht besser hätte zum Ausdruck kommen können, stimmten die Besucher der Feierstunde spontan ihre Ortshymne an, bevor die neuen Räume zur Besichtigung freigegeben wurden.
Barrierefrei zugänglich
Multifunktional sind alle Räumlichkeiten und barrierefrei zugänglich durch einen Personenaufzug über vier Etagen vom öffentlichen WC und Technikräumen im Untergeschoss bis zu einem Vereinszimmer im Dachgeschoss, das auch als Trausaal genutzt werden kann. In den Etagen dazwischen sind im Erdgeschoss ein Bürgertreff, ein sogenanntes Mikro-Theater, der Zugang zum Gewölbekeller, sowie im Obergeschoss ein großer Multifunktionssaal, auch für Sitzung des Gemeinderates und Räume der Gemeindeverwaltung angeordnet.
Ehrenamtlich verwaltet wird der jederzeit öffentlich und kostenfrei nutzbare Bürgerhof von Barbara Ködel und Daniela Steinmetz. Die kostenfreie öffentliche Nutzung war Voraussetzung für eine Projektförderung über das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE). Über das so genannte ELER-Programm aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums gab es 656 000 Euro. Bei der Eröffnung des Bürgerhofes ging deshalb der Dank von Bürgermeister Thomas Benkert (UBE) an ALE-Chef Otmar Porzelt und das Landesamt für Denkmalpflege, das den Kompromiss des Ersatzneubaus bewilligt hatte. Gleichzeitig schwärmte Benkert von "dem nach drei Jahren Bauzeit geschaffenen offenen lebendigen Zentrum für den Ort."

Schon im Jahr 2002 war das ehemalige Weckesser-Haus von der Gemeinde käuflich erworben worden. Die Entwícklung und Planung, die nun gefeierte Fertigstellung eines Ersatzneubaus und Eröffnung des öffentlich zugänglichen Bürgerhofes verglich Architekt Sebastian Baumeister mit einer Reisegesellschaft, die ohne konkretes Ziel auf Tour gegangen war. Planlos aber seien die Schritte bis zum Endziel jedoch keineswegs gewesen. Nach einer Bestandserfassung war vor allem die Bevölkerung intensiv selbst durch einen Bürger-Workshop und einen Tag des offenen Bürgerhofes maßgeblich an der Projektentwicklung beteiligt. Entsprechend groß war auch die Identifikation mit dem auf immerhin auf 2,02 Millionen Euro veranschlagten Bauwerk. Stolz äußerte sich in diesem Zusammenhang auch Bürgermeister Thomas Benkert, dass die Gemeinde den Eigenanteil von rund 1,4 Millionen Euro ohne Kreditaufnahme aus Eigenmitteln finanzieren könne.
